Überall, wo Markus Söder auftaucht, ist der Bayerische Ministerpräsident ein gefragter Mann. Bei seinen politischen Gesinnungsgenossen sowieso, aber auch bei vielen anderen. Das zeigte sich während des Politischen Ascherdonnerstags des CSU-Kreisverbands Kitzingen, der über 800 Gäste in der Wiesentheider Steigerwaldhalle zog.
Fast wäre Söders Besuch ins Wasser gefallen. Am Schnee am späten Nachmittag lag's nicht. Grund war der Corona-Virus. Der Ministerpräsident hatte kurzfristig für Freitagmorgen in München ein Treffen hierzu einberufen. "Wir wollen uns auf etwas vorbereiten, so gut es geht, bei dem wir nicht wissen, was uns bevor steht", erklärte der 53-Jährige im Schlusswort nach knapp über einer Stunde auf der Bühne. Er habe sogar eine kurzfristige Absage des Termins erwogen, sagte er später, "aber ich wollte Sie nicht enttäuschen". Gegen 20.30 Uhr rauschte Söders Dienstwagen wieder Richtung München.
Menschen bilden großes Spalier für Söder
Zuvor durfte, oder musste, er ein ausgiebiges Bad in der Menge nehmen. Als die Wiesentheider Musik Söder, wie vom Aschermittwoch gewohnt, mit der Bayerischen und der Nationalhymne verabschiedete, hatte sich auf dem Weg zum Hallenausgang ein großes Spalier an Menschen gebildet. Scheinbar fast jeder wollte ein Foto, eine Unterschrift oder zumindest einen Händedruck von Söder. Da drängelten selbst ältere Semester, fast hysterisch.
Auf der Bühne hatten die Verantwortlichen vom CSU-Kreisverband ihr Programm auch angesichts des straffen Zeitplans ihres Gastes etwas umgestellt. Anstelle einer Rede Söders setzte man auf eine Gesprächsrunde zu dritt: Söder, Landtagsabgeordnete Barbara Becker und CSU-Landratskandidat Timo Markert. Eher launig, weg vom Monolog, unterhielt sich das Trio; Becker spielte jeweils die Bälle zu.
Wie denn Söders Woche in der Rückschau gewesen sei, zwischen Ereignissen wie Hanau, der Diskussion um den CDU-Vorsitz und dem Schlappmaul-Orden, wollte Becker wissen. Der Orden sei "eindeutig der Höhepunkt" gewesen, so Söder. Er habe ja nicht den "Großmaul-Orden" bekommen, sondern sehe das als Wertschätzung, zumal noch Hubert Aiwanger die Laudatio halten durfte. Als Franke in Franken ausgezeichnet zu werden, sei sowieso etwas Besonderes. Überhaupt sei der Landkreis Kitzingen "auch ein Stück Heimat" für ihn, stamme doch einer seiner Großväter aus dem Raum Münsterschwarzach, wie Söder verriet. Er verneigte sich artig verbal vor Michael Glos, der "Lichtgestalt", der die Politik "30 Jahre gerockt hat".
Söder erklärt AfD zum "Gegner Nummer eins"
Die AfD erklärte Söder zum "Gegner Nummer eins". Das "braune Gift" wolle ein anderes Land und eine andere Gesellschaft. Es sei inakzeptabel, diese zu wählen, stattdessen müsse man sie bekämpfen. "Wir wollen konservativ sein, aber eine AfD brauchen wir nicht", sagte er zum Applaus der Zuhörer.
Themen wie die Situation der Landwirtschaft streifte er. Man dürfe sie nicht an den Pranger stellen. Der Freistaat brauche die Landwirtschaft und in Bayern würden "die besten Lebensmittel der Welt" produziert. Manches, wie die jetzige Düngemittel-Verordnung, passe auch ihm nicht, sagte Söder.
Thema Nahverkehr wird nur gestreift
Zum Nahverkehr merkte er an, dass man Bahnstrecken, die stillgelegt sind, verstärkt wieder auf den Weg bringen solle. "Da gibt es bei euch ja auch einige." Das heiße Eisen Nahverkehr hatte Landratskandidat Markert aufgegriffen, als er zuvor gefragt wurde, was er im Landkreis verbessern wolle. Näher wurde auf das im Landkreis gerade in der CSU umstrittene Thema nicht eingegangen.
Ob Söder und die CSU zu grün werden, leitete Moderatorin Becker zum Stichwort Umweltpolitik weiter. Er sei in jedem Fall schwarz, merkte der Parteichef an. Zum Grundsatz der CSU gehöre das Bewahren der Schöpfung. Er strebe höchstens zehn bis zwölf Jahre als Amtszeit an. Irgendwann gingen einem die Ideen aus, man müsse authentisch bleiben, Neues beginnen.
Launig wurde es im Dreiergespräch, als Söder wissen wollte, wessen Poster in jungen Jahren in Markerts Zimmer hing. Nicht Franz-Josef Strauß, wie bei ihm, "ihr hattet wahrscheinlich Michael Glos", tippte Söder. Da lag er falsch. Markert gab vor, er habe früher Wrestling-Stars angehimmelt. "Nicht irgendwas vom Club oder so?", fragte Söder leicht amüsiert-irritiert zurück.
Söder kramt in seinen Erinnerungen
Was er Markert raten würde für die letzten Tagen vor der Wahl, wollte Becker wissen. "Auf keinen Fall Wrestling-Plakate aufhängen", schmunzelte dieser. Schließlich durften alle drei erzählen, wie sie zur Politik gestoßen sind und wer ihre Vorbilder waren. Söder garnierte das mit einer Geschichte, wie er als Teenager erstmals eine CSU-Versammlung in einem Nürnberger Stadtteil besuchte. "Entweder ich gehe nicht mehr hin, oder ich übernehme den Laden", habe er sich hinterher gedacht.
Ganz Polit- und Medienprofi, machte Söder gute Miene zu den vielen Fotoanfragen. Auch als der kleine Maximilian, laut Becker "unser jüngster Wahlhelfer", auf die Bühne durfte, um sein Bild mit dem Ministerpräsidenten zu bekommen, spielte er mit.
Im Vorfeld hatte es in Wiesentheid ein Treffen zur Sicherheit gegeben, zwei Tage vorher wurde aufgebaut. Am Nachmittag um 15.30 Uhr durchschnüffelte ein Spürhund die Halle, die dann bis zum Abend geschlossen blieb. Am Ende waren alle Verantwortlichen froh, dass alles glatt lief.