Bei Kaiserwetter hatte die Rüdenhäuser Bürgerwehr ihren großen Tag zum Abschluss des Kirchweihfestes. Ein herrlicher Sommertag ließ vor allem die Männer im schwarzen Frack und mit Zylinder bei ihrer Traditionspflege schwitzen. 93 Bürger waren am Rathaus bei Bürgerhauptmann Leo Neubert gegen Mittag angetreten, um von dort mit den Fahnenabordnungen und den Symbolfiguren ins Schloss zu ziehen. Dort fand später das Bürgerschießen statt.
Dabei geht es aber nicht unbedingt darum, den besten Schuss auf die Scheibe abzugeben, auf der ein Schafkopf-Kartenspiel angebracht ist. Das ist mit einer alten Flinte auf eine Entfernung von rund 60 Metern auch gar nicht so einfach, zumal mit Kimme und Korn gezielt wird.
Georg Mahr: "Ich werde dabei sein, solange ich einigermaßen laufen kann"
Es geht den Männern, den Bürgern, um die Gemeinschaft, das Zusammensein an diesem Tag. Das hoben drei hervor, die für ihre langjährige Teilnahme ausgezeichnet wurden. So erhielten Georg Mahr und Karl-Heinz Rebitzer eine Medaille für 50 Mal Bürgerauszug, Joachim Sinn wurde für 30 Mal geehrt.
Warum sie mitmachen an diesem Tag? "Das ist doch selbstverständlich! Ich werde dabei sein, solange ich einigermaßen laufen kann", sagte der 72-jährige Georg Mahr. Für Karl-Heinz Rebitzer ist das besondere "die Verbundenheit, die Tradition. Das ist hier etwas Einmaliges". 1970 hatten beide erstmals teilgenommen.
Joachim Sinn schätzt die gesamte Atmosphäre des letzten Kirchweih-Tages. "Der Bürgerauszug ist eine Pflichtveranstaltung. Das Gemeinschaftsgefühl, an dem Tag wird der Zusammenhalt in einer so kleinen Gemeinde deutlich."
Teilnahme mit 18 Jahren möglich, Frauen sind außen vor
Auf die Jüngeren, die ab 18 Jahren mitmachen dürfen, überträgt sich das. Zu den Jüngsten gehörte diesmal Martin Paul, der zum zweiten Mal mit Frack und Zylinder auszog. Diesmal feierte er seine Premiere als Pionier, als eine der Symbolfiguren des Zuges, nachdem sein Onkel ihm das Amt überlassen hat: "Mir gefällt das ganz gut".
Es geht gemütlich zu im Schlosspark, wo die Bürgerwehr zusammen sitzt, nachdem sie vom Hausherren, Otto zu Castell-Rüdenhausen und seiner Frau begrüßt wurden. Frauen sind außen vor, so will es die Tradition, die über 400 Jahre zurückgeht.
Der Tag wurde wie immer zelebriert, Start war bereits am Montagabend, wenn zwölf Männer mit den Trommlern durch den Ort zogen zum Zapfenstreich. Dieser weist auf den Auszug am Dienstag hin. Die beiden Trommler Thorsten Götzelmann und Michael Müller waren am Dienstagfrüh zum Wecken im Dorf unterwegs, ehe es am Mittag losging.
Auch der Abend mit dem Einzug nahm seinen gewohnten Ablauf. Die Gewehre wurden nach Zwischenstationen mit Speis und Trank zurück zum Rathaus gebracht. Dort erklang auch diesmal das Feierabendlied. Den Abschluss bildete der Bürgerball in der Turnhalle.