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VOLKACH
Volkacher Schaubmühle: Mehl aus dem Landkreis
Müller Ludwig Lippert kontrolliert bei den Walzenstühlen, ob das Korn so gemahlen wird, wie es sein soll.
Foto: Silvia Gralla | Müller Ludwig Lippert kontrolliert bei den Walzenstühlen, ob das Korn so gemahlen wird, wie es sein soll.
Julia Lucia
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:52 Uhr
Fotoserie

Es klappert nichts in der Volkacher Schaubmühle, kein klipp und auch kein klapp. Schon lange gibt es an der Mühle an der Volkach kein Mühlrad mehr. „Schon mein Großvater nutzte eine Turbine. Sie liefert heute zehn Prozent der benötigten Energie“, sagt Müllermeister Ludwig Lippert. Seit 2004 hat er das Sagen in der Mühle, die sein Großvater Wilhelm 1936 gekauft hat.

Zwei Mühlen im Landkreis

Die Geschichte reicht aber deutlich weiter zurück. Seit 890 soll eine Mühle an der Volkach stehen. „Belegt ist das aber nicht“, erklärt Lippert. 1375 wird die Mühle erstmals urkundlich erwähnt, seit 1664 ist sie als Schaubmühle bekannt – nach dem Schultheiß Barthel Schaub, der die Mühle Ende des 16. Jahrhunderts als Lehen hatte.

Seitdem ist viel Wasser der Volkach hinunter gelaufen. Viele Mühlen haben geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es noch 4500 Mühlen in Bayern. Etwa 120 Mühlen sind es heute, zwei davon stehen im Landkreis. Und die sind quasi Nachbarn. Die Gründleinsmühle steht in Obervolkach. „Wobei die Betriebsstätte in Oberlaimbach bei Scheinfeld ist“, sagt Lippert über seinen Müllerkollegen.

750 Tonnen Mehl im Jahr

Auch wenn nichts mehr klappert, leise ist es nicht in der Schaubmühle. Maschinen auf drei Stockwerken rattern, blasen, rütteln. Getreidekörner fallen durch ein Rohr zu den Walzenstühlen, sie sind sozusagen der Mühlstein. Zwischen zwei Walzen wird das Korn zerkleinert und gesiebt. „In einer Mühle werden drei Dinge gemacht: zerkleinert, getrennt und gemischt“, erklärt Lippert. Doch bis das ganze Korn als Mehl in Tüte, Sack oder Tankwagen liegt, wird es über ein Labyrinth aus Rohren mehrmals hoch und runter durch die Schaubmühle gejagt. Es wird gereinigt, gelagert, zermahlen, gesiebt, getrennt, zu verschiedenen Mehlen gemischt und schließlich verkauft.

Roggen, Weizen, Dinkel, Bio-Anbau oder konventionell, Mehl, Grieß oder Dunst (doppelgriffiges Mehl), überall Säcke, aus Stoff, aus Papier, mal groß, mal klein und unzählig viele Rohre, die sich über alle Stockwerke ziehen. Doch Ludwig Lippert hat den Überblick. Ruhig öffnet der 49-Jährige Klappen, um den Mahlvorgang zu kontrollieren, wirft einen Blick in die Siebmaschine oder schaut in die Rohre, ob auch alles so läuft, wie es laufen soll.

Müller aus Leidenschaft

Aus 900 Tonnen Getreide produziert Lippert 750 Tonnen Mehl im Jahr. Die Schaubmühle zählt damit zu den kleinen Mühlen in Bayern. Landwirte aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometer liefern ihr Getreide in Volkach ab. Genauso groß ist auch der Umkreis, in dem Lippert sein Mehl an Bäcker ausliefert. Kleine Betriebe zählen zu Lipperts Kunden. „Sterben die kleinen Bäcker, sterben auch die kleinen Mühlen“, sagt Lippert mit etwas Wehmut in der Stimme. Ein Grund, warum es immer weniger Mühlen gibt. Weniger Landwirte, teure Investitionen in die Mühle oder kein Nachfolger sind andere Ursachen.

Auch für Lippert stand nicht von Anfang an fest, dass er den Betrieb übernehmen wird, aber: „Ich bin da reingewachsen, mein Bruder hat's nicht gemacht. Da ist's an mir hängen geblieben“, erzählt er nüchtern. Doch das täuscht. Lippert ist Müller aus Leidenschaft. Fast liebevoll berührt er bei seinen Kontrollen das Mehl. 50 Stunden und mehr ist er in der Woche in und mit seiner Mühle beschäftigt.

Mühlenladen als zweites Standbein

Auch am Feierabend beschäftigt er sich mit Mehl: Lippert backt gerne. „Brot, Brötchen und Pizza – das mache ich richtig gerne“, sagt er und lächelt verschmitzt. „Ich muss den Bäckern ja etwas über meine Mehle erzählen können.“ Getreu dem Motto: „Nur gute Rohstoffe ergeben ein gutes Mehl.“ Da liegt der Unterschied zum Mehl vom Discounter. „Für 30 Cent kann ich kein hochwertiges Mehl herstellen“, sagt Lippert.

Das erklärt er auch den Kunden in seinem Mühlenladen. Ist er nicht gerade bei seinen Kontrollrunden oder fährt Mehl aus, steht Lippert in dem urigen Laden direkt in der Mühle. Mehle, Nudeln, frische Eier, Müsli und etliches mehr verkauft er da. Der Laden läuft gut, eingerichtet hat ihn Lipperts Mutter in den 80er Jahren. Ein zweites Standbein ist der Laden im Laufe der Zeit geworden. Oft hilft auch sein Vater Ernst im Laden mit. Daneben hat Lippert noch drei Angestellte. Allen gemein: eine weiße Staubschicht auf Kleidern, Haut und Haaren. Das ändert sich in einer Mühle nie – auch wenn es nicht mehr klappert. Kein klipp, kein klapp.

Bis 27. Oktober tagt der Bayerische Müllerbund in Volkach. Neben Bioboom, neuen Maschinen und Verarbeitungstipps, geht es auch darum, welche Chancen und Ideen es für kleine Bäckereien gibt.

Viele Säcke, viele Rohre gibt es in der Schaubmühle: Ist ein Sack voll, muss Ludwig Lippert ihn austauschen.
| Viele Säcke, viele Rohre gibt es in der Schaubmühle: Ist ein Sack voll, muss Ludwig Lippert ihn austauschen.
Den Mühlenladen gibt es seit den 1980er Jahren. Grieß oder Mehl, Dinkel, Weizen oder Roggen – Tanja Reppert füllt den Kunden ab, was sie wünschen.
| Den Mühlenladen gibt es seit den 1980er Jahren. Grieß oder Mehl, Dinkel, Weizen oder Roggen – Tanja Reppert füllt den Kunden ab, was sie wünschen.
An der Mischmaschine werden die Mehle zusammengemischt.
| An der Mischmaschine werden die Mehle zusammengemischt.
Mit einer Maschine näht Ludwig Lippert große Mehlsäcke zu.
Foto: Silvia Gralla | Mit einer Maschine näht Ludwig Lippert große Mehlsäcke zu.
 
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Kommentare
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  • waldtom1
    Gut dass es diese Mühle gibt. Wir holen dort regional gerne unser Mehl, das wir für unser selbstgebackenes Brot benötigen.
    Hoffentlich gibt es noch lange solche kleinen regionalen Betriebe!
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