
Goethe tat es und war sich keiner Schuld bewusst, Berthold Brecht, Thomas Mann, Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel dachten sich genauso nichts dabei, wie der Komponist Richard Strauss, der aber dafür zahlen musste. Die Rede ist vom Diebstahl geistigen Eigentums oder der Verletzung des Copyrights. Ein spannendes Thema mit zahlreiche Facetten. „Alles nur geklaut?“ so die rhetorische Frage, die am Sonntag als Überschrift über der Neujahrs-Soirée des Rotary-Clubs Kitzingen stand.
300 Jahre Musikgeschichte
Rund 180 Gäste waren der Einladung zu der Traditionsveranstaltung in die alte Synagoge nach Kitzingen gefolgt, deren Erlös wie immer einem guten Zweck zu Gute kommt. Sie erlebten einen spannenden und kurzweiligen Nachmittag samt einem Ausflug in 300 Jahre Musikgeschichte. Als Referenten hatte Präsident Reiner Gaar heuer seinen Berufskollegen Kirchenmusikdirektor Christian Kabitz gewinnen können. Dem vielfach ausgezeichnete Würzburger Kulturpreisträger und künstlerischen Leiter des Mozartfestes gelang es auf humorvolle Art und Weise, den Zuhörern ein Thema nahe zu bringen, das bis heute an Aktualität nicht verloren hat.
Zunächst erfuhren die staunenden Zuhörer, dass die ersten Plagiatsvorwürfe bis in das erste Jahrhundert nach Christus zurückreichen, als der Dichter Martial seinem Kollegen Fidentinus vorwarf, seine Texte als seine eigene auszugeben und vorzutragen. Er nannte seinen diebischen Kollegen damals Plagiarius was soviel wie Menschenräuber und Sklavenhändler bedeutet. Der Begriff Plagiat war geboren.
Strauss zahlte Strafe
Als weiteres Beispiel nannte Kabitz das weltbekannte Stück „Funicoli Funicola“ des italienischen Komponisten Luigi Denza. Der hatte es als Werbelied für die Seilbahn auf den Vesuv geschrieben und Richard Strauss baute das Stück als italienisches Volkslied kurzerhand in seine Sinfonie „Aus Italien“ ein, wurde von Denza verklagt und musste fortan bei jeder Aufführung fünf Prozent der Einnahmen an diesen abführen.
Auch später wurde geklaut, was das Zeug hielt. Die Zuhörer erfuhren, dass sich Berthold Brecht in seiner Dreigroschenoper fremder Texte bediente, Georg Harrisons „My sweet Lord“ bei der Gruppe „The Chiffons“ abkupferte. Als Kuriosum der Geschichte bezeichnete Christian Kabitz den Versuch Westdeutschlands (in den 1950er Jahren) die DDR zu verklagen. Der Grund: Die von Hanns Eisler komponierte DDR-Nationalhymne „Auferstanden aus Ruinen“, sei angeblich von „Goodbye Johnnie“ des Komponisten Peter Kreuder abgekupfert worden.
Unterstützt von den Musikern Miroslaw Bojadzijew (Violine), Michaela Schlotter (Klavier) und Matthias Schmitt (Marimbaphon), zeigte der Referent anhand verschiedener Beispiele auf, wie sich manche Stücke – beispielsweise als Parodien – in anderen Stücken wiederfinden, und dass sich viele Künstler seit Urzeiten bei anderen bedienen, ganz nach dem Motto besser gut geklaut als schlecht erfunden
Der Erlös der Veranstaltung wird laut Gaar heuer dem Shaligram Kinderhaus und einer Armenapotheke in Nepal sowie einem Projekt auf den Philippinen zufließen, wo Kinder und bedürftige kostenlos Zahnbehandlungen erhalten. Dafür, dass das Geld auch dort ankommet, garantieren die beiden Höhenbergsteiger Peter Schöderlein (Dettelbach) und Christine Reuter (Bad Mergentheim) und der Zahnarzt Dr. Georg Lilly (Kitzingen), die die jeweiligen Projekte persönlich unterstützen.
Großes Lob für die von den Kitzinger Mitgliedern seit vielen Jahren, ganz im Sinn des rotarischen Gedankens geleistete Arbeit gab es vom District Governor Rolf Rimbo.