
Der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen und der Kreisverband Kitzingen des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) laden am Mittwoch, 6. April, um 19.30 Uhr zu einer Buchvorstellung in die Alte Synagoge Kitzingen ein.
Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung des Fördervereins ehemalige Synagoge entnommen: Eingeleitet von Klaus Wenzel, dem Ehrenpräsidenten des BLLV, stellen die Autoren Max Liedke und Wolfgang Sosic ihr 2021 publiziertes Buch "Von Aufbrüchen und Tragödien. Jüdische Mitglieder im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) 1861 – 1945" vor.
Erstmals dokumentiert wird hier auch die frühe Mitgliedschaft jüdischer Lehrer aus dem hiesigen Landkreis, etwa Naphtalie Bamberger, letzter Kantor aus Kitzingen (seit 1901), Siegbert Friedmann, letzter jüdischer Lehrer vor Ort (seit 1911), Simon Brückheimer aus Marktbreit (seit 1912), Abraham Mannheimer aus Dettelbach (seit 1887), der mit drei seiner Töchter ermordet wurde oder Abraham Frank (seit 1895), der 43 Jahre in Rödelsee als Lehrer, aber auch als Vorbeter, Schächter und Friedhofsverwalter tätig war.
Bis 2021 war unbekannt, dass der BLLV über 250 jüdische Mitglieder hatte
Die Dokumentation ist jüngstes Werk im Aufarbeitungsprozesses des Lehrerverbands, der sich seit der Jahrtausendwende intensiv mit der eigenen Historie zwischen 1933 und 1945 auseinandersetzt.
Julius Streicher, 1946 als "Judenhetzer Nr. 1" hingerichtet, war Mitglied des größten Bayerischen Lehrerverbandes (BLLV). Das war bis 2014 unbekannt. Bis 2021 war ebenso unbekannt, dass der BLLV über 250 jüdische Mitglieder hatte, darunter über 20 Opfer des Holocaust. Unterfranken war der Mittelpunkt der jüdischen Lehrerschaft in Bayern. Der Ehrenpräsident des BLLV, Klaus Wenzel, hat 2011 öffentlich Schuld und Scham des Lehrerverbandes eingestanden und eine breite Aufarbeitung angeregt.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband hat nach 1945 seine Einbindungen in den Nationalsozialismus weitgehend verdrängt, verschwiegen. Keineswegs war der BLLV der Nachkriegszeit ein noch nationalsozialistisch durchsetzter Lehrerverband. Er war seit seiner Gründung 1861 (Erstgründung 1823) ein demokratisch verfasster Verband und eben deshalb bereits im 19. Jahrhundert schon zweimal verboten. Aber während der Nazizeit hatte er sich dem herrschenden System ohne großen Widerstand angepasst.
Darüber wurde nach 1945 aber nicht geredet. Es gab wegen der Entnazifizierungsverfahren ohne Zweifel auch ein Interesse, die Einbindungen des Verbandes in den Nationalsozialismus zu verschweigen oder zu schönen. In den folgenden Generationen des Verbandes waren diese Einbindungen faktisch vergessen.
Die Besucher der Veranstaltung werden gebeten, die für öffentliche Veranstaltungen geltenden Pandemie-Regeln einzuhalten.