
Robert Endres aus Kaltensondheim darf sich offiziell "Grüner Engel" nennen. Vor einigen Tagen lag bei ihm Post im Briefkasten. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber hatte Endres damit die Ernennungsurkunde und eine Nadel als Auszeichnung des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz für sein ehrenamtliches Wirken im Naturschutz verliehen.
Glückwünsche gab es kurz darauf telefonisch von Landrätin Tamara Bischof. Coronabedingt fallen derzeit offizielle Veranstaltungen aus. Robert Endres freut sich trotzdem über die Ehrung, denn er ist einer von maximal 100 Bayern, die seit 2011 jährlich mit dem "Grünen Engel" ausgezeichnet werden.
Der 73-Jährige ist landkreisbekannt als Vogelschützer. Gerne sitzt er des Abends in der Dämmerung auf seinem Gartengrundstück, seiner "Ranch" außerhalb von Kaltensondheim, und lauscht. Lauscht Tönen, die eigentlich nicht zu hören sind, da sie in einem viel zu hohen Frequenzbereich liegen. Robert Endres lauscht dort Fledermäusen mit Hilfe eines Fledermaus-Detektors. Da jede Art der nächtlichen Jäger bestimmte Frequenzbereiche nutzt, kann er so unterschieden, ob gerade ein Abendsegler, ein Langohr, eine Fransen- oder Zwergfledermaus jagt. Sechs verschiedene Arten konnte er auf seinem Grundstück schon unterscheiden.
Den Fledermäuschen lauschen

Doch warum als Vogelschützer Fledermäusen lauschen? Weil es Endres um das große Ganze geht. Wer Vögel schützen will, der darf den Naturschutz insgesamt nicht vernachlässigen, oder wie Endres sagt: "Wenn ich die Grundlagen meiner Mitgeschöpfe kaputt mache, dann darf ich nicht glauben, dass sie in großer Zahl da sind. Der Erhalt der Umwelt ist auch der Erhalt der Lebensgrundlage für uns." Und dann ist es egal, ob es Vögel, Insekten, Säugetiere und damit auch Fledermäuse sind.
Angefangen hat der aus einer kleinen Landwirtschaft in Kaltensondheim stammende Robert Endres schon mit neun Jahren mit ersten Vogelbeobachtungen. Schon bald wurde Leidenschaft daraus, etwa beim Bauen von Nistkästen mit anderen Kindern der Katholischen Jungen Gemeinde seines Wohnorts. Damals wurden Baumstämme für Nisthilfen ausgehöhlt, alles noch ohne elektrische Geräte.
Nach der Elektrikerlehre kaufte sich Endres das erste Fernglas zur Beobachtung der Tiere und als sich Anfang der 1970er-Jahre die Kreisgruppe der Vogelschützer gründete, war Endres selbstverständlich dabei – erst als Schriftführer, später durch seine Arbeit im Eulenschutz als technischer Leiter und schließlich als Vorsitzender.
Geburtshelfer für Geiselwinder Störche

Vogel- und Umweltschutz ist für Endres die praktische Arbeit vor Ort. So hat er im weiteren Umkreis viele Kirchtürme bestiegen, um zu sehen, wo Eulen brüten. Hat lange Jahre bei sich eine Station betrieben, in der unzählige verletzte Vögel wieder aufgepäppelt wurden, darunter drei Störche. Ohne Endres gäbe es wohl auch das Storchen-Paar in Geiselwind nicht. Denn als die Vögel die ersten Nistversuche auf dem Kirchendach starteten, klappte das so gar nicht. Immer wieder stürzte das Nistmaterial ab.
Um Hilfe gebeten, konstruierte Endres erst eine provisorische Halterung, dann eine dauerhafte Lösung und brachte sie in luftiger Höhe auch gleich selbst an. Jedes Jahr aufs Neue danken es ihm die wiederkehrenden Störche und ihr Nachwuchs. Womit die Arbeit nicht endet, denn alle ein bis zwei Jahre muss das Nest gesäubert werden. Dabei fallen dann drei bis vier Zentner Material an.
Endres dankt seinen Mitstreitern
Das ganz große Projekt für Robert Endres ist der Deusterturm in Kitzingen. Lange hatte der Kreisverband nach einem Büro gesucht und wurde in dem Turm in Kitzingen fündig. "Neun Leute haben dort neun Jahre lang gearbeitet, bis es so weit war", sagt Endres. Auf dem Weg hinauf zum Büro können sich die Besucher ein Bild von der Vielfalt des Vogel-Lebens im Landkreis machen. Nahezu alle hier vorkommenden und durchziehende Arten werden gezeigt. Alles Totfunde, die präpariert wurden. Und wieder sind es nicht die Vögel alleine, die Zeugnis der heimischen Tierwelt abliefern. Zu sehen sind im Turm unter anderem der Biber, der Feldhamster, Hasen und Igel oder der Bisam.
So stolz Robert Endres auch auf die Auszeichnung "Grüner Engel" sein mag. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer, ohne die Unterstützung der Behörden und auch ohne finanzielle Hilfe von Spendern und Sponsoren Vieles nicht möglich gewesen wäre.