Wie verhalte ich mich eigentlich bei einer offiziellen Essenseinladung? Wie ziehe ich mich an, wenn mein Chef zum Geschäftsessen einlädt? Antworten auf diese Fragen suchten die Zehntklässlerinnen der Volkacher Mädchenrealschule (MRS) im Restaurant zur Schwane in Volkach bei einem Gourmet-Menü.
„Wir wollen die Mädchen fit für die Zeit nach dem Schulabschluss machen. Manches kann die Schule allein nicht leisten“, sagte Andrea Bätz zu Beginn des Treffens. Die Vorsitzende des Freundeskreises der MRS und ihre Mitstreiter organisieren diese Trainingseinheit seit Jahren mit Erfolg für die Hauswirtschaftsklasse. In der Schule hatten die jungen Frauen bereits die Theorie erfahren. Jetzt stand der praktische Teil des Kurses an.
Die Fit-fürs-Leben-Schulung begann im Hotel Turmdieb bei einem festlichen Secco-Empfang – alkoholfrei, versteht sich. Bei delikatem Fingerfood mit Forelle, Käsetörtchen und Ziegenkäsestrudel konnten die erlernten Verhaltensregeln gleich ausprobiert werden. Das leckere Intro servierte Sabine Hegwein. Sie ist Auszubildende zur Hotelfachfrau im dritten Lehrjahr im Hotel Zur Schwane und hat ihren Realschulabschluss ebenfalls in der MRS absolviert.
Gute Nachbarschaft
„Wir haben die Einladung nicht ganz uneigennützig ausgesprochen“, erklärte Schwane-Chefin Eva Pfaff-Düker. „Vielleicht interessiert sich ja eine Schülerin für einen Beruf in der Gastronomie oder Hotellerie.“ Außerdem diene die Gourmet-Einheit der guten Nachbarschaft zwischen Schule und Hotel in der Altstadt. Vom Turmdieb ging es weiter zur Schwane. Dort sind die Tische bereits festlich gedeckt. Ein Drei-Gänge-Menü mit Schiefertrüffelsuppe, Winterkabeljau und Apfel-Quitte-Dessert wartet auf die schick gekleideten Gäste. „Gut, dass wir das im Unterricht schon gelernt haben“, sagt Franziska Kornell und blickt auf die Besteckteile rund um die Teller. Sie erinnert sich an einen ganz wichtigen Satz aus der Schulküche: „Geschäftsessen sind Momente der Wahrheit, bei denen guter Ton und Tischkultur wichtig sind.“ Schließlich könne Tischkultur ganz entscheidend zum persönlichen Erfolg beitragen.
Was man erzählen darf
Die Kunst des Small-Talks beherrschen die meisten Teilnehmerinnen bereits, wobei sich die eine oder andere etwas zügeln muss. „Mit meinen Klassenkameradinnen ist das einfach“, sagt Laura Paulus. „Aber was rede ich bei einem Geschäftsessen. Darf ich da auch Privates aus der Familie erzählen?“ Ingeborg Weimann, Lehrerin für Haushalt und Ernährung, nickt. „Warum nichts Privates reden, wenn es zur allgemeinen Kontaktfindung beiträgt. Aber nicht zu viel von sich preisgeben.“
Der Pädagogin ist es sehr wichtig, dass „sich die Mädchen im späteren Berufsleben sicher bewegen können“. Ihr erster Tipp an die baldigen Schulabgängerinnen: „Man muss nicht alles wissen. Man kann auch das geschulte Personal in der Gastronomie fragen.“ Bei der Kleidung könne man mit einem klassischen Kostüm nichts falsch machen. „Der Rock sollte nicht zu kurz sein, die Oberteile nicht zu durchsichtig.“
Schwane-Geschäftsführer Florian Bauer erklärt, wie man zu Beginn eines Treffens durch Smalltalk das Eis schmelzen lässt. „Welches Glas zu welchem Wein?“ Bauer kennt die Regeln am festlich gedeckten Tisch und gibt sie an viele offene Ohren weiter.
Von der Dekoration der Tische ist Franziska Kornell begeistert. „Da kann ich einige schöne Tipps für meine praktische Abschlussprüfung mit nach Hause nehmen“, zieht sie am Ende ein positives Fazit. Und Laura Paulus schwärmt: „Es war ein wunderschöner Abend.“
Freundeskreis
Den Freundeskreis der Mädchenrealschule gibt es schon seit über zehn Jahren. In dieser Zeit hat der Kreis insgesamt 20 000 Euro für Projekte, Lehr- und Lernmittel an der Schule bereitgestellt.
215 Mitglieder hat der Freundeskreis. Er schreibt Kurse für die Mädchen aus wie „Lernen lernen“, „WenDo – Das Selbstbewusstsein stärken“ sowie Rhetorik- und Kunstseminare.