
Einen Gasthof in Coronazeiten zu führen, ist sicherlich nicht die einfachste Art, sein Geld zu verdienen. Viele Wirtschaften, vor allem auf dem Land, mussten schon schließen. Aber zwei trotzen der Pandemie mit all ihrer Kraft: Vater und Sohn, Frank und Noah Weißenberger aus Marktbreit, sie haben mitten im Lockdown 2020 den Fränkischen Hof in der Nähe des Marktbreiter Bahnhofs übernommen.
Das Restaurant hat eine wechselvolle Geschichte, unter "Solo" und Uschi Ruppel galt es als eine Institution im Marktbreiter Leben. Als beide kurz hintereinander starben, wurde das Lokal verpachtet, war aber nach zwei Jahren wieder frei. Hier kamen die Weißenbergers ins Spiel.

Noah Weißenberger, der Sohn, machte zunächst 2014 sein Abitur. Während der Schulzeit schon arbeitete er in der Gastronomie, als Thekenkraft im Hotel Polisina in Ochsenfurt. Noahs Leidenschaft war geweckt und 2017 schloss er seine Lehre als Restaurantfachmann am Hotel Rebstock in Würzburg ab. Hier sammelte er im Restaurant Kuno wertvolle Erfahrungen und bewährte sich bis hin zum Leiter der Restaurants.
Im Marktbreiter Leben etablieren
Seine Leidenschaft für Wein ließ ihn zusätzlich die Ausbildung zum Sommelier abschließen. Fortbildungen standen auf dem Programm und schon bald rief der Prüfungsausschuss, in dem Noah seit einigen Jahren tätig ist. Als er sich danach noch weiterbilden wollte und an der Hotelfachschule in Heidelberg bereits angenommen war, erreichte ihn die Nachricht Oscar Ruppels aus Marktbreit, dem Besitzer des Fränkischen Hofs und ein früherer Kollege, dass die Gaststätte wieder zur Verfügung stand. Ihm war daran gelegen, das Lokal wieder im Marktbreiter Leben zu etablieren.

Zu der Zeit war Vater Frank als Küchenchef im Inhotel Marktbreit beschäftigt, er wollte sein Leben ruhiger gestalten, sich eine Harley-Davidson kaufen. Weniger Stress war die Devise. Viele Jahre aufreibenden Lebens lagen hinter ihm. In Marktbreit geboren, beendete er zunächst auf der Polisina seine Ausbildung und kochte nach dem Löwen in Randersacker schließlich im Alten Esel in Marktbreit mit Sternekoch Alexander von Dungern, wo sie sich den Bib Gourmand erarbeiteten, eine Auszeichnung des Guide Michelin. Später wechselte er wieder zur Polisina, stellte im berühmten Hotel Sacher in Wien bei einem Praktikum 2010 sein Faible für exklusive Desserts unter Beweis und konnte dort mit seinem selbstgemachten Eis begeistern. Im Prüfungsausschuss der IHK ist Frank Weißenberger seit rund 16 Jahren tätig.
Verlockendes Angebot
Noah Weißenberger setzte sich nach dem verlockenden Angebot mit der Familie zusammen und sie beratschlagten intensiv. Schnell erkannten sie die Chance, dass Vater und Sohn gemeinsame Sache machen könnten, ihr ureigenes Ding, ganz nach ihren Vorstellungen.
Dabei konnte die Zeit für eine Übernahme wegen der Pandemie nicht schlechter sein. Noah Weißenberger begann mit der Familie im Frühjahr 2020 zu renovieren, erledigte den Umzug von Würzburg in die Baustelle, entrümpelte, reinigte von Grund auf alles, heiratete seine langjährige Freundin Veronika und eröffnete im Juni nach nur fünf Wochen mutig das Lokal.
Da sah die Zukunft nicht gerade rosig aus. Aber sowohl Vater als auch Sohn kämpften für ihren Traum, zusammen arbeiten zu können. Sie entwickelten neue Konzepte, unterstützt von Mediendesigner Marius Schneider, der dafür sorgt, dass der Fränkische Hof stetig in den sozialen Medien repräsentiert ist.
Spezielle Angebote führen so schon mal zu ungeahntem Massenansturm, wie bei der "Muttertags-Frühstücks-Box". Hier mussten sogar die Frauen der Familie, die sonst nicht in der Gastronomie mitarbeiten, mitten in der Nacht zur Hilfe gerufen werden, so hoch war die Zahl der Bestellungen. Es gibt im Fränkischen Hof jede Woche Gerichte zum Mitnehmen, wobei auch hier die Philosophie der beiden Männer greift: die Töpfe zum Transport sollen mitgebracht werden, um Abfall zu vermeiden.

Überhaupt, die Philosophie: Regional muss es sein, einfach, leicht, und Spaß muss es machen, da sind sich Vater und Sohn einig. So kommt das Gemüse aus Segnitz "vom Volkamer", das Wild vom Jäger, wenn er denn eines geschossen hat, der Fisch aus der Hagenmühle in Willanzheim und die fränkischen Bratwürste vom Metzger Rögele aus Gnodstadt.
Wenn Frank Weißenberger erzählt, wie der nun schon betagte Metzger mit seiner Wanne Bratwürste kommt und sagt: "Die hab ich gestern gmacht, probier amal die Wurscht", geht ihm das Herz auf. Von Convenience-Produkten nimmt er großen Abstand, einzig Frischnudeln, Knödelteig und Pommes werden von ausgewählten Zulieferern bezogen, die der Koch schon seit Jahrzehnten kennt. Die Karte ist klein, dafür wechselt sie des Öfteren, Fränkisches steht drauf, aber auch Überraschendes. So z.B. der Skrei, norwegischer Kabeljau, dessen Fleisch eben fester, magerer und fettarmer ist, oder Coq au vin.

Geht man zu den beiden essen, kommt man in einen gediegenen Gastraum mit schön abgestimmten Farben. Hier hat Noah sein Reich, begrüßt und bewirtet gemeinsam mit einer Aushilfskraft die ca. 40 Gäste. In der im November 2021 völlig erneuerten Küche bei Vater Frank herrscht betriebsame Hektik, aber die beiden beherrschen ihr Handwerk bis ins Kleinste und man merkt ihnen die Ehrlichkeit und Freude an, die hinter allem steht.
"Wir bieten nur das an, von dem wir selbst überzeugt sind", meint Noah Weißenberger, "nur was vor unserem Geschmack Bestand hat, wird herausgegeben, ob das das frisch gezapfte Bier ist, der Kaffee aus einer besonderen Rösterei oder das Essen, absolute Qualität hat bei allem Vorrang." Besonders wichtig ist ihm: "Ich bin der Gastgeber, ich bin dazu da, meinen Gästen einen schönen Abend zu bereiten, in schöner Atmosphäre, mit gutem Essen und guten Getränken." Und es schmeckt, so, als ob man die Freude der beiden darin spürt: sehr lecker!

Kommt man im Sommer dorthin, erwartet einen ein wunderschöner Biergarten auf zwei Ebenen, geschmackvoll ausgestaltet, mit einem herrlichen Blick vom kleinen Teich aus über Marktbreit. Und ab und zu rockt Noah den Garten mit seiner Band Monday Socks, in dem seine Frau Veronika am Keyboard sitzt, eine Coverband, die schon seit Schulzeiten miteinander spielt.
Und irgendwann werden sie dieses Kapitel zusammen beenden, ehrlich, nicht halbgar. Aber dann hatten sie eine phänomenale Zeit zusammen, Vater und Sohn. Und wenn Frank dann nur noch den Biergarten pflegt, und Noah jemanden anderen als Koch findet, geht’s immer noch weiter.