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Dettelbach
Tote Greifvögel: Greift Tierhasser im Landkreis Kitzingen zu Gift?
Spaziergänger fanden bei Dettelbach eine tote Rohrweihe. Nach einer toxikologischen Untersuchung steht fest: Der Greifvogel wurde vergiftet. Und es ist nicht der erste Fall.
Dieses Rohrweihenweibchen wurde westlich von Bibergau gefunden. Es starb durch eine Vergiftung mit dem seit langem verbotenen Insektizid Carbofuran.
Foto: Ottmar Deppisch | Dieses Rohrweihenweibchen wurde westlich von Bibergau gefunden. Es starb durch eine Vergiftung mit dem seit langem verbotenen Insektizid Carbofuran.
Lukas Kutschera
Lukas Kutschera
 |  aktualisiert: 09.02.2024 11:44 Uhr

Mitte Mai entdeckte ein Spaziergänger westlich von Bibergau eine tote Rohrweihe. Äußerlich schien der Greifvogel unversehrt. Der Finder verständigte Ottmar Deppisch von der Umwelt- und Naturschutzgruppe Dettelbach im Landesbund für Vogelschutz (LBV). Nach einer toxikologischen Untersuchung stellte sich heraus: Der Vogel wurde vergiftet, und zwar mit dem verbotenen Insektengift Carbofuran. Anscheinend handelt es sich dabei um keinen Einzelfall.

Ottmar Deppisch meldete sich bei dieser Redaktion, nachdem er am 8. Juli das Testergebnis der Untersuchung erhalten hatte. "Da die Rohrweihe äußerlich unversehrt und auch gut genährt war, lag der Verdacht auf eine Vergiftung nahe", sagt er. Er hatte den Kadaver an das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Tiermedizinischen Fakultät der LMU München zur toxikologischen Untersuchung geschickt. Das Testergebnis bestätigte seinen Anfangsverdacht.

Handelt es sich um gezielte Vergiftungen?

Das Ergebnis zeigte: Der Vogel wurde mit dem Insektizid Carbofuran vergiftet. "In der EU ist das Mittel seit vielen Jahren verboten", berichtet Deppisch. Dennoch findet es offenbar weiterhin Verwendung. In 80 Prozent der vom Institut untersuchten Kadaver wurde dieses Gift festgestellt. Es handelt sich um ein Kontaktgift, das über die Haut in den Körper gelangen kann. Damit ist es auch für andere Tiere und sogar den Menschen gefährlich.

Auch im Landkreis Kitzingen verendeten bereits mehrere Vögel an dem Insektengift. "Schon 2013 und 2014 wurden in Euerfeld je zwei mit Carbofuran vergiftete Mäusebussarde gefunden", sagt Deppisch. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher sein, vermutet er. Dass es sich bei den Fällen um gezielte Vergiftungen durch Tierhasser handelt, kann Deppisch nicht ausschließen.

Bei der Polizei Kitzingen ist laut deren Pressesprecher Gerhard Klebrig dieses Jahr noch keine Anzeige zu Vogel-Vergiftungen eingegangen. "Uns ist kein Fall bekannt", sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Ohnehin sei es schwer, in solchen Fällen einen Täter zu ermitteln. "Da haben wir fast keine Chance, es sei denn es gibt Zeugen", sagt der Pressesprecher der Polizei. Trotzdem meint er: "Wenn Leute sowas finden, können sie sich gerne bei uns melden." Die Strategie der Polizei sei dann vielmehr, die Öffentlichkeit über das gefährliche Insektengift aufzuklären.

 
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Kommentare
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  • K. K.
    in dieser Region.....

    Euerfeld, Bibergau, Rottendorf/Rothof usw. hat es schon vor mehreren Jahren LEIDER
    Greifvogelvergiftungen gegeben. Respektlos werden diese Vogelgattungen auf dem Land gerne " Geierli " genannt. Was schon eine ablehnende Wertschätzung beinhaltet.

    Gerade im Raum Euerfeld haben mit viel Aufwand Vogelschützer die " Weihen " wieder "angesiedelt". Das Vergiften von sgn. "Geierli" ist ein ganz schäbiges Hobby.
    Irgendjemand weiss doch sicherlich, wer dieses alte Spezialgift hortet..... und sollte
    "anonym" der Polizei oder anderen einen Hinweis geben. Das wäre mal ein Anfang...
    Wenn dieser weibliche Vogel um diese Jahreszeit tot gefunden wurde, dann ist wahr-
    scheinlich auch die Brut verendet; weil vllt. keine Nahrung mehr ankam! Ich habe diese -Weihen zw. Euerfeld und Rothof am Aussichtspunkt "Kreuz gerne und oft be-obachtet. Neidvolle Fressschäden richten diese Vögel sicher nicht an. Im Gegenteil.
    Landwirte wurden sogar entschädigt, wenn sie zum Schutz beitrugen.
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