
Verlässlich kamen in den vergangenen Jahren gute Nachrichten aus dem Landratsamt: Der Landkreis Kitzingen wächst. Die Einwohnerzahl stieg kontinuierlich an. 2017 knackte der Landkreis die 90.000er-Marke und zählte 90.194 Menschen. Im vergangenen Sommer meldete der Landkreis 93.818 Einwohnerinnen und Einwohner – so viele wie nie zuvor.
2025 nun ganz andere Töne. Im Landkreis Kitzingen leben 2622 Menschen weniger als bisher. Das Bayerische Landesamt für Statistik zählt nur noch 91.196 Einwohnerinnen und Einwohner. Auch wenn die Einwohnerzahl gesunken ist, liegt sie im Landkreis Kitzingen bereits seit 2017 kontinuierlich über der Marke von 90.000, teilt das Landratsamt mit. Zum Stichtag 30. Juni 2024 ist die Einwohnerzahl wieder leicht auf 91.407 angestiegen. Fragen und Antworten zur Statistik.

Welche Faktoren bestimmen die Einwohnerzahl im Landkreis Kitzingen?
Die Entwicklung des Bevölkerungsstandes wird von zwei Faktoren bestimmt: Zum einen von der natürlichen Bevölkerungsbewegung, also durch Geburten und Sterbefälle. Zum anderen von Zu- und Fortzügen von Menschen über die Landkreisgrenze. Für den Landkreis Kitzingen beobachtet das Landesamt, dass es mehr Sterbefälle als Geburten gibt. Damit liegt der Landkreis im bayern- und deutschlandweiten Trend.
"Dabei handelt es sich auch nicht um eine neue Entwicklung: Bereits seit den 70er-Jahren existiert im Bundesgebiet ein Ungleichgewicht zwischen Geburten und Todesfällen", schreibt das Landesamt auf Anfrage. Das Wachstum der Bevölkerung im Landkreis Kitzingen wird damit maßgeblich durch die Wanderungen und den Wanderungssaldo bestimmt.
Warum unterscheiden sich die Zahlen stark, obwohl beide vom Bayerischen Landesamt für Statistik stammen?
Diese Änderungen ergeben sich aus den aktuellen Bevölkerungszahlen, die mit den genaueren Daten des Zensus 2022 erfasst wurden. Zwischen den Zensusjahren werden die Bevölkerungszahlen durch fortgeschriebene Bevölkerungsstatistiken ermittelt. Diese beruhen auf den Daten des letzten Zensus und werden mithilfe von Informationen aus den Melderegistern der Städte und Gemeinden sowie durch statistische Modelle aktualisiert, schreibt das Landratsamt Kitzingen.
Das Bayerische Landesamt für Statistik erklärt es genauer: Die amtliche Bevölkerungsfortschreibung nutzt den jeweils letzten Zensus als Grundlage. Die Zensus-Ergebnisse werden dabei mit den laufenden Zuwanderungen und Fortzügen aus den Melderegistern und den Geburten und Sterbefällen aus den Personenstandsregistern fortgeschrieben.
Wie kommt es zu Ungenauigkeiten bei Einwohnerzahlen?
In den Registern kommt es im Laufe der Zeit zu Abweichungen, die durch den neuen Zensus ermittelt und statistisch korrigiert werden. Die Qualität der Fortschreibung hängt im Wesentlichen von der Einhaltung melderechtlicher Vorschriften durch die Bürgerinnen und Bürger ab. In einigen Fällen melden sich Personen zum Beispiel nicht an ihrem tatsächlichen Wohnort an, andere ziehen ins Ausland, ohne sich abzumelden, oder bereits verstorbene Personen sind noch im Melderegister erfasst.
Je größer der zeitliche Abstand zum letzten Zensus wird, desto größer werden die Ungenauigkeiten in den Registern. Deswegen gibt es in regelmäßigen Abständen einen neuen Zensus. "Der Zensus kann als 'Inventur' der amtlichen Bevölkerungszahlen verstanden werden – ähnlich wie bei einem Unternehmen", erklärt das Landesamt.
Jeder Zensus ermittle die Über- und Untererfassungen in den Registern und führt zu Korrekturen der Einwohnerzahlen. "Das war so beim Zensus 2011 und auch schon vorher bei der Volkszählung 1987. Die vorher bereits erkennbaren Trends werden aber dadurch nicht gebrochen, sondern laufen weiter."

Haben die neuen Zahlen direkte Auswirkungen auf Gemeinden im Landkreis?
Vielleicht auf Mainstockheim und Nordheim. Nimmt man die aktuellen Zensuszahlen verlieren beide Gemeinden Einwohnerinnen und Einwohner und damit auch Sitze in den Gemeinderäten. Mainstockheim fällt von 2010 auf 1947 Einwohner und hätte damit künftig zwei Sitze im Gemeinderat weniger. Nordheim fällt unter die 1000er-Grenze – von 1026 auf 995 Einwohner – und würde damit sogar vier Sitze verlieren.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Die neue Zusammensetzung würde laut Auskunft vom Landratsamt erst bei der Kommunalwahl 2032 gelten. Und: Sechs Monate vor der Wahl veröffentlicht das Bayerische Landesamt für Statistik den, wie es laut Landratsamt heißt, "letzten fortgeschriebenen Stand der Bevölkerung", der dann die Grundlage für die Größe des Gemeinderats ist. Es steht also bis Sommer 2031 nicht fest, ob Mainstockheim und Nordheim weniger Sitze im Gemeinderat haben werden.
Haben alle Gemeinden im Landkreis Kitzingen Einwohner verloren?
Nein. Im Landkreis Kitzingen gibt es 31 Gemeinden. Aber bis auf Segnitz (+3) und Obernbreit (+8) haben alle Orte Einwohner verloren. In Kitzingen zum Beispiel leben 626 Menschen weniger, in Dettelbach 347 und in Marktbreit 256. Jeweils 200 Einwohnerinnen und Einwohner weniger haben Prichsenstadt und Volkach. In Albertshofen schrumpfte die Zahl um 136 und in Wiesentheid um 106. Bei den restlichen Gemeinden liegen die Verluste im zweistelligen Bereich.
Schaut man auf die Verwaltungsgemeinschaften (VG) im Landkreis Kitzingen ergibt sich auf Basis des Zensus von 2022 folgendes Bild: Besonders auffällig ist die VG Marktbreit, in der die Einwohnerzahl von 10.458 auf 10.051 gesunken ist. Auch die VG Kitzingen verzeichnet einen Rückgang von 7904 auf 7655, während die Einwohnerzahl in der VG Volkach lediglich von 11.288 auf 11.047 Einwohner gesunken ist.