Zwölf Vorstrafen, eine offene Bewährung und dann eine Serie von Diebstählen und Betrügereien mit einem Schaden von mindestens 9000 Euro. Das Maß ist voll, sagte das Schöffengericht in Kitzingen und schickte einen 39-Jährigen für zwei Jahre und drei Monate hinter Gitter.
Dass es nicht mehr wurde, lag an dem Geständnis. „Das räume ich alles so ein“, äußerte der Mann. Und es lag daran, dass er den Namen eines bisher unbekannten Mittäters nannte. Um den wird sich nun die Staatsanwaltschaft kümmern.
Deren Vertreter brauchte mehr als eine halbe Stunde, um alle Punkte der Anklage zu verlesen. Der Vorwurf: Der Mann war als Umschüler in einem Werkzeug-Großhandel beschäftigt. Das nutzte er ein halbes Jahr lang aus und ließ Werkzeuge, vom Stichsägenblatt bis zur hochwertigen Bohrmaschine, in Gelben Säcken oder Containern verschwinden, die im Freien deponiert wurden. In der Nacht holte der Mann die original verpackten Werkzeuge ab. Wie viele es tatsächlich waren, blieb unklar. Der Schaden bewegt sich zwischen 9000 und 13.000 Euro. Zehn Fälle von schwerem Diebstahl wurden am Ende angeklagt.
Gemeinschaftlicher Betrug
Dazu 31 Fälle von gemeinschaftlichem Betrug. Die kamen zusammen, weil der Mann die Werkzeuge über die Internetplattform Ebay zu Geld machte. Über die verkaufte er die Stichsägenblätter für 15 Euro ebenso wie eine Handkreissäge für 475 Euro und weitere Spezialwerkzeuge. Dass er dafür den Ebay-Account und das Konto seiner damaligen Lebensgefährtin nutzte, machte den Betrug zu einem gemeinschaftlichen und die Frau zur Mittäterin.
Aufgeflogen ist die Sache durch einen Mitarbeiter des Großmarktes. Dem fielen auf Ebay die doch eher speziellen Werkzeuge auf. Durch einen Testkauf kam er auf den Verkäufer. Weil der ganz in der Nähe des Großhändlers seinen Wohnsitz hatte, musste er nur eins und eins zusammenzählen. Den Rest machte die Polizei. Bei einer Wohnungsdurchsuchung fanden die Beamten die Werkzeuge. Ein Geständnis folgte. Damit saß der Mann vor Gericht. Neben ihm seine damalige Lebensgefährtin, die nach Ansicht des Gerichts „eher in die Sache hineingeschlittert war“.
Pakete beschriftet
Die Mutter von drei Kindern versicherte, dass sie weder von den Werkzeugen noch von den Geschäften etwas verstanden habe. Sie hatte aber dennoch Pakete beschriftet und auch zur Post gebracht. Und sie sagte, dass ihr die Geschäfte nicht geheuer vorgekommen sind, aber nichts dagegen unternommen habe: „Ich war dumm und naiv.“ Dass sie das auf ihr Konto fließende Geld trotz der Bedenken genutzt hat, machte sie zur Mittäterin. Sie kam mit neun Monaten und Bewährung davon.
Lange Vorstrafenliste
Davon war der Angeklagte weit entfernt. Die Vorstrafenliste war zu lang. Ausgerechnet in einer noch offenen Bewährung machte er das, was er als Lagerarbeiter bei einem Sportartikelhersteller schon einmal gemacht hatte. Er ließ Waren mitgehen. Das brachte ihn jetzt ins Gefängnis. Da half es auch nicht, dass er aus „finanzieller Not“ heraus gehandelt hat. „Ich wollte keinen Luxus, nur die Familie am Laufen halten“, sagte er. Dass das nicht einfach war, liegt an seiner Geschichte.
Unterhaltszahlungen
Sechs Kinder hat der Mann – von verschiedenen Frauen – das siebte ist unterwegs. Das heißt: Unterhaltszahlungen. Alles, was über 1000 Euro auf seinem Konto erscheint, ist weg. Weil er aber dennoch zeigen wollte, dass er was auf die Reihe kriegt, kam er auf die Idee mit den Diebstählen. Ironie am Rande. Der Mann verdient sein Geld derzeit wieder bei einem Logistikunternehmen. Was Richter Peter Weiß zu der Äußerung veranlasste: „Ich möchte nicht wissen, was in Ihrem Kopf vorgeht, wenn Sie wieder mal in Schwierigkeiten sind.“ Bis dahin kann es dauern. Jetzt wartet erst einmal die Justizvollzugsanstalt, wenn das Urteil rechtskräftig wird.