Am 4. April 2020 jährt sich zum 75. Mal der Tag, an dem kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs die Kitzinger Mainbrücken gesprengt wurden.
Da in jenen Tagen der Volkssturm bereits nicht mehr erreichbar war, hatte der Kommandeur der über Kitzingen zurückweichenden deutschen Soldaten, Major Dietrich, zusammen mit seinem Kampfgruppenführer, Hauptmann Moritz, nach einer Besprechung mit Bürgermeister Siegfried Wilke und der Volkssturmführung beschlossen, Kitzingen kampflos zu räumen.
Wie im 1948 erschienenen Buch "Kitzingen im Schicksalsjahr 1945" von Dr. Hans Willmann nachzulesen ist, erreichte der am Abend gefasste Beschluss der kampflosen Räumung und der Verzicht auf die bereits angeordnete Sprengung aller Kitzinger Brücken (mit Ausnahme der Neuen Mainbrücke) zwar den Kommandeur des Fliegerhorstes, doch wurde der Befehl zur Sprengung nicht mehr zurückgezogen: Deutsche Pioniere lösten die Zünder aus.
Kurz vor Mitternacht fiel Brücke um Brücke
"Zwischen 23 und 24 Uhr fiel zuerst die Gerolzhöfer Brücke, dann die alte Mainbrücke und entgegen einem ausdrücklichen Befehl die Neue Mainbrücke und zum Schluss die Nürnberger Eisenbahnbrücke", hatte Dr. Hans Willmann damals aufgeschrieben.
Als im Frühjahr 1996 vorbereitende Arbeiten für den Bau der Nordbrücke begannen, wurde am Ostufer des Mains der verbliebene Bahndamm mit dem Rest des Brückenschlages hinter dem Bayern-Heim freigelegt. Die Eisenbahnfreunde Kitzingen (EF) hatten bei mehreren Besichtigungen, die schon einige Jahre zurückliegen, Mauerreste vorgefunden, die jedoch wegen des dichten Baum- und Strauchbewuchses nur oberflächlich zu besichtigen waren.
Nachdem Bäume und Büsche beseitigt waren, stand fest: Der Mauerrest war das letzte Stück des ersten Brückenbogens am Etwashäuser Mainufer. Die Eisenbahnfreunde beantragten bei der Stadt zu prüfen, ob dieses Fragment der einst markanten Brücke nicht im Zuge der angekündigten Baumaßnahme „Nordtangente“ geborgen und als Denkmal aufgestellt werden könnte.
Da der Abbau des Natursteinmauerwerkes mit Wiedererrichtung der einzelnen Teile im Kreisel bei der Firma Fehrer damals etwa 55 000 D-Mark (rund 28 000 Euro) gekostet hätte, wurde der letzte Rest der Gerolzhöfer Eisenbahnbrücke auf einer Bauschuttdeponie entsorgt.