Termine haben die 37 Jahre des CSU-Bundestagsabgeordneten und Ex-Ministers Michael Glos bestimmt. Im Herbst ist Schluss. Glos hört auf. Bis dahin bleiben die Termine. Auch bei der letzten Etappe der Tour de Glos am Sonntag haben sie den 68-Jährigen eingeholt. Das allerletzte Teilstück der wandernden Sprechstunde fand ohne Glos statt.
„Schuld“ war Parteikollegin Barbara Stamm. Die war krank geworden und Glos musste bei einem Würzburger Fernsehsender einspringen. Immerhin, beim ersten Teilstück der Schleife von Marktsteft über Sickershausen und Hohenfeld zurück zum Hafenfest war er dabei. Nicht ohne zuvor eine Agenturfotografin versorgt zu haben. „Die haben sich ein Foto mit Weizenbier auf einem Berg vorgestellt“, sagte Barbara Rinke vom Wahlkreisbüro und deutet auf die Idylle am Ufer: Die Familie Glos mit Wein am Main – auch schön. Danach hatte Glos Zeit, wie seit 1994, als die sprechende Sprechstunde auf die Etappen ging. „Klar, es war am Anfang Wahlkampf“, sagt Glos. In 14 Tagen marschierte Glos und sein Tross Ort für Ort durch den gesamten Bundeswahlkreis (Stadt und Landkreis Schweinfurt, plus Landkreis Kitzingen). „Die Leute haben gesagt, ihr kommt doch nur, wenn ihr was wollt.“ „Das wollen wir mal sehen“, sagte Glos. Die Wanderung, die später von einer Zeitung zur Tour de Glos gemacht wurde, war geboren.
Mit dabei von Anfang an Peter Rinke. Wie Sabine Wiesinger, langjährige Mitarbeiterin von Glos in Berlin, sagte, ist es für Rinke praktisch die 40. Tour. Rinke sucht die Touren aus, testet sie und schlägt sie Glos vor. „Der hat bisher immer Ja gesagt“, sagte Rinke. Aus den Wochentouren sind im Lauf der Zeit kürzere geworden. Zuletzt ist man auf Rundwanderungen umgestiegen. Wichtig für Rinke: Jede Tour ist bisher durchgezogen worden. Nur vor zwei Jahren hat ein Platzregen bei Fahr für einen vorzeitigen Abbruch gesorgt.
Davon ist auf dem Hafenfest nichts zu spüren. Da herrscht Aufbruchstimmung – trotz der lockenden Steckerlfische. Die müssen warten bis zum Schlusshock, zu dem auch Glos wieder stoßen wird. Der Aufbruch verzögert sich. Begrüßungsreden müssen sein. Marktstefts Bürgermeister Rudi Riegler und Dieter Haag (CSU-Ortsverband) dürfen ran, Otto Hünnerkopf auch. Glos hält sich kurz. Dankt seinen Wegbegleitern, erinnert an seinen Einstieg in die Politik als 26-jähriger Kreisrat in Kitzingen.
Dann kommt die Stunde der Tour- de-Glos-Band: Frank Cybulski und Winfried und Renate Vierengel kommen noch öfter zum Einsatz, auch am Ende, wenn der Tag musikalisch aufgearbeitet wird. Jetzt geben sie das Startsignal. 80 Wanderer und zwei Schäferhunde machen sich auf den Weg. Auf dem zeigt sich, wie das System wandernde Sprechstunde funktioniert. Irgendwann kommt jeder an Glos ran, ganz zwanglos. Und was wollen die Leute? „Unsere Politik loben oder sich auch darüber ärgern“, sagt Glos. Einmal hat sich einer über die Erhöhung der Feuerschutzabgabe in Dittelbrunn beschwert und darauf bestanden, dass Glos was macht. Der war aber nicht zuständig, ging also nicht. Apropos gehen: Nicht verraten wird, dass nicht nur Kurt Schmitt aus Kitzingen zeitweise auf einen der Traktoren des Sickerhäuser Bulldog-Fans Georg Herbolzheimer aufgestiegen ist. Noch zu erwähnen: Die Touren wird es weiter geben. Anja Weisgerber, die potenzielle Nachfolgerin von Glos, will die Tradition fortsetzen, wenn sie im Herbst in den Bundestag einzieht.
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