Markgraf Albrecht Achilles v. Brandenburg lag von Kitzingen her kommend 1460/61 mit seinem "gantzen gezeug" vor Sulzfeld, um es dem Bistum zu entreißen. Der Ort wusste sich aber zu wehren. Dieser tapfere Mut bewog Fürstbischof Rudolf von Scherenberg zur Verleihung des Sulzfelder Wappens, drei sich kreuzende silberne Pfeile, seit 1639 zwischen zwei Rosen, auf blauem Grund.
Weithin sichtbar überragt das Rathaus mit Obelisken und Voluten am Giebel den Marktplatz. Der Würzburger Gegenreformator, Fürstbischof Julius Echter, belohnte die Sulzfelder 1609 mit dem neuen Rathausbau für ihre wiedergewonnene katholische Glaubenstreue. Im ersten Stock des Rathauses, in der großen Verkündhalle, tagt der Gemeinderat der 1250 Seelengemeinde. Im zweiten Obergeschoss öffnet sich neben dem Treppenaufgang eine hohe Ratsdiele. Sie ist der ehrwürdige Ort, an dem die alten Akten, Bände und Rechnungen Sulzfelds aufbewahrt werden.
Es finden sich Urkunden wie z. B. die von 1447, in der die Gemeinde Sulzfeld dem Johanniterorden Biebelried Wald abkauft, oder einige Urkunden von 1506, welche die Errichtung einer Engelmesse am Altar omnium apostolorum in der Pfarrkirche zu Sultzvelt beglaubigen. Stiftungen, Güter und Einkünfte wie Ewigzins für diese Engelmesse werden ebenfalls urkundlich belegt. Ein Dutzend Geburtsbriefe mit und ohne Hängesiegel aus dem 17. und 18. Jahrhundert haben die Zeiten überdauert. Ein Großteil der Urkunden dürfte allerdings verloren gegangen sein.
Als sich 1998 die Verwaltungsobersekretärin Gerlinde Rückel des Archivs annahm, richtete sie zunächst ihr Augenmerk auf die alten Dielenschränke mit ihrem kostbaren Inhalt. Die erste Überraschung: Ein Holzschrank entpuppte sich als eine Brutstätte, überall lagen Häufchen von Sägemehl. Gerlinde Rückel schlug das erste Rechnungsbüchlein auf, da kringelte sich ein satter Holzwurm zwischen den Seiten des Büttenpapiers. Was nun? Holzwürmer winkten aus jeder Ecke. Bürgermeister Gerhard Schenkel befragte das Staatsarchiv Würzburg. Von dort kam der Tipp: "Archivalien schnellstens einfrieren".
Eine Kühltruhe wurde angeschafft und darin das Schriftgut in Plastik gewickelt für zwei Wochen versenkt. Inzwischen rückte man den Holzschränken chemisch zu Leibe und rottete die Holzwürmer aus. Bis endlich alle Archivalien die Tiefkühlprozedur und die Wiederauftauphase überstanden hatten, war ein halbes Jahr vergangen. Inzwischen ist das Archivgut eingeordnet und beschildert. Beim Durchsehen fällt auf, dass vor allem aus dem 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wenig vorhanden ist. Dieser Umstand ist zweifellos auf die Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges zurückzuführen.
Schwedenüberfälle
Zwischen 1631 und 1647 erduldete Sulzfeld mehrere Schwedenüberfälle. Es folgte ein großes Sterben. Die Weinberge wurden nicht mehr bearbeitet. Im Archiv liegen noch 26 schmale geheftete Contributionsrechnungsbüchlein ab 1635 bis 1806 vor. Darin werden vom Sulzfelder Schultheiß für das Schloss Würzburg die Namen der Sulzfelder Bürger aufgezeichnet, die je nach Besitzgröße monatlich zwölf Gulden Contributionssteuer und zehn Kreuzer zur Zehrung zu entrichten hatten. Juden und Fremde waren ebenfalls zur Kriegssteuer verpflichtet.
Seit 1521 verkehrte vor dem unteren Tor ein Schelch über den Main nach Marktsteft. In einer Ausschreibung von 1856 wird ein Fährpächter mit Pachtzins für sechs Jahre gesucht. Dem Pächter wird bekannt gegeben, dass er für die Fähre samt den Fahrutensilien, Hebebäumen, Ruder und Segel verantwortlich sei. Bei Diebstahl oder Hochwasser sei es seine Aufgabe, die von der Gemeinde gestellte Fähre wieder selbst zurückzubringen.
Pro Überfahrt konnte der Pächter einen Pfennig verlangen. Bei Hochwasser bekam er zwei Pfennige. Schubkarren beladen oder unbeladen kosteten zwei Pfennige, ebenso viel ein Kalb, Schwein oder Geis. Soldaten, Ordonanz und Gemeindeboten, sowie Frohner, welche bei Brandunglück zu Hilfe kommen und jene welche von hier aus an die Brandstätte gehen, hatte der Pächter unentgeltlich hinüber zu fahren. Vier Bewerber meldeten sich als Pächter.
20 Jahre später, 1876, ist der Gebührenanschlag wesentlich umfangreicher: Fünf Pfennige für Hin- und Herüberfahren von einem hiesigen Einwohner, sieben Pfennige von einem Auswärtigen, bei Nachtzeit sind für die Überfahrt die doppelten Gebühren zu zahlen. 20 Pfennige musste eine Person bei Hochwasser während des Tages zahlen, 25 Pfennige bei Hochwasser zur Nachtzeit, fünf Pfennige kostete ein unbeladener, zehn Pfennige ein beladener Schubkarren, zehn Pfennige ein Kalb, Schwein, Schaf oder eine Ziege. Ab 1890 verband von Marktsteft aus eine Kettenfähre die beiden Gemeinden.
Sulzfeld ist seit alters her mit dem Weinbau verbunden. In den Archivunterlagen finden sich jedoch nur Akten über die Weingültpflicht, die das Landgericht 1835 der Gemeinde bekannt gab und die Reblausverseuchung 1912 bis 1924.
Viele neue Sachgebiete wie beispielsweise die Sanierung des Altortes, Weinbau und Tourismus sind dazugekommen und werden bald archiviert, denn Gerlinde Rückels nächstes Ziel ist es, die Unterlagen ab 1957 und die neu angefallene Sulzfelder Registratur aus der Verwaltungsgemeinschaft Kitzingen auszusondern.
Roswitha Sulzbacher ist Kreisarchivpflegerin und lebt in Volkach. Das Archiv des Monats erscheint an jedem ersten Samstag im Monat.