
Mit knapp 2000 Einsätzen im Jahr ist der Rettungshubschrauber Christoph 18 der einsatzstärkste in ganz Bayern. Und das, obwohl die Main-Klinik, an der er seit 1980 stationiert ist, das kleinste Krankenhaus im Freistaat mit angeschlossener Hubschrauber-Station ist. Künftig wird die Bedeutung der Klinik für die Luftrettung in Nordbayern noch steigen, da sie seit Kurzem auch das ärztliche Personal für Christoph 18 bereitstellt.
Die Anforderungen, die ein Rettungshubschrauber ans medizinische Personal stellt, sind hoch, sagt leitender Hubschrauberarzt Julian Küstermann. Weil die Hubschrauber in der Regel zu schweren Unfällen und lebensbedrohlichen Notlagen gerufen werden, werden die Mitarbeiter häufig mit schlimmen Situationen, schwerst verletzten Patienten oder gar Todesfällen konfrontiert.
18 Notärzte im Einsatz
Zur psychischen Belastung, die solche Einsätze bedeuten, kommen fliegerische Anforderungen hinzu. Der Rettungsassistent, der neben dem Piloten im Cockpit sitzt, muss den Flugfunk beherrschen, Wetterlagen beurteilen können und über viele technische Dinge Bescheid wissen.
Der Notarzt braucht Erfahrung und Weitsicht, weil die Platzverhältnisse im Hubschrauber eine Behandlung des Patienten während des Transports kaum noch zulassen. Und das gesamte Team muss eng zusammenarbeiten, sich praktisch blind verstehen.
Notärzte und Rettungsassistenten müssen sich deshalb einem strengen Auswahlverfahren stellen, bevor sie ihre Zusatzausbildung absolvieren dürfen, sagt Stephan Prangenberg, Regionalleiter des Betreibers ADAC. Neben Erfahrung im bodengebundenen Rettungsdienst sind Stresstoleranz und Teamfähigkeit dabei wichtige Kriterien. Die drei Piloten um Stationsleiter Christian Stang müssen außerdem erfahrene Flieger sein, weil sie ihren Hubschrauber häufig an engen, schwer zugänglichen Einsatzorten sicher zu Boden bringen müssen.
Die 18 Notärzte, die im Christoph 18 fliegen, sind alles Fachärzte für Anästhesie und Notfallmedizin. Weil die Main-Klinik selbst nur über sieben Hubschrauberärzte verfügt, gehören zum Team neun Notfallmediziner der Uniklinik Würzburg und zwei niedergelassene Kollegen. Im Hubschrauber waren sie bislang auf freiberuflicher Basis im Einsatz. Durch den neuen Kooperationsvertrag mit dem ADAC werden sie künftig zu Beschäftigten der Main-Klinik.
Neben dem leitenden Hubschrauberarzt Julian Küstermann unterstehen sie dem Chefarzt für Anästhesie und Notfallmedizin, Manfred Knof. Dass so die ohnehin enge Zusammenarbeit mit der Uni-Klinik weiter ausgebaut wird, freut Main-Klinik-Geschäftsführer Alexander Schraml zusätzlich. Der ADAC lege künftig grundsätzlich mehr Wert auf die engere Anbindung der Mediziner an ihre Hubschrauberstation, sagt Regionalleiter Stephan Prangenberg, selbst ausgebildeter Hubschrauber-Retter. „Wir haben hohe Qualitätsstandards, diese durchzusetzen ist einfacher, wenn die Ärzte in einem Dienstverhältnis stehen“, so Prangenberg weiter.
Jüngst wurden diese Standards sogar noch verschärft. So muss ein Hubschrauberarzt künftig, um in Routine zu bleiben, mindestens 60 Einsätze im Jahr fliegen, und höchstens 60 Tage dürfen zwischen zwei Einsätzen liegen. Für das Team von Christoph 18 ist es kein Problem, diese Kriterien zu erfüllen. In der Zeit zwischen Sonnenaufgang und -untergang hebt Christoph 18 durchschnittlich sechs Mal am Tag von der Plattform vor dem Hangar ab, sagt Stephan Prangenberg. Wenn im Sommer die Tage lang sind, kommen auch schon mal über zehn Alarmierungen zusammen. Zwei Minuten bleiben dann Zeit, um abzuheben.