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Rödelsee
Unfall am Schwanberg: Retter überwinden Hindernisse und Grenzen
Eine Frau verunglückt in unwegsamen Gelände am Schwanberg. Retter tun sich schwer, sie und ihre Tochter zu finden. Doch dann helfen der Zufall – und ein Spezialfahrzeug.
Es ist geschafft! Mit vereinten Kräften tragen Helfer von Rettungsdienst und Feuerwehr die Patientin in einer Rettungstrage zum Rettungswagen. Deren Tochter (hinten links in der Feuerwehrjacke) ist unverletzt und kann zu Fuß laufen.
Foto: Felix Wallström/BRK | Es ist geschafft! Mit vereinten Kräften tragen Helfer von Rettungsdienst und Feuerwehr die Patientin in einer Rettungstrage zum Rettungswagen.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 01.03.2020 02:10 Uhr

Unter widrigen Umständen und unter Einsatz zahlreicher Kräfte verlief am Montagnachmittag ein Rettungseinsatz am Schwanberg bei Rödelsee (Lkr. Kitzingen). Eine Mutter war dort mit ihrer zehnjährigen Tochter beim Spaziergang gestürzt und hat sich so schwer verletzt, dass sie nicht mehr zu Fuß weiterkamen. Nicht nur die Suche der beiden war kompliziert – auch die Rettung der Verletzten.

Dabei begann der Einsatz gar nicht so tragisch. Die Mutter hat, nachdem sie im Wald gestürzt war, selbst per Notruf die Integrierte Leitstelle in Würzburg verständigt, welche einen Rettungswagen alarmierte. Das Problem war: Die Frau aus dem Landkreis Kitzingen, Mitte 40, die mit ihrer Tochter (10) am späten Nachmittag am oberen Parkplatz des Schwanbergs gestartet war, kannte ihren genauen Standort nicht. Sie war auf einem unbefestigten Teilstück des Weges gestürzt. Die Leitstelle ortete das Handy per GPS, ein Verfahren, das jedoch nur einen Umkreis von mehreren Hundert Metern eingrenzt. Deshalb wurde auch ein Rettungshubschrauber zur Suche losgeschickt. Der Unfallort lag laut Ortung mitten im Wald, in einem solch unwegsamen Gelände, dass die Gesuchten zunächst nicht zu finden waren.

Bäume verhindern Blick auf die Einsatzstelle

Die Mannschaft des Rettungswagens des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) suchte zu Fuß vom Parkplatz  bergabwärts, während die mittlerweile alarmierten Feuerwehren aus Iphofen und Rödelsee ebenfalls zu Fuß vom Tal her bergaufwärts suchten. Auch der Hubschrauber fand die Einsatzstelle nicht, da die dicht stehenden Bäume die Sicht zum Boden versperrten.

Der Disponent der Leitstelle, der ständigen Handy-Kontakt zur Verletzten hatte, forderte diese auf, ihm die Richtung der Rotorengeräusche des Hubschraubers zu beschreiben. So gelang es, den Hubschrauber-Piloten per Funk direkt über den Unfallort zu dirigieren. Landen konnte er dort wegen des Waldes nicht. Ihm blieb nur, über dem Einsatzort zu schweben, um den noch weit entfernten Helfern den Weg zu zeigen.

Spezialfahrzeug steht erst seit wenigen Tagen in Volkach

Diese mussten körperliche Höchstleistung zeigen. "Ich kam mir vor wie ein Bergretter", schilderte ein Feuerwehrmann. Zu Hilfe kam ihnen eine Idee des Rettungsdienst-Einsatzleiters, Felix Wallström, der das gerade fertiggestellte, noch gar nicht offiziell in Dienst gestellte Rettungsquad der BRK in Volkach alarmieren ließ. Das extrem geländegängige vierrädrige Kraftrad, ein All Terrain Vehicle (ATV, siehe Infobox), das speziell für den Rettungsdienst zur Rettung von Menschen aus unwegsamen Gelände konzipiert ist, war erst vor wenigen Tagen in Volkach angekommen. "Einsatztaktisch war das geradezu optimal", sagte Walltström mit Blick auf den Zeitdruck angesichts der nahenden Dämmerung.

Bernd Pfaff fährt mit dem Quad (ATV) auf einem unbefestigten Waldweg am Schwanberg
Foto: Felix Wallström/BRK | Bernd Pfaff fährt mit dem Quad (ATV) auf einem unbefestigten Waldweg am Schwanberg

Bernd Pfaff, Notfallsanitäter im BRK-Kreisverband Kitzingen, eilte mit dem Quad die gut 20 Kilometer von Volkach zum Schwanberg. "Dieser Einsatz war für mich schon sehr sportlich", sagte er. Glücklicherweise war Pfaff einsatzbereit. Denn er soll als ehrenamtlicher Ausbilder die Fahrer für das ATV erst noch ausbilden. Eigentlich soll ein Spezialanhänger das ATV zum Einsatzort bringen, weil dessen grobstollige Bereifung für Asphaltstraßen nicht optimal ist. Da der Hänger aber nicht sofort greifbar war, fuhr Pfaff direkt mit dem ATV zum Schwanberg – "eine Herausforderung".

Einsatzkräfte tragen Verletzte bergab zum Rettungswagen

Zwischenzeitlich hatten die Retter Mutter und Kind gefunden. Das ATV brachte das restliche medizinische Equipment. Als die Mutter medizinisch versorgt war, wurde sie in eine spezielle Transporttrage gelegt. Dann trugen Sanitäter und Feuerwehrleute die Verletzte bergabwärts, wo an einer zugänglichen Stelle der Rettungswagen wartete und Mutter und Kind zur weiteren ärztlichen Abklärung in eine Klinik fuhr.

Der Rettungswagen wartete bereits an einer Waldlichtung des Schwanberges auf die Aufnahme der Verletzten und deren Tochter. Im Hintergrund nähert sich das Quad
Foto: Felix Wallström/BRK | Der Rettungswagen wartete bereits an einer Waldlichtung des Schwanberges auf die Aufnahme der Verletzten und deren Tochter. Im Hintergrund nähert sich das Quad

"Dieser Einsatz war nur deshalb so erfolgreich, weil alle Einheiten Hand in Hand arbeiteten und jeder seine Stärke beweisen konnte", lautete das Fazit von Einsatzleiter Wallström.

All Terrain Vehicle
Das Volkacher ATV-Quad in der Rettungsdienstausführung - mit Blaulicht und Martinshorn.  Es kann auch einen Anhänger ziehen, in dem zusätzliches Rettungsdienstmaterial eingelagert werden könnte.
Foto: Felix Wallström/BRK | Das Volkacher ATV-Quad in der Rettungsdienstausführung - mit Blaulicht und Martinshorn. Es kann auch einen Anhänger ziehen, in dem zusätzliches Rettungsdienstmaterial eingelagert werden könnte.
Das ATV des BRK in Volkach der Marke Can-Am Outlander hat 650 Kubikzentimeter Hubraum mit 62 PS und Allradantrieb. Es erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h, ist zweisitzig und 330 Kilogramm schwer. Im Frontbereich ist eine Zugwinde eingebaut, die bis zu 800 Kilogramm zieht. Per Anhängerkupplung zieht das ATV einer Last von bis zu 590 Kilogramm.
Das nagelneue Volkacher BRK-Quad in der Rettungsdienstausführung.
Foto: Felix Wallström/BRK | Das nagelneue Volkacher BRK-Quad in der Rettungsdienstausführung.
 
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  • E. H.
    Entschuldigung, aber wir sprechen hier über? Ach ja, den Schwanberg, diesen tropischen Regenwald in 8.000m Höhe, auch bekannt als das Castell-Gebirge. Alles klar.
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  • M. K.
    MeineZeitung 2016 hat vollkommen recht! Bei gutem kann man schließlich nicht stürzen. Weiß doch jedes Kind! 🤦‍♂️
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  • M. W.
    Welch ein Aufwand mit dem Helikopter! Mit jeder Standard-Karten-App (die es auf jedem Smartphone gibt) kann man seinen GPS-Standort per Messenger oder notfalls auch per SMS mitteilen. Gerade im Winter sollte GPS auch im Wald einigermaßen (d.h. bis auf wenige Meter) genau sein. Wenn die zu rettende Person nicht weiß, wie es geht, kann man ihr ja aus der Ferne die Bedienschritte anweisen.
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  • H. S.
    ....und wenn kein GPS Empfang möglich ist? Ich war selbst schon mehrere Wochen im tiefen Spessart in einer Höhle eingesperrt, weil ich mich verlaufen habe und eben kein Signal unter der Erde bekommen habe. Nur mit Hilfe eines zufällig vorbei kommenden Grottenolms habe ich den Ausgang selbst gefunden. Ich wäre froh um jeden Helikopter gewesen, der mich gesucht hätte.
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    @meineZeitung2016. Opferbashing in diesem Fall geht gar nicht.
    Ich kann nicht erkennen, dass sich die Frau falsch verhalten hat.
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  • R. A.
    Wenn man sich bei widrigem Wetter in der Natur aufhält, sollte man wissen, wie Hilfe gezielt geholt werden kann. Das ist kein Opferbashing, sondern ein dezenter Hinweis auf eigene Fahrlässigkeit und Dummheit der Protagonistin, zumal man auch noch das Kind mitnimmt.
    Ich bin regelmäßig im Wald mit Hund unterwegs, mein „wischtelefon“ stellt eine 1a GpsAlarmierung zur Verfügung. Man sollte sich halt auch mit der Technik beschäftigen und sich damit organisieren.
    Ein Klasse Beispiel wie sich so manche Zeitgenossen auf die Allgemeinheit verlassen.
    Schön, dass es nur monetär nicht so glimpflich ausging, die Dame sollte anteilig zahlen.
    Wird aber nicht passieren, trotzdem sollte in solchen Fällen über eine Selbstbeteiligung nachgedacht werden.
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  • S. K.
    Warum muss man bei Sauwetter und
    Sturm unbedingt in die Natur?

    iss ja nicht so das es windstill war...

    ach ja..
    man hat ja ein Wischtelefon dabei und kann Hilfe holen
    falls was passieren sollte und damit jede Menge Ehrenamtliche
    Ihrer Freizeit berauben...

    das das orten nicht immer so einfach ist
    hat man ja jetzt wieder mal gesehen...

    DANKE an ALLE die sich wieder mal in den Dienst für uns
    ALLE gestellt haben...
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    Was meinen sie mit Wischtelefon? Hab ich noch nie was von gehört.
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  • H. Z.
    Ein übliches, stink normales Smartphone halt, also ein Handy ohne (Retro)Tasten......
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    Immer diese neumodischen Yupi-Bezeichnungen - Wischtelefon.
    Früher bei uns hies das einfach Smartphone.
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  • R. B.
    Früher... is klar! Und wie heißt es dann heute bei Ihnen
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  • H. S.
    ...vor allem früher grinsen
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