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Gute Entwicklung: Geschäftsführer Frank Pfeuffer betrachtet mit seinem Mitarbeiter von der Entwicklungsabteilung die Fortschritte bei einer neuen Körnerzählmaschine. Die Kitzinger Pfeuffer GmbH freut sich über sehr gute Exportzahlen.
Foto: Ralf Dieter | Gute Entwicklung: Geschäftsführer Frank Pfeuffer betrachtet mit seinem Mitarbeiter von der Entwicklungsabteilung die Fortschritte bei einer neuen Körnerzählmaschine.
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 06.03.2015 16:25 Uhr

Die Zahlen sind beeindruckend. Und die Arbeit dahinter erst Recht. Der Export gilt als der Motor der deutschen Industrie. In Mainfranken schnurrt der Motor – auch wenn die politischen Entwicklungen in Osteuropa Sorge bereiten.

Frank Pfeuffer ist zufrieden. Die Geschäfte laufen gut. Vor sieben Jahren hat er zusammen mit seinem Bruder Lothar den Betrieb in der Kitzinger Flugplatzstraße von den Eltern übernommen. Mess- und Prüfgeräte für die Landwirtschaft werden dort hergestellt und in mehr als 70 Länder dieser Erde geliefert. Die Pfeuffer GmbH ist ein global player.

„Es geht nur mit guten und verlässlichen Partnern vor Ort.“
Frank Pfeuffer

Entwicklung, Programmierung, Fertigung, Labor, Buchhaltung, Versand, Lagerhaltung, Reparatur: alles wird in Kitzingen erledigt. Und von hier aus in die Welt geliefert. Ein weltweites Netz haben Frank und Lothar Pfeuffer im Lauf der letzten Jahre aufgebaut. „Es geht nur mit guten und verlässlichen Partnern vor Ort“, sagt Frank Pfeuffer. Bestes Beispiel: Rumänien. Dort haben die Pfeuffers einen Vertragspartner, der quasi rund um die Uhr für Endabnehmer wie Landwirte, Händler oder Genossenschaften da ist. Der nicht nur berät, sondern auch repariert und flexible Lösungen findet. Die Folge: Rumänien ist zum Exportland Nummer 1 für das Kitzinger Unternehmen aufgestiegen.

In ganz Mainfranken wird der Export immer wichtiger für die Wirtschaft. Innerhalb von 20 Jahren ist die Exportquote um rund 20 Prozent gestiegen. Mittlerweile erwirtschaften die mainfränkischen Unternehmen fast jeden zweiten Euro mit dem Auslandsgeschäft, wie die IHK ermittelt hat. Auch bei Pfeuffer steigen die Umsatzzahlen seit 2000 kontinuierlich an. Vor allem wegen des Exports. Von einer Erhöhung der Exportquote um rund 2,6 Prozent spricht Frank Pfeuffer. Jahr für Jahr. 2006 lag die Quote noch bei relativ bescheidenen 38 Prozent. In diesem Jahr kalkuliert das Unternehmen mit 61 Prozent. Dazu kommt noch der indirekte Export, also Waren, die zu einem deutschen Partner geliefert werden und von dort ins Ausland gehen. Pfeuffer geht deshalb davon aus, dass zwei Drittel seiner Erzeugnisse für den Auslandsmarkt bestimmt sind.

Eine erfreuliche Entwicklung und gleichzeitig eine große Herausforderung – angesichts der unsicheren weltpolitischen Lage. In die Ukraine hat Pfeuffer 2012 noch die dritt meisten Mess- und Prüfgeräte geliefert. Mittlerweile ist der Handel mit dem krisengeschüttelten Land beinahe eingeschlafen. Russland liegt in der Prognose für das Jahr 2014 noch auf Rang drei. Doch das Handelsembargo wird seine Auswirkungen haben.

„Solche Embargos bringen nichts“, meint der Geschäftsführer. „Man bestraft damit nur die Bevölkerung“. Letztendlich seien die Menschen und Länder in dem weltweit verzahnten Handelssystem aufeinander angewiesen. „Wir brauchen Öl und Gas aus Osteuropa und die Menschen dort unsere Technik und Maschinen.“

Ein weiteres Beispiel für unvorhersehbare politische Entwicklungen ist Syrien. Dort hatte Pfeuffer 2009 noch einen Großauftrag bekommen und abgewickelt. „Das Land war auf einem guten Weg“, erinnert sich Frank Pfeuffer. „Die Versorgung mit eigenem Getreide war auf drei Jahre gesichert.“ Dann kam der Krieg. Die Aufbauarbeit war umsonst.

Krisen, Kriege, Handelsembargos: Für international tätige Unternehmen unvorhersehbare Risiken. Pfeuffer hat es da noch vergleichbar gut. „Gegessen wird immer und überall“, sagt Frank Pfeuffer. Die Messgeräte, die beispielsweise die Temperatur in Silos oder den Feuchtigkeitsgehalt von Getreide bestimmen, sind weltweit gefragt. Wenn eine Region instabil wird, versuchen die Brüder andere Märkte zu erschließen. „Im kommenden Jahr wollen wir unsere Aktivitäten in Frankreich intensivieren“, kündigt der Diplom-Kaufmann an. Weitere Aufträge sollen in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in Südamerika generiert werden.

Erfreuliche Nebeneffekte der steigenden Umsätze: Die Zahl der Mitarbeiter steigt parallel zum wachsenden Exportmarkt. 43 sind es aktuell bei Pfeuffer. Vor zehn Jahren waren es noch 27. Und die Investitionsbereitschaft ist ebenfalls da. Zweieinhalb bis drei Millionen Euro will das Unternehmen in einen Hallenneubau investieren. Im nächsten Jahr soll das Projekt abgeschlossen sein.

Geht die Erfolgsgeschichte mit dem Export ewig weiter? Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat die Konjunkturprognose für 2014 und 2015 nach unten revidiert. Die Krisen in Osteuropa und im arabischen Raum zeigen Wirkung. Auch Frank Pfeuffer stellt sich auf eine Phase der Konsolidierung ein. Gleichzeitig will er neue Kundenkreise erschließen. Und die Krisengebiete nicht aus den Augen verlieren. „Sobald die Investoren dort wieder tätig werden, stehen auch wir Gewehr bei Fuß.“

Daten und Fakten

Fast jeden zweiten Euro erwirtschaften die mainfränkischen Unternehmen mit ihren Auslandsgeschäften. Die wichtigsten Handelspartner sind laut einer Erhebung der Industrie- und Handelskammer die Schweiz, Österreich und Italien.

Steigender Umsatz: Insgesamt 69 Kitzinger Betriebe des verarbeitenden Gewerbes mit mehr als 20 Beschäftigten hat das Landesamt für Statistik ausgewertet. Ergebnis: Die Umsatzzahlen sind um etwas mehr als zehn Prozent gestiegen. Waren im Wert von rund 1,37 Milliarden Euro sind im Jahr 2013 umgesetzt worden. Alleine in Kitzingen. Die bayerische Industrie schloss 2013 mit einem Umsatzrekord ab – obwohl der Inlandsumsatz leicht nachgab. Der Motor der bayerischen Industrie ist der Export. Und die Quote im Freistaat lag bei rund 52 Prozent.

Bei der Pfeuffer GmbH stellt sich das Verhältnis zwischen Import und Export noch ein wenig deutlicher dar. Rund 62 Prozent der Waren gingen 2013 direkt ins Ausland.

International aufgestellt: Folklore Einlage am Messestand auf der Agrar-Ausstellung BELAGRO im weißrussischen Minsk. Foto: Pfeuffer
| International aufgestellt: Folklore Einlage am Messestand auf der Agrar-Ausstellung BELAGRO im weißrussischen Minsk. Foto: Pfeuffer
Neue Lösungen: In Santimbru in Rumänien wird der linear verfahrbare LKW-Probennehmer des Kitzinger Unternehmens montiert.
Foto: Pfeuffer | Neue Lösungen: In Santimbru in Rumänien wird der linear verfahrbare LKW-Probennehmer des Kitzinger Unternehmens montiert.
 
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