"Ich wäre besser daheim geblieben." Diesen Satz eines 19-Jährigen hätten die weiteren drei Angeklagten vermutlich sofort unterschrieben. Die vier sind aber nicht daheim geblieben, sondern haben sich Ende Mai 2020 in der verlassenen Schule in der ehemaligen US-Wohnsiedlung Marshall Heights umgeschaut. Weil dabei zwei Basketballkörbe und eine Wandvitrine zu Bruch gingen, fanden sie sich vor dem Jugendrichter wieder. Der Vorwurf: Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung.
Die jungen Männer kamen mit dem berühmten blauen Auge davon. Jugendrichter Wolfgang Hülle stellte das Verfahren mit der Zustimmung aller Beteiligten gegen Auflagen ein. Die Drei, die inzwischen Geld verdienen, zahlen je nach Tatbeteiligung zwischen 500 und 1200 Euro, der Vierte ohne Einkommen muss 40 Stunden soziale Hilfsdienste ableisten.
Zu verdanken hat das Quartett den eher milden Ausgang der Verfahrens vor allem dem umfassenden Geständnis. Den vier bisher weitgehend unbelasteten jungen Männer zwischen 18 und 19 Jahren ist bewusst, dass das Eindringen in das Gebäude ein Fehler war, auch wenn die Türe offen stand. Und sie sahen auch ein, der Hülle Recht hatte, wenn er sagte: "Das ist keine Dummheit oder Blödsinn, das sind massive Straftaten."
Das gilt nicht nur für den Spaziergang durch die leere Schule, sondern vor allem für zwei Sachbeschädigungen. Zwei der Angeklagten hatten Basketballkörbe kaputt gemacht, einer zudem eine Wandvitrine eingeschlagen. Warum, konnte keiner erklären. Eine "Mischung aus Gruppendynamik, Langeweile, spontanem Entschluss, Neugier sowie unüberlegtem und naiven Tatverhalten", mutmaßte ein Vertreter der Jugendgerichtshilfe hinter der "jugendtypischen " Tat. Als "recht unnötige" oder auch "dumme Aktion" bezeichnete ein Angeklagter den illegalen Besuch.
Schaden vollständig beglichen
Immerhin, den Schaden von rund 3600 Euro haben die beiden Randalierer inzwischen vollständig und zu etwa gleichen Teilen beglichen. Entschuldigt haben sie sich, wie die beiden "Mitläufer", beim Eigentümer der Anlage auch. Dazu kommen die Geständnisse und jeweils eine von der Jugendgerichtshilfe bestätigte günstige Sozialprognose.
Gründe genug für Hülle, laut über ein Ende des Verfahrens ohne Urteil nachzudenken. "Da haben wir vier junge Männer, nicht oder kaum vorbelastet und scheinbar vernünftig, und dann passiert sowas", fasste Hülle zusammen. Er verteilte die Rechnungen für den teuren Besuch in der "Ami-Schule" und schickte die vier mit den Worten heim: "Erfüllen Sie die Auflagen und nutzen Sie die Chance, ohne Urteil aus der Sache rauszukommen."