Dettelbach Bröckelnder Putz und eine vernagelte Tür, doch zwischen den Brettern dieses eine Stück Verheißung: golden schimmernd und geheimnisvoll. Die Außenseiten der Flügel des neuen Altarbildes in der Dettelbacher Stadtpfarrkirche St. Augustinus waren am Kirchweih-Sonntag noch geschlossen, als die Besucher zum Festgottesdienst in die Kirche strömten.
Das Interesse an dem Bild des Leipziger Malers Michael Triegel war groß: Wer erst kurz vor Beginn des Gottesdienstes kam, musste sich mit einem Stehplatz begnügen.
Der große Moment kam wenig später: die Öffnung der Altarflügel und mit ihr ein Blick in Leben und Theologie des Kirchenvaters Augustinus. „Ihren“ Maler Michael Triegel, er hatte erst im vergangenen November mit der Vorstellung seines Porträts von Papst Benedikt XVI. für Furore gesorgt, hatten die Dettelbacher zuvor mit Beifall begrüßt. Der 42-Jährige gebürtige Erfurter ist in der Kunstwelt zwar längst etabliert, dennoch war die Weihe seines Augustinus-Bildes auch für ihn keine übliche Bildpräsentation. Nach dem Gottesdienst sprachen wir kurz mit dem Maler.
Michael Triegel: Es ist natürlich auch eine große Last von mir abgefallen. Gleichzeitig freue ich mich, das Bild jetzt hier zu sehen, in dem Rahmen, der eigens dafür geschaffen wurde. Ich empfinde ein Gefühl von Angekommensein. Und während des Gottesdienstes gab es schon Momente, in denen mir fast die Tränen kamen.
Triegel: Das Bild ist vor vier Wochen fertig geworden. Davor habe ich drei Monate lang intensiv daran gearbeitet. Ich bin sozusagen nur zum Schlafen nach Hause gekommen. Das war aber auch eine gewisse Gefahr: Es fehlt dir dann irgendwann der Abstand, und du siehst auch die Fehler nicht mehr. Insofern war die Fertigstellung auch eine gewisse Befreiung.
Triegel: Stimmt. In der Darstellung des jungen Augustinus erkennt man mich wieder. Das hat auch damit zu tun, dass ich mich, ähnlich wie Augustinus in dieser Lebensphase, als Suchender verstehe. Das Kind, das die Mitra des alten Augustinus hält, trägt Züge meiner Tochter Elisabeth, in der Maria erkennt man ein Stück weit meine Frau Christine.
Triegel: Na ja, vielleicht mochte mir ja niemand sagen, dass er das Bild nicht mag, aber bis jetzt habe ich nur Positives gehört.