„Jede Band besuchte die andere bei deren Auftritten. So waren immer schon mal eine Handvoll Leute da“, sagt Clemens Traut. Und der einstige Gitarrist der Kitzinger Kult-Band „Black Honey“, sagt das mit ein bisschen Wehmut. Ja, die Musikszene im Landkreis Kitzingen war in den 80er-Jahren nicht nur eine vielfältige. Sie war auch von Freundschaft gekennzeichnet.
In Iphofen gab es „Cool Aid“, die harten Rock und eigene Songs spielten. Aus Buchbrunn stammten „Desert In“ mit Blues- und Rock-Klängen aus ihrer Feder. Reggae-Musik spielten die „Illegals“. Gecovert haben auch die immer noch live spielenden „Crazy Papas“ aus Hohenfeld. Weitere Bands waren „Inner G“ und die Gruppe „Scrunch“, die mit Schminke rund um die Augen auftrat. Mit Samples, zu denen er auf einer Gitarre phantasievolle Klänge erzeugte, war Wolfgang Worschech alias „Crashing Wolf“ eine Ausnahmeerscheinung.
Ein Bindeglied war der amerikanische Bassist Cedric Stewart, der mit der einstigen Besatzungsmacht in die Garnisonsstadt Kitzingen gekommen war und in der Folge die Szene regelrecht aufmischte. „Cedric spielte in zahlreichen Bands und hatte ein absolut ansteckendes Wesen“, so Traut über den Tieftöner, der mittlerweile in einer professionellen Band in Baden-Württemberg spielt. Mit ihm und „Black Honey“ spielte der 52-Jährige mehrere Male in der Sulzfelder Drachengrotte, in der Kitzinger Himmelsleiter, im Dettelbacher Schützenhaus oder in der Volkacher Bienenwabe und der Neuen Heimat sowie im „Amsterdam“ in Kolitzheim. Spielstätten, die es heute nicht mehr gibt. Auch Open Airs, wie sie einst an der Dettelbacher Mainfähre, am Kitzinger Bayernheim oder am Campingplatz am Main stattfanden, sucht man heutzutage vergeblich in den Veranstaltungskalendern der Kreisstädte.
„Es ging immer bis zwei oder halb drei, die Sperrstunde hat damals noch niemanden so wirklich interessiert“, erinnert sich Traut. Die Bands spielten meist eigene Sachen und füllten ihr Programm mit Cover-Songs auf, um einen Abend bestreiten zu können. Bei „Black Honey“ waren das funkige Sachen a la Mothers Finest oder Level 42.
Neben Traut sind aber noch andere Musiker, die in den 80er-Jahren ihre ersten Gehversuche auf der Bühne unternahmen, heute noch aktiv. Einer davon ist Tom Freitag, heute in der Eric-Clapton-Coverband „Claptonmania“ in ganz Deutschland unterwegs. Aus der Band „Pegasus“, die aus Schülern des Gymnasiums in Münsterschwarzach bestand, gingen 1983 „Featuring Fun“ hervor, die ein abwechslungsreiches Rock-Pop-Coverprogramm boten. Damals dabei war Stefan Hubert, der zum Ende des Jahrzehnts die Hardrock-Coverband „Pink Dragon“ mitgründen sollte, die heute noch hin und wieder zusammenkommt.
„Featuring Fun“ spielten bis ins Jahr 2001 hinein mehrere Auftritte im Kitzinger Raum. Ein denkwürdiger fand im Fasching 1989 in der Kitzinger Florian-Geyer-Halle statt, als die Band für die in den 80ern wieder auferstandenen Sixties-Helden „Shakers Five“ den Abend eröffnete. Die Reunion der Gruppe war damals eine kleine Sensation und brachte 1400 junge und jung Gebliebene auf die Beine, wie die Medien berichteten.
Am Bass in den 60ern wie in den 80ern war damals ein Mann, der eigentlich in jedem Jahrzehnt mit herangezogen werden muss, wenn es um die Beschreibung der Musikszene geht: Wolfgang Popp. Der Bassist war auch bei der Band „Sunset“ aktiv, die in den 80ern große Erfolge rund um Kitzingen feierte. „Denkwürdige Auftritte fanden in Sickershausen im Saalbau Güntner, in der Scheune in Buchbrunn oder im brechend vollen Dekanatszentrum in Kitzingen statt“, erinnert sich Popp.
Die Band hatte damals auch schon Roadies und professionelles Equipment dabei. „Sunset“ bestand neben Popp aus Helmut Mitterholzer (Gitarre, Gesang), Willy Schmitt (Tasten, Gesang), Peter Güntner (Schlagzeug, Gesang) und Dieter Scholz (Gitarre, Gesang).
Zu Beginn der 80er stieß dann der stimmgewaltige Amerikaner Bobby Mitchell zur Band und erweiterte das Repertoire vor allem um eigene Songs und welche aus der Country-Rock-and-Roll-Szene. Nach dem Weggang von Bobby Mitchell kam Robert Page von den Champions zur Band. Die spielte nun außerhalb des Landkreises. „Es waren Lieder dabei von Asia, Santana, ELO, Clapton, Pink Floyd, NDW und vieles mehr“, beschreibt Popp das Programm. Die Auftritte der Band in der „Flo-Halle“ zu Fasching waren legendär, er werde heute immer noch – nach etwa 30 Jahren – mit Begeisterung darauf angesprochen. In diese Zeit wurde mit spezieller Lichtshow mit riesigen Dias, Feuerwerk und extra Gold-und Silberklamotten eine „Astroshow“ konzipiert und aufgeführt, was jedoch nicht in allen Sälen ging. „Sunset“ produzierten zudem eine Single mit zwei eigenen Songs im Tonstudio PAS Mönchsondheim.
Tanz durch die 80er Jahre
Rock und Pop auf deutsch, Schulterpolster, Zauberwürfel: Unter anderem dafür standen die 80er Jahre Für einen Abend kehrt das schrille Jahrzehnt zurück nach Würzburg – bei der großen 80er-Party am Freitag, 28. November, im Vogel Convention Center (VCC). Den passenden Sound liefern die Band „Studio 84“ und Neue-Deutsche-Welle-Star Markus („Ich will Spaß“). Wer tief in den Kleiderschrank greift und ein Original-Outfit aus jener Zeit findet und anzieht, kann bei der Party sogar Tickets für ein anderes 80er-Jahre-Original gewinnen, nämlich für das Konzert von Mark Knopfler im kommenden Jahr in Bad Kissingen.
Party-Tickets zu 12 Euro bzw. 15 Euro gibt es bei den Main-Post-Geschäftsstellen in Würzburg und Schweinfurt oder unter Tel. (09 31) 60 01 60 00.