Eine der Veranstaltungen, bei der sich das Gendern definitiv erübrigt - denn hier sitzen nur Frauen im Publikum. Männer dürfen lediglich auf der Bühne oder als Helfer aktiv sein. Aber eigentlich ist die Wiesentheider Steigerwaldhalle an diesem Tag fest in Frauenhand. Rund 800 von ihnen sind gekommen zur 14. Auflage der Frauenfaschingssitzung der KoKaGe.
Gemäß dem diesjährigen Motto "Ab ins All" war die Halle in galaktisches Licht getaucht, viele Aliens, Mitglieder der Startrek-Crew und einige Agentinnen geheimer Weltraumorganisationen wurden gesichtet. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt und es ist ganz erstaunlich, wie schnell etwas Rettungsfolie oder ein paar glitzernde Kabelbinder eine Dame in ein funkelndes außerirdisches Wesen verwandeln.
Außerirdisch ging es auch auf der Bühne zu: Noch vor der offiziellen Begrüßung trat Meister Yoda alias Volker Zink aus den Star Wars-Filmen auf die Bühne und stimmte die Damen auf den Abend ein. Sogleich landete ein Ufo, dem nach einigem Mühen die Crew aus Bully Herbigs "Traumschiff" entstieg. Kirk, Spucki und Schrotti hatten sich zwar verflogen, aber weil sie schon mal da waren, zeigten sie den begeisterten Damen den "Spacetaxi-Tanz", denn: "Wir haben gehört, wir dürfen nur in die Jungs-Umkleide, wenn wir Tänzer sind."
Tänzer gab es zahlreiche am Samstag: Den Auftakt machten die Taphouse Steptänzer aus Würzburg. Mit scheinbar federleichten Bewegungen zeigte die Crew um Steffen Wolf höchste Steptanzkunst. Ein Wiedersehen gab es mit der Travestiekünstlerin Elke Winter: Sie war zuletzt 2019 in Wiesentheid zu Gast und kam nun funkelnder denn je zurück. Mit eindeutig zweideutigen Geschichten trieb sie einigen Damen die Schamesröte ins Gesicht. Die Zuschauerinnen feierten den Gaststar aus Hamburg frenetisch. Mit einer Mischung aus Gesang und Comedy traf sie den Nerv ihres Publikums perfekt.
Perfektion in Sachen Akrobatik und Tanz gab es dann in schneller Abfolge von den Turedancern aus Zellingen. Der neunfache bayerische Meister im Männerballett zeigte eine Geschichte von Gondolieres aus Venedig mit dem Titel "Glanz und Gloria". Die Brüder Jim und John Förster aus Berlin waren zum zweiten Mal zu Gast. Mit Akrobatik und Laserlichtern begeisterten die "Future brothers" ihre Zuschauerinnen – auch weil sie nach und nach weniger anhatten.
Gentlemen krönen den Dschungelkönig
Heimvorteil hatten natürlich die "Gentlemen", das Männerballett aus Wiesentheid. Sie tanzten eine Persiflage auf das Dschungelcamp, bei der am Ende natürlich ein Dschungelkönig feierlich gekrönt wurde. Den Damen gefiel, was sie sahen: Viele standen auf und tanzten zur Musik mit, es wurde wild geklatscht und gefeiert. Ohnehin ist die Frauensitzung eine Veranstaltung, bei er es das Publikum nicht lange auf den Plätzen hält. Immer wieder gab es Einlagen, die zum Tanzen einluden. Dabei wurden die Zuschauerinnen von den beiden Sitzungspräsidentinnen Birgit Kober und Heidi Ansorge auch einige Male auf die Bühne zum Feiern eingeladen, was rege genutzt wurde.
Hip-Hop- und Breakdance-Moves kamen dann von der Dejawue Dance School aus Würzburg. Die Crew rund um Chef Thomas alias "Baggy" beeindruckte mit gekonnten Sprüngen und Flips. Anschließend flogen mit dem Männerballett "Hasekühle" aus Grünsfeld Dädalus und Ikarus etwa zu nahe an die Sonne. Altgriechische Mythologie mit akrobatischem Tanz erzählt – das sieht man auch eher selten. Ebenfalls mythisch ging es bei den "Heringen" aus Kaichen zu. Die Jungs erzählten in ihre Performance die Geschichte von Gaja, der Mutter der Erde. Dabei feierten sie mit ihrer Show Premiere, sie zeigten sie zum ersten Mal auf einer Bühne. Und das, obwohl einer der Tänzer am Tag zuvor Vater geworden war.
Ein Schluck Rohrfrei für die "Putzfraa"
Einen inhaltlichen Höhepunkt bot dann die "fränkische Putzfraa" Ines Procter, die den Damen einen wichtigen Rat gab: "Lasst euch net von außen verrückt machen, seid es lieber selber!" Nach einem kräftigen Schluck aus der Flasche Rohrfrei musste sie dann schon zum nächsten Auftritt weiterziehen. Den tänzerischen Abschluss bildete dann die Gruppe Dance United aus Wartenberg, nahe Erding. Ihr Pyramiden und Sprünge waren so hoch, dass die Decker Steigerwaldhalle fast etwas zu niedrig war.
Zum großen Finale kamen alle Künstler nochmals auf die Bühne. Elke Winter sang den Song zum Abschluss und mit ihr feierten die Elferätinnen, Akteure und Zuschauerinnen noch eine ganze Weile in die Nacht hinein. Zur After-Show-Party durften dann auch Männer die Halle betreten, so will es die Tradition beim Wiesentheider Frauenfasching.
Die Mitwirkenden waren: Moderation: Birgit Kober und Heidi Ansorge; Traumschiff-Crew: Markus Wicher, Ewald Wächter, Matthias Stöhr; Taphouse Steptänzer Würzburg, Elke Winter Hamburg, Turedancer Zellingen, Future brothers, Jim & John Berlin, Gentlemen Wiesentheid, Dejawue Dance School Würzburg, Hasekühle Grünsfeld, Heringe Kaichen, Ines Procter Erlabrunn, Dance United Wartenbeg.