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Kitzingen
Tenor João Terleira als Einspringer rettet Johannes-Passion in Kitzingen
Die Aufführung der Johannes-Passion in der Pfarrkirche St. Johannes in Kitzingen berührte die Zuhörer tief.
Foto: Jutta Schwegler | Die Aufführung der Johannes-Passion in der Pfarrkirche St. Johannes in Kitzingen berührte die Zuhörer tief.
Jutta Schwegler
 |  aktualisiert: 10.04.2025 02:38 Uhr

Es ist der Albtraum eines jeden Dirigenten: der Hauptsänger des Abends erkrankt. So geschah es Regionalkantor Christian Stegmann, als er sehr knapp vor der Aufführung der Johannes-Passion von J. S. Bach erfuhr, dass "sein" Evangelist erkrankt ist.

Aber Stegmann hatte Glück, es wurde ihm ein junger Tenor empfohlen, der die Rolle des Erzählers der Leidensgeschichte Jesu auch schon einige Male gesungen hat: João Terleira, der seit vier Jahren in Deutschland lebt. Alles geht gut und so stand ein Tenor auf dem Podium, der seine Zuhörer mit seiner kernigen, leuchtend strahlenden Stimme sofort einnahm. Mit leichtem Ansatz und Kraft in der Stimme schaffte er mühelos alle Klippen dieser schwierigen Partie, zumal er auch die Tenorarien sang. Terleira brachte die Leichtigkeit und den Schmelz eines typischen Rossini-Tenors in die Johanneskirche, sang gut textverständlich und begeisterte die Zuhörer.

Tenor João Terleira sprang in letzter Minute ein.
Foto: Jutta Schwegler | Tenor João Terleira sprang in letzter Minute ein.

Aber auch die anderen Beteiligten gaben alles, um das Publikum innerlich zu bewegen. Simon Tischler sang die Jesusworte mit einerseits starkem, aber auch geschmeidigem Bariton. Sven Fürst zeigte bei fast schon szenischer Mimik eine virile Bassstimme und gestaltete sein Arioso "Betrachte, meine Seel" traumhaft innig mit leisestem Piano. Altistin Anna Haase von Brincken blühte in "der Held aus Juda siegt mit Macht" richtig auf, ließ ansonsten in der Tiefe etwas Kraft vermissen. Sopranistin Anke Hájková Endres, zeigte, wie selbstverständlich, leicht, warm und schwerelos sie ihre Töne in den Kirchenraum fluten lassen kann.

Die Solisten beim Applaus: neben Dirigent Christian Stegmann (links) Einspringer João Terleira, Tenor.
Foto: Jutta Schwegler | Die Solisten beim Applaus: neben Dirigent Christian Stegmann (links) Einspringer João Terleira, Tenor.

Das Barockorchester "la ciaccona" aus München spielt auf Originalinstrumenten, was viele Vorteile mit sich bringt. Der weiche Klang schaffte den Solisten und dem Chor einen Teppich, auf dem sich alle entfalten konnten. Dennoch ist das Ensemble immer absolut verlässlich, spielte sehr exakt und durchsichtig, mit klaren Impulsen.

Stegmann hatte alles gut im Griff, dirigierte klar und energisch, gab deutliche Einsätze und leitete den Chor auch durch die schwierigen Passagen. Die 45 Sänger des Kirchen- und Kammerchores St. Johannes, verstärkt durch ein Vokalensemble des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach in der Einstudierung von Mechthild Binzenhöfer, zeigten, dass sie das umfangreiche Werk gut verinnerlicht haben.

Aufmerksam folgten die Sänger Stegmanns Impulsen und lieferten einen homogenen Chorklang. Sowohl die Wucht der Volkschöre, als auch die Beschaulichkeit in den Chorälen, gelangen dem Chor gut. Allein an der Deutlichkeit der Sprache könnte noch gefeilt werden. Der abschließende Choral "Ach Herr, lass dein lieb Engelein" entließ die Zuhörer in der gut gefüllten Kirche nach langem, herzlichem Applaus in die restliche Passionszeit.

 
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