Wirkt sich ungesundes Essen negativ auf unsere Psyche aus? Eine von vielen Fragen, mit denen sich Diplom-Ökotrophologin Uta Toellner in ihrem Webinar beschäftigt. Am Montag, 12. April, können Interessierte teilnehmen und noch viel mehr über ein möglichst gesundes Essverhalten erfahren – und wie man dahin kommt.
Wie lässt sich ein ungesundes beziehungsweise gesundes Essen definieren?
Toellner: Darauf gibt es keine schnelle Antwort. Wir können nicht sagen: Iss ein bestimmtes Lebensmittel und es geht Dir automatisch gut oder eben schlecht. Man muss genau hinschauen.
Aber es gibt doch gewisse Richtwerte?
Toellner: Natürlich. Wir wissen, dass Zucker die Lust auf Süßes pusht. Wenn wir etwas künstlich Süßes wie Schokolade oder Eis zu uns nehmen, dann wird das Glückshormon Dopamin relativ schnell im Gehirn ausgeschüttet. Das ist im ersten Moment ein geniales Gefühl. Da das Empfinden dann aber schnell nachlässt, hat man gleich wieder Lust auf Süßes. Das kann auf Dauer zu dazu führen, dass wir zu viel Zucker und Energie zu uns nehmen.
Warum greifen wir so oft nach etwas Süßem?
Toellner: Die soeben angesprochene Reaktion ist ein schnelles Belohnungssystem. Gerade, wenn wir uns gestresst fühlen, neigen wir dazu uns schnell etwas Gutes tun zu wollen. Und das ist in unserer schnelllebigen Zeit immer häufiger der Fall.
Wie können wir dem entkommen?
Toellner: Indem wir unser Essverhalten strukturieren und uns ein gutes Essverhalten angewöhnen.
Das wie aussieht?
Toellner: Drei Mahlzeiten am Tag haben sich bewährt. Und wie das Wort schon sagt: Wir sollten uns Zeit nehmen und das Mahl bewusst genießen. Dann steigt auch die Chance, dass ein Sättigungsgefühl einsetzt.
Viele nehmen lieber kleine Mahlzeiten zwischendurch zu sich.
Toellner (lacht). Ich weiß. Studien haben ergeben, dass wir im Schnitt mindestens 15 Snacks am Tag in unseren Mund schieben. Das ist viel zu viel. Nicht nur für den Körper, sondern auch für unsere Psyche. Wir überlegen dabei ja immer wieder, ob das jetzt richtig oder falsch ist.
Und wissen die Antwort.
Toellner: Natürlich.
Wie können wir dann selbst gegensteuern?
Toellner: Indem wir andere Dinge tun, um das Glückshormon Dopamin freizusetzen. Musik hören, Lachen, Kuscheln. Unsere Sinne müssen anderweitig bedient werden.
Essen kann auch ein sinnlicher Genuss sein.
Toellner: Richtig, aber eben nur einer von vielen und nicht der Einzige.
Lässt sich ein gutes Essverhalten antrainieren?
Toellner: Auf jeden Fall. Und wenn wir es verlernt haben, können wir es auch wieder neu erlernen.
Was gehört noch zu einem gesundheitsförderndem Essverhalten?
Toellner: Eine gewisse Regelmäßigkeit und Pausen. In denen sollten wir tatsächlich gar nichts essen. Auch keine Karotten, Äpfel oder sonst etwas vermeintlich Gesundes.
Aber Obst und Gemüse sind doch gut?
Toellner: Ja, aber nur in Maßen, sie sollten nicht dazu dienen, den Stresslevel abzubauen.
Auf welche Lebensmittel sollten wir bei den regelmäßigen Mahlzeiten zurückgreifen?
Toellner: Eine gute Mahlzeitenkombination enthält eiweißhaltige Lebensmittel wie Fleisch, Hülsenfrüchte, Milchprodukte oder Nüsse, Gemüse oder Obst und eine kohlenhydrathaltige Beilage wie Vollkorngetreideprodukte.
Haben Sie ein Beispiel?
Toellner: Brot, Käse und zum Nachtisch ein Apfel. Das sättigt mehr, als wenn nur ein Bestandteil vorhanden wäre.
Aber richtig spannend klingt das auch nicht.
Toellner (lacht): Es gibt natürlich noch viel mehr Kombinationen. Denken Sie an die Vielfalt der Nüsse und Getreideprodukte. Es gibt unzählige Gemüsesorten. Alles, was die Natur für uns bereithält, ist hilfreich.
Wer kleine Kinder hat, kann sich deren Mienen beim Blick aufs Mittagessen vorstellen.
Toellner: Kinder sind auch mit diesen Vorgaben ganz leicht zufriedenzustellen. Nudeln mit Tomatensoße sind durchaus in Ordnung. Zum Nachtisch könnte man Quark mit Himbeeren oder Heidelbeeren servieren. So wird auch die Lust auf etwas Süßes befriedigt.
Kinderärzte berichten, dass mittlerweile 20 bis 25 Prozent der kleinen Patienten übergewichtig sind.
Toellner: Das Essverhalten hat sich in den letzten Jahren verändert. Zu viel Fructose, zu viele Kalorien. Diese ganzen süßen Getränke, die es auf dem Markt gibt, bräuchten wir überhaupt nicht.
Schokolade macht glücklich, heißt es.
Toellner: Schokolade triggert das Belohnungssystem im Gehirn an und ist überdies mit positiven Gefühlen verbunden. Wir denken an den Geburtstagskuchen oder eine Pralinenschachtel als Geschenk. Es ist okay, wenn wir ab und zu Schokolade als Genussmittel zu uns nehmen. Aber es sollte halt nicht zur Gewohnheit werden, anstelle einer Mahlzeit etwas Süßes zu essen.
Webinar: Der VerbraucherService Bayern lädt am Montag, 12. April, ab 20 Uhr, zu einem Webinar mit Uta Toellner ein. Titel: Essen und Psyche. Kosten: Acht Euro. Anmeldung: www.edudip.com