
Der Auftakt ist gemacht. Müde, aber mit einem Strahlen in den Augen zieht Christian Kreß Bilanz: "Wir sind mit kleiner Karte langsam gestartet, um ein bisschen Routine in den neuen Räumen zu bekommen. Jetzt können wir richtig loslegen." Der 41-jährige Koch aus Castell hat den "Kniebrecher" übernommen. Früher eine Schreinerei, später Bistro und Café, wird aus dem schmucken Bruchsteinhaus im Herzen Castells unter Kreß' Regie nun das "Restaurant Kniebrecher".

Nachdem Christian Kreß in der Astheimer Schwane den Beruf des Kochs erlernt hatte, arbeitete der Casteller in ganz verschiedene Küchen: in einem Augsburger Karibik-Restaurant, auf dem Kreuzfahrtschiff Aida-Vita und im österreichischen Hotel Walserberg in Warth. "Ich wollte viele Erfahrungen sammeln. Dabei bin ich immer qualitätsbewusster geworden."
Nach zwei Jahren als Koch im Birklinger "Augustiner am See" heuerte er 2012 in der Casteller Schwane an, 2017 übernahm er den Landgasthof. Drei Jahre später war es Zeit für etwas Neues: Kreß ließ sich als Privatkoch in einem großen Haushalt einstellen. Als nun der Casteller "Kniebrecher" einen neuen Pächter suchte, überlegten Christian Kreß und seine Lebensgefährtin Charlotte Scholz: Könnte der Traum von einem eigenen Restaurant hier wahr werden?
Christian Kreß kocht auch mal vegetarisch und vegan

Sie arbeiteten ein Konzept aus, bauten eine neue Küche ein, gestalteten den Gastraum nach ihrem Geschmack in Naturfarben um. Gut 20 Sitzplätze gibt es innen, weitere 20 draußen. Von Freitag bis Montag soll der Kniebrecher jeweils ab 12.30 Uhr bis gegen 21 Uhr geöffnet sein. "Unser Hauptgeschäft sehen wir im Restaurant-Betrieb abends", erklärt Kreß. Zuvor gibt es Quiche, Blaue Zipfel und Ähnliches, Kaffee, Kuchen und hausgemachtes Eis. Abends werden Gerichte à la carte serviert, verschiedenen Vor-, Haupt- und Nachspeisen zum freien Kombinieren. Auch Vegetarisches und Veganes steht auf der Speisekarte.
Jedes Lebensmittel wertschätzen
"Ich verarbeite gern Regionales und Saisonales, bin aber nicht dogmatisch", stellt Christian Kreß fest. "Wichtig finde ich, jedes Lebensmittel wertzuschätzen. Ein einfaches, gutes Schnitzel schön im Butterschmalz zu soufflieren, macht mir genauso Freude wie feines Rinderfilet zuzubereiten." Gern dürfen auch mal Einflüsse aus den Küchen der Welt für Abwechslung sorgen. "Essen soll einfach Spaß machen."

Die Kissen im Restaurant stammen aus alten Mehlsäcken der Heumühle
Charlotte Scholz nickt: "Der Gast soll bei uns nicht so ein durchlaufender Posten sein. Er soll sich wohlfühlen, in angenehmer Umgebung toll essen und trinken. Und am Ende glücklich nach Hause gehen." Die gelernte Winzerin hat schon immer gerne gekellnert. Jetzt freut sich die gebürtige Berlinerin darauf, ihren Christian am Wochenende in seinem Restaurant zu unterstützen.

Schon im Vorfeld hat sie sich bei der Raumgestaltung kreativ eingebracht. "Wir haben zum Beispiel aus Mehlsäcken der Casteller Heumühle Kissen fürs Restaurant genäht", sagt sie und zeigt auf rustikales Leinen, auf dem noch die alte Aufschrift "Mühle Castell" zu lesen ist.
Kreß und Scholz haben auch sonst viele Ideen. "Wir werden sicher mal ein Winzermenü anbieten oder kulinarische Weinproben", schaut Charlotte Scholz in die Zukunft. "Wichtig ist uns, mit Liebe und Leidenschaft an alles ranzugehen." Christian Kreß bestätigt das: "Ich bin der Typ, der alles, was er macht, voll und ganz macht. Ich fiebere darauf hin, in meinem eigenen Restaurant jetzt richtig zu kochen."