Wer sich bei Psychoanalytiker Sigmund Freud auf die Couch legte, stülpte sein Inneres nach außen. Ganz so tief wollte Moderatorin Barbara Herrmann während des Wahlforums in Volkach nicht gehen, aber ein paar private Anekdoten entlockte sie den fünf Kandidaten dann doch.
Wagenhäuser schmettert ein Lied
Der Wohnmobilfan Jürgen Wagenhäuser verriet, dass er bei seinen Fahrten Stress abbaue. Jede Fahrt sei wie ein kleiner Urlaub. Apropos Urlaub: Seinen schönsten verbrachte er in Irland. Als Außendienstler ist der 57-Jährige viel unterwegs. Bei seiner Arbeit habe der SPD-Kandidat viel über Menschen gelernt. Gerade seine Beschäftigung bei einer japanischen Firma habe ihm gezeigt, was wichtig ist im Umgang miteinander: "Respekt", sagte er. "Den vermisse ich immer mehr." Wagenhäuser ist leidenschaftlicher Sänger und auch die Frage nach einer spontanen Gesangseinlage bringt ihn nicht aus der Ruhe. Das Publikum honorierte sein Lied mit viel Applaus.
Warum Rauch besser keinen Dialekt spricht
Weniger um Gesang, als vielmehr um Sprache ging es bei der Grünen-Kandidatin Andrea Rauch. Ob sie denn als Deggendorferin die Volkacher immer verstehe? Das sei kein Problem, aber: "Besser ist es, wenn ich keinen Dialekt spreche", sagte die 37-Jährige und lacht. Die Volkacher seien sehr offen und für sie ist klar: "Das ist meine neue Heimat. Ich möchte hier nicht mehr weg." Was vielleicht auch daran liegt, dass in Franken Menschen schon um 9.30 Uhr mit einem Schoppen in der Hand auf dem Marktplatz stehen – der größte Unterschied zu ihrer Heimat Niederbayern, fand Rauch.
Krönert will als kerniger Riesling ins Rathaus
Widerstände scheinen Mathias Krönert nicht zu stören. Gegen den Willen seiner Frau und seiner vier Kinder ließ er sich als FDP-Kandidat aufstellen. "Das war am Anfang so", beruhigte der 49-Jährige das Publikum. Seine Frau wählt ihn, und auch von seinen Kindern bekäme er das Kreuz – wenn sie denn wählen dürften. Für die Stadtratssitzungen verspricht er, dass immer Wein auf den Tischen steht – "für vernünftige Entscheidungen". Wäre er ein Wein, wäre er gerne ein Riesling, verrät er auf Nachfrage. "Gefällt nicht jedem, ist kernig und mit viel Potenzial."
Glücksbringer Gebert lieber auf der Couch
Mit Kaminkehrer Udo Gebert sitzt Volkachs Glücksbringer auf der Couch. In seinem Beruf sei er meistens schwarz unterwegs, deswegen wolle er wenigstens in der Politik Farbe ins Spiel bringen: Orange für die Freien Wähler. Deswegen seine Kandidatur für die Freien Wähler. Wie kein anderer kennt er die Volkacher Haushalte. "Als Schornsteinfeger bekomme ich bei den Menschen ganz viele Meinungen und Sichtweisen mit", erklärte der 38-Jährige. Dieser plaudert übrigens in der Mainschleifenhalle lieber mit Moderatorin Barbara Herrmann auf der Couch, als dass er auf dem Feld nochmal Handball spielt.
Stadtschreiber Bäuerlein mit erlässlichen Sünden
Stadtschreiber Niklas Probst, der im 15. Jahrhundert gelebt hat, fasziniert CSU-Kandidaten Heiko Bäuerlein. In Probsts Gewand schlüpft er für Stadtführungen immer wieder. Was findet er so toll an diesem Mann aus dem Spätmittelalter? "Er konnte im Gegensatz zum Bürgermeister lesen und schreiben und hatte viel Macht im Rathaus", erklärte der 46-Jährige. Nicht nur durch die Stadt läuft der Verwaltungswirt, er geht auch regelmäßig mit auf die Wallfahrt nach Burgwindheim. Für welche Sünden er denn im Vergebung bitte, fragte Moderatorin Herrmann neugierig. "Ich habe vorher schon gebeichtet, und wenn, dann sind es kleine, erlässliche Sünden", erklärte Bäuerlein und schmunzelte.