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KITZINGEN/ALBERTSHOFEN
Viel Technik und die Schwerkraft
Gurken ist die Zukunft: Die Familie Busigel vor der grünen Wand aus Gurkenpflanzen im Gewächshaus in Albertshofen (von links): Willi, Mercedes, Leni, Reinhard , Anni, André und Käthe. Die Familie hat die Investition in die Salatgurke nicht bereut.FOTO: Frank Freihofer
| Gurken ist die Zukunft: Die Familie Busigel vor der grünen Wand aus Gurkenpflanzen im Gewächshaus in Albertshofen (von links): Willi, Mercedes, Leni, Reinhard , Anni, André und Käthe.
Sigfried Sebelka
Siegfried Sebelka
 |  aktualisiert: 15.12.2015 10:54 Uhr

Vier Millionen Salatgurken produziert der Gartenbaubetrieb der Familie Busigel jährlich in 2,8 Hektar Gewächshäusern. Seit 1998 ist an der Geisspitze einer der modernsten Gartenbaubetriebe Unterfrankens gewachsen. Was zum Vorzeigen für das Gartenbauzentrum Bayern Nord. Das gehört zum Grünen Zentrum Kitzingen.

Es passt zusammen: Ein Berater, der bei jedem Kundenbesuch was Neues erfährt. „Der ist topfit auf seinem Gebiet“, sagt der Berater über seinen Kunden. Und ein Kunde, der sich mit seinem Berater einig ist: „Wir haben das Optimale unter den derzeitigen Bedingungen erreicht.“

„Der Betrieb ist mit das Modernste, was Gartenbau bei uns zu bieten hat.“
Stefan Kirchner Gartenbauzentrum Nord

Darin sind sich André Busigel und Stefan Kirchner vom Gartenbauzentrum einig. Reinhard Busigel GbR nennt sich der Gartenbaubetrieb. „Der Betrieb ist mit das Modernste, was Gartenbau bei uns zu bieten hat“, sagt Kirchner. Er hat die Entwicklung des Familienbetriebs seit 1998 begleitet und ist sicher: In Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, aber auch bei der Ausstattung spielt der Betrieb in der ersten Liga.

André Busigel ist der Juniorchef. In Sachen Gurken macht ihm keiner was vor. „Immer auf dem neuesten Stand“, so Berater Kirchner. Das zeigt sich beim Rundgang mit dem beim Bauernverband (BBV) für den Gartenbau zuständigen Elmar Gimperlein, der gleich nebenan einen auf Kresse spezialisierten Betrieb führt.

Ein paar Zahlen: Eine Familie, vier Millionen Gurken, bis zu zwölf Saisonkräfte, 2,8 Hektar Gewächshäuser, Foliendeiche für 5000 Kubikmeter Regenwasser, nach Jahreszeit zwischen 6000 und 35 000 Gurken am Tag, 50 bis 60 Prozent der Wärme aus der benachbarten Biogasanlage.

Ein wichtiges Thema: Busigel war der erste Gartenbaubetrieb in Unterfranken, der konsequent die Abwärme der benachbarten Biogasanlage nutzt, mit Hilfe des Gartenbauzentrums. Seit 2005 setzen Gartenbaubetriebe verstärkt auf erneuerbare Energien. „In bayerischen Gärtnereien 2013 wurden so gegenüber 2005 knapp 20 Millionen Liter Heizöl eingespart“, sagte Kirchner. Busigel stand am Anfang der Entwicklung, die jetzt normal ist. „Eine Biogasanlage ohne Abwärmenutzung ist heute nicht mehr denkbar.“

Genauso wie ein optimal isoliertes Glashaus. Kunststoff-5-Fach-Verglasung ist Standard. Energieschirme unterm Dach halten die Wärme im Haus. 19 Grad sollten es auch nachts sein. Überall beherrscht meist aus Holland stammende Technik die Gewächshäuser, in den in zehn Monaten dreimal Gurken gepflanzt und geerntet werden. Den November und Dezember braucht der Betrieb zum Reinemachen. Dann wird Fensterputzen zur einer echten Aufgabe, die nur maschinell lösbar ist.

Busigel zeigt gerne, was das 2013 gebaute Gewächshaus zu bieten hat. Die Pflanzen, die wie eine grüne Wand wirken und von oben bis unten kerngesund dastehen, wachsen auf weißer Folie und einem Gemisch aus Holzfaser, Kokosfasern und Perlite. Nützlinge wie Raubmilben werden gegen die Schädlinge eingesetzt. Klimacomputer und automatische Tropfbewässerung ermöglichen genaue Wassergaben und sorgen für optimale Luftfeuchtigkeit.

„Warmer Fuß, kühler Kopf, das wollen die Gurken.“
André Busigel Gärtner in Albertshofen

Diffuses Glas verteilt das Licht so, dass es auch die unteren Blattschichten erreicht und Stress für die Pflanzen vermeiden hilft. „Warmer Fuß, kühler Kopf, das wollen die Gurken“, sagt der Gärtner. 5000 Kubikmeter Regenwasser werden aufgefangen und sparen 50 Prozent des Gießwassers. Dazu ein ausklügeltes Heizungssystem am Boden, dessen Rohre gleichzeitig die Schienen für die Transportfahrzeuge sind. Alles greift in alles und macht so die Produktion der Salatgurken und der immer mehr gefragten Minigurken möglich. Weil die aus der Region kommen, sind sie gefragt. Dieser anhaltende Trend steht hinter der Entscheidung für den 10 000 Quadratmeter großen Neubau vor einem Jahr. „Die Leute wollen regionale Produkte, darauf reagiert der Handel und wir liefern“, sagt ein Gärtner, der momentan nicht wüsste, was noch zu verbessern wäre.

Kirchner hat übrigens doch noch was Neues erfahren: Klein aber wirkungsvoll. Am Anfang jeder Pflanzreihe hat Busigel einen Magnet angebracht und daran ein Messer. Jede Reihe hat ihr Messer, mit dem die Gurken geerntet werden. Effekt: Ausweitung von Krankheiten vermeiden. Also nicht nur Hightech. Am Ende sind es die Naturgesetze, die das Werk vollenden. Warum die Gurken gerade gewachsen sind, will der der Laie wissen. Das Wasser muss stimmen und die Gurken frei hängen. „Den Rest macht die Schwerkraft“, sagt Busigel, diesmal auch ohne Technik.

Das Grüne Zentrum und das Gartenbauzentrum

Das Grüne Zentrum: 13 landwirtschaftliche Organisationen unter einem Dach – das ist das „Grüne Zentrum“ auf dem Areal Mainbernheimer Straße 101 bis 107 in Kitzingen.

Wer: Neben dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung und dem Bayerischen Bauernverband haben sich viele weitere regionale und landesweite Gemeinschaften hier angesiedelt.

Aufgaben: 113 Mitarbeiter von staatlichen und privaten Organisationen arbeiten zusammen. Beratung, Aus- und Weiterbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Vertretung der Interessen der grünen Berufe.

Zuständigkeit: Das Gartenbauzentrum Bayern Nord am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen ist Teil des grünen Zentrums und für die fachlichen Belange der Gartenbaubetriebe in Unter- und Oberfranken zuständig.

Aufgaben: Im Rahmen der technischen Beratung werden die Betriebe des Zierpflanzen-, Obst- und Gemüsebaus, sowie der Baumschulen betreut.

Die Serie: In einer Reihe von Beiträgen – immer zu erkennen an dem Logo

„Das grüne Zentrum“ begleiten wir die Berater mit ihren zahlreichen Aufgabenbereichen durch das Jahr – diesmal nach Albertshofen.

Alles im grünen Bereich: André Busigel hat sich auf Gurken spezialisiert. Beim Aufbau und Betrieb des Gewächshauses hat ihn Stefan Kirchner (links) vom Gartenbauzentrum Bayern Nord begleitet.   FOTO: S. Sebelka
| Alles im grünen Bereich: André Busigel hat sich auf Gurken spezialisiert. Beim Aufbau und Betrieb des Gewächshauses hat ihn Stefan Kirchner (links) vom Gartenbauzentrum Bayern Nord begleitet. FOTO: S. Sebelka
 
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