
Der gebürtige Wiesentheider Peter Arndt hat einen Roman geschrieben. In seinem Buch "Die Wetterseite der Bäume" zeichnet er die Lebensgeschichte seines Vaters Nikolaus Arndt nach. Am Freitag, 7. Juni, um 19 Uhr liest er im Historischen Pfarrhaus in Wiesentheid aus dem Werk, das er auf der Buchmesse in Leipzig vorstellte.
Peter Arndt lebt mittlerweile in Bamberg, sein Bezug zu Wiesentheid ist nicht nur wegen seiner dort lebenden Geschwister aber immer noch groß. Die Lesung dort freut ihn. "Es ist für mich etwas ganz Besonderes, diesen Teil aus dem Leben meines Vaters gerade in Wiesentheid vortragen zu dürfen", sagt er.
Zweimal die Heimat verloren
Der Markt sei recht schnell zur Heimat für seinen Vater geworden, nachdem dieser zweimal seine Heimat verloren hatte. "Er wurde bestens aufgenommen und fühlte sich ohne Einschränkungen dazugehörig. Das wurde durch die Verwurzelung unserer Mutter in Abtswind natürlich befeuert", blickt Peter Arndt zurück.
Im Buch geht es um Kolja, einen Jungen, der vom Kriegsausbruch 1939 an eine lange Odyssee erlebt. Peter Arndt zeichnet den Weg des elfjährigen Jungen nach, der Umsiedlung, Tod der Mutter, Eingewöhnung in einen neuen Kulturkreis, Zusammengehörigkeit mit Gleichaltrigen und die Schrecken des Krieges erlebt.
Sein Weg führt ihn von einem abgelegenen Landstrich in Wolhynien in der Westukraine ins Sudetenland, weiter nach Ostpolen und schließlich nach Wiesentheid. Dort landet Kolja – oder Nikolaus Arndt, die wahre Person, an die die Romanfigur angelehnt ist – in Wiesentheid. Dort wurde er heimisch. Kurzzeitige Gedanken ans Auswandern verflogen, auch weil er seine spätere Frau Elisabeth kennen und lieben lernte, die aus Abtswind stammte.
Arndt arbeitete zunächst auf dem Bau, ging weiter zur Schule und wurde ein engagierter Architekt. Eine weitere Leidenschaft pflegte er mit großem Einsatz als Historiker. Hierzu drückte er in späteren Jahren noch einmal die Schulbank an der Universität. Darüber hinaus engagierte sich Nikolaus Arndt in der SPD als Kommunalpolitiker für seine Heimatregion.
Bundesverdienstkreuz und die Willy-Brandt-Medaille
Zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz und die Willy-Brandt-Medaille, bekam er für sein vielfältiges Wirken. Ein Anliegen war ihm die Völkerverständigung in Europa. Besonders die Ukraine, Polen, Russland und Frankreich lagen ihm, der sechs Sprachen beherrschte, am Herzen.
Das Schicksal seiner Familie ließ Peter Arndt keine Ruhe, deswegen hat er die außergewöhnliche Geschichte aufgeschrieben. Als "Kriegsenkel", wie er seine Generation bezeichnet, konnte man zwar mitfühlen, man wusste aber wenig über die schwierige Zeit, weil die Eltern nicht sprechen konnten oder wollten. "Wir wollten verstehen, warum sie so waren", sagt er in der Hoffnung, mit dem Buch einige Mosaiksteinchen zu Antworten beisteuern zu können.