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Segnitz
Trotz antiker Grabräuber freuen sich die Archäologen: Neueste Ergebnisse der Grabungen
Von der Ausgrabung auf dem 'Kleinen Anger' entwickelte sich eine spannende archäologische Geschichte für Segnitz.
Foto: Norbert Bischoff | Von der Ausgrabung auf dem "Kleinen Anger" entwickelte sich eine spannende archäologische Geschichte für Segnitz.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 19.11.2022 02:39 Uhr

Seit 20 Jahren gibt es in Segnitz das Museum Segeum. Zum Abschluss der Geburtstagsjahres berichtete Hans-Ulrich Glaser im Dorfgemeinschaftshaus über die neuesten Ergebnisse der Ausgrabungen am Merowinger-Friedhof im vergangenen Jahr. Dabei wurden 38 weitere Gräber ausgegraben.

An der Stelle des heutigen Segnitz siedelten schon früh Menschen. Darüber gibt das am 12. April 2002 eröffnete Segnitzer Museum in der alten Schule Zeugnis. Bereits 1972 hatte man ein bronze- und hallstattzeitliches Gräberfeld auf dem "Kleinen Anger" an der Gemarkungsgrenze zwischen Segnitz und Frickenhausen gefunden. "Beim Graben einer Wasserleitung kam man genau in die Mitte eines Grabens", erzählte Norbert Bischoff beim Vortragsabend.

2005 konnten im Vorfeld der Erschließung des Neubaugebiets "Schindäcker" an der Sulzfelder Straße die Beigaben eines merowingischen Friedhofes und Grabstellen der Urnenfelder- und der Glockenbecherkultur an der Sulzfelder Straße geborgen werden. Das hatte zur Folge, dass 2012/13 eine Erweiterung des Museums und die Umsetzung eines neuen Konzeptes für das Museum Segeum mit dem Titel "Bestattungssitten von der Jungsteinzeit bis ins Frühe Mittelalter" anstand.

Norbert Bischoff (links) und Hans-Ulrich Glaser stellten Grabungsergebnisse vor.
Foto: Gerhard Krämer | Norbert Bischoff (links) und Hans-Ulrich Glaser stellten Grabungsergebnisse vor.

Im Jahr 2021 folgten dann vor der Erweiterung des Neubaugebiets weitere Grabungen im Reihengräberfeld aus dem 6. und 7. Jahrhundert. Hans-Ulrich Glaser vom Büro für Ausgrabungen und Dokumentation Heyse (Schwarzach) ging auf die strategisch günstige Lage am Main ein, weshalb Menschen schon früh in dieser Region links und rechts des Mains siedelten. Bei der Grabung habe man 118 Befunde gegeben. 38 Gräber seien untersucht worden. Die Archäologen haben zudem auch Kreisgrabenanlagen entdeckt, darunter eine Doppelkreisgrabenanlage mit einem einschiffigen Pfostenbau in der Mitte.

Zwei Tierbestattungen habe man ebenfalls ausgegraben. Dabei handelte es sich um zwei Pferde. In dem einen Grab lagen zusätzlich auch zwei Hunde ohne Schädel. "Pferdebestattungen sind für diese Zeit sehr selten", sagte Glaser.

Die Bildertafeln über das Merowinger-Gräberfeld stießen auf großes Interesse bei den Besuchern des Vortragsabends.
Foto: Gerhard Krämer | Die Bildertafeln über das Merowinger-Gräberfeld stießen auf großes Interesse bei den Besuchern des Vortragsabends.

Der größte Teil der Gräber sei antik beraubt und damit zerstört worden. Es seien Raubschächte in die Grabgruben getrieben worden. Die Gräber müssten zum Zeitpunkt der Plünderung noch sichtbar gewesen sein und die Grabräuber müssten gewusst haben, wo es etwas zu finden gibt. Dennoch hätten noch viele Gefäße, Bestandteile der Kleidung und vereinzelt Waffenteile geborgen werden können.

Bei den Bestattungen handelt es sich um Gräber von Männern und Frauen, auch ein Kindergrab war dabei. Bei manchen wird ein verwandtschaftliches Verhältnis vermutet. Bewiesen werden könnte dies aber nur durch DNA-Analysen. Der Rang sei höher gewesen, worauf die Grabbeigaben hindeuten. Bernstein- und Glasperlen waren ebenso dabei wie eine Almandinscheibenfibel oder ein silberner Siegelring. Reste von gläsernen Rüsselbechern seien ebenfalls gefunden worden. Was auch in den beraubten Gräbern immer zurückgelassen worden sei, seien Kämme. "Wer will schon einen gebrauchten Kamm", scherzte Glaser.

Glaser geht davon aus, dass mit der Grabung von 2021 die vollständige Ausdehnung des merowingerzeitlichen Gräberfeldes erfasst werden konnte. Die zugehörige Siedlung konnte aber noch nicht lokalisiert werden.

"Es ist spannend, was wir für Bodenschätze im Landkreis haben", zeigte sich stellvertretende Landrätin Susanne Knof begeistert. Matthias Merkl vom Landesamt für Denkmalpflege freute sich ebenso wie stellvertretender Bürgermeister Christian Lauck über das Ergebnis der Grabung.

 
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