Wenn es die Baugenossenschaft für den Landkreis Kitzingen noch nicht gäbe, müsste sie schnellstens erfunden werden. Denn in Zeiten von Mangel an Wohnraum und bezahlbaren Mietwohnungen stellt die gemeinnützige Genossenschaft in mehreren Kommunen im Landkreis den Mietern relativ günstige Wohnungen "zu fairen Mieten" zur Verfügung, wie Aufsichtsratsvorsitzender Peter Kornell sagt. "Bei uns wird nicht wie in der Privatwirtschaft so lange saniert bis die Wohnungen nicht mehr bezahlbar sind, da sind sie bei uns sicher", erklärte Vorstandsvorsitzender Oskar Münzer in der zweifach durchgeführten Mitgliederversammlung für die Jahre 2020 und 2021.
Laut Geschäftsführerin Beate Wirth bedingt der demografische Wandel in der Bevölkerung eine Vielzahl bautechnischer Erfordernisse, was sich auf die Preise für Neubauten und Sanierungen niederschlage. "Wir werden unserem Förderauftrag von zeitgemäß ausgestatteten und preisgünstigen Wohnungen gerecht", versicherte Geschäftsführerin Beate Wirth.
Durchschnittlicher Mietpreis von unter fünf Euro
Peter Kornell hob hervor, dass die auch eine Genossenschaft nicht vom Drauflegen leben könne, doch trachte sie nicht zuvorderst nach Profit. "Wir verlangen einen durchschnittlichen Mietpreis von unter fünf Euro, damit liegen wir weit unter den Mietpreisen die andere verlangen", sagte Kornell. Beate Worth betonte, dass die Baugenossenschaft weiterhin mit Augenmaß investieren werde um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Stellvertretender Landrat Robert Finster richtete im Namen von Landrätin Tamara Bischof den Dank für das ehrenamtliche Engagement der Vorstands- und Aufsichratsmitglieder aus. Der Landkreis und seine Bürger könnten froh darüber sein, so eine gemeinnützige Baugenossenschaft zu haben. Die zufriedenen Mieterinnen und Mieter seien ein Beleg dafür, welch hervorragende Arbeit in der Baugenossenschaft geleistet werde.
Die Bilanzsummen für 2019 und auch 2020 betrugen knapp über sieben Millionen Euro und der Erlös aus der Hausbewirtschaftung machten 1,15 Millionen Euro aus. Abzüglich der eingestellten Ergebnisrücklage blieb für 2019 ein Bilanzgewinn von 161 000 Euro. "Auch in Zukunft ist mit einem hohen Investitionsvolumen zu rechnen", kündigte die Geschäftsführerin an.
Baugenossenschaft steht finanziell gut da
Im Jahr 2019 hatte die Baugenossenschaft ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten für 679 000 Euro in Mainbernheim erworben und in 2020 kamen durch einen Ausbau für 197 000 Euro weitere fünf Wohnungen hinzu. Aktuell besitzt die Genossenschaft 240 Wohnungen, ein Geschäftsbüro, 70 Garagen und 68 Kfz-Stellplätze mit einer Gesamtwohn- und Nutzfläche von 16 600 Quadratmetern.
Zum Bilanzstichtag für 2020 befanden sich noch 67 Wohnungen in der Preisbindung für staatlich geförderte Sozialwohnungen, wofür Mieter einen Berechtigungsschein brauchen. Das Eigenkapital beträgt rund 4,47 Millionen Euro, und das zufriedenstellende Geschäftsergebnis führte zu einem Bilanzgewinn von 237 000 Euro im Jahr 2020.
Wie gesund die Baugenossenschaft mit einer stabilen Finanzierungs- und Vermögensstruktur dasteht, ist auch daraus abzuleiten, dass das Anlagevermögen vollständig durch Eigenmittel und langfristiges Fremdkapital finanziert ist. "Uns wirft keine Bank um", sagte Kornell salopp. Dagegen traf das Hochwasserereignis im Juni die Baugenossenschaft. Denn das Unwetter führte dazu, dass zwei Häuser in Münsterschwarzach komplett geflutet wurden. Dort sind zwei Erdgeschosswohnungen immer noch nicht bewohnbar.
Thomas Beer ist neu im Vorstand
Zum Glück bestehe eine Elementarversicherung, die voraussichtlich die den Großteil der Schadenssumme auffangen wird; die Baugenossenschaft erwartet sich 150 000 Euro. "Tatsächlich kommen manche Handwerksfirmen etwas kurzfristig", bekannte Beate Wirth auf den Einwand eines Mitglieds. Die Geschäftsführerin gab sich froh, heutzutage überhaupt Handwerker zu bekommen, die auch gute Arbeit leisten.
Der Vorstand der Baugenossenschaft setzt sich momentan aus dem Vorstandssprecher Oskar Münzer, seinem Stellvertreter Oskar Friedel, Harald Zierhut und Beate Wirth zusammen. Neu dazu kam im vergangenen Jahr der Sickershäuser Thomas Beer. Wieder gewählt wurden der Aufsichtsratschef Peter Kornell und sein Stellvertreter Ludwig Frebert sowie Peter Kraus. Nachdem für Margit Hofmann keine Wiederwahl möglich gewesen war, erhielt Marktbreits Bürgermeister Harald Kopp das Vertrauen als neue Persönlichkeit im Aufsichtsgremium.