Die dargestellte Unfallsituation am Zementwerk in Astheim bot ein schreckliches Bild: Ein tonnenschwerer Lkw überfuhr einen Radfahrer und kam mit den Vorderrädern direkt auf dem Körper zum Stehen. Der Fahrer hatte kurz zuvor das Bewußtsein verloren und hing leblos hinter seinem Steuer. Obwohl der überfahrerne Radfahrer durch einen Dummy nachgestellt wurde, konnte man zuerst die Situation für echt halten.
"Ein ganz wichtiger Punkt war hier, dass die direkte und schnelle Kommunikation zwischen den Rettungskräften und der Feuerwehr geübt wird", erklärte Feuerwehrkommandant Fred Mahler. So musste das medizinische Personal unter der Leitung von Notfallsanitäter Patrick Schubert sofort entscheiden, in welcher Reihenfolge und Priorität die beiden Verletzten zu bergen sind. Je nach Verletzung muss geprüft werden: schonende und langsame Bergung oder die sogenannte "Crash-Rettung", auch Sofortrettung genannt.
Kommandant Mahler hatte zusammen mit seinem Stellvertreter bei diesem Einsatz bewußt die Rolle des Beobachters gespielt. "Die Feuerwehrleitung wollte hier insbesondere die Nachwuchsführungskräfte alleinentscheidend tätig werden lassen." Zunächst begann die Feuerwehr mit Holzteilen den Lkw abzustützen und versuchte mittels eines Hebekissen den vorderen Teil des Fahrzeuges anzuheben.
Ein weiteres Team sicherte die Unfallstelle mit einem Strahrohr. Ein Sanitäter stieg in das Führerhaus und begann in dem schwierigen und beengten Umfeld mit der medizinschen Versorgung des Fahrers, ein anderer kümmerte sich um den Radfahrer. Die Übungsleitung gab jetzt bekannt, dass der Tod des Radfahrers durch den Notarzt festgestellt wurde. Somit konnte man sich auf die Bergung des bewusstlosen Fahrer aus einer Höhe von gut zwei Meter konzentrieren.
Ein schwieriges Unterfangen, da der Patient gut 100 Kilo schwer war. Dabei kam das Spineboard zum Einsatz. Dies ist ein stabiles Transportbrett, auf dem der Patient fest angeschnallt und geborgen werden kann. So konnte letztendlich mit vereinten Kräften die Person vorsichtig von seinem Sitz gehoben und zum Rettungswagen transportiert werden. Der Kreisbereitschaftsleiter des BRK, Markus Klaßen, betonte, dass, wie auch in diesem Fall, der Rettungswagen mit einem hauptamtlichen Notfallsanitäter und ehrenamtlichen Sanitätern besetzt war.
"Dies ist auch in der Praxis des öfteren der Fall", erklärte er. Er konnte sich davon überzeugen, dass das Team ausgezeichnet zusammengearbeitet hat und der Ausbildungsstand des ehrenamtlichen Personals "absolut top ist", wie er abschließend bemerkte.
Beeindruckt waren ebenso etliche anwesende Zuschauer, die umgangssprachlich im Ernstfall auch "Gaffer" genannt werden. Doch diesmal hatten sie ein berechtigtes Interesse: nämlich zu Sehen, wie die freiwilligen Helfer sich 100-prozentig um ihre Sicherheit kümmern.