Bernhard Löffler wünscht sich eine Gleichbehandlung. Die wird es vorerst nicht geben. Aber die Sorgen der Anlieger an der J. A.-Kleinschroth-Straße sind im Rathaus bekannt.
In dieser Woche sind die Tempo-30-Schilder am Steigweg montiert worden. Die Anlieger dort werden sich freuen. Sie hatten schon Anfang des Jahres auf ihre Situation hingewiesen: Lkw, die zu schnell die Straße Richtung Westtangente hinunterfahren und ein insgesamt gestiegenes Verkehrsaufkommen. Die Stadt reagierte, kündigte an, die Fahrbahnbreite zu verkleinern, indem sie beidseitig Streifen für Fahrradfahrer anbringt. So könne die Grundlage für eine Tempo-30-Zone geschaffen werden. Jetzt sind die Schilder schon vor der Fahrbahnverengung angebracht worden.
Tempo 30 wünscht sich auch die Familie Löffler, die an der J. A.-Kleinschroth-Straße lebt. Ihre Bedenken: Ein Großteil des Verkehrs wird sich verlagern. Um die Tempo-30-Zone am Steigweg zu umgehen, werden etliche Autofahrer über die J. A.-Kleinschroth-Straße Richtung Innopark und Golfplatz fahren, glaubt Bernhard Löffler. „Ich will eine Gleichbehandlung mit den Anliegern am Steigweg“, fordert er und berichtet von Autofahrern, die deutlich zu schnell an seinem Anwesen vorbei fahren, von Bodenwellen, die dringend ausgebessert werden müssten. „Da hört man jeden Lkw, der darüber fährt.“
Bis ins Jahr 2006 haben die Löfflers und ihre Nachbarn mit dem Verkehrslärm gelebt, den die Amerikaner verursachten. Früh am Morgen sei es laut gewesen, weil die Panzer die Straße runterfuhren. Ansonsten herrschte einigermaßen Ruhe, meint Brigitte Löffler. Zwischen 2006 und 2010 hatten die Anlieger am Steigweg und an der J. A.-Kleinschroth-Straße beinahe himmlische Ruhe. Dann eröffnete das Gewerbegebiet Innopark. Nach und nach zogen Firmen ein. Derzeit liegt die Auslastung laut Geschäftsführer Michael Klos bei rund 70 Prozent.
Anfang des Jahres zog die Firma Autokontor ein. Pkw werden im gesicherten Bereich des Innoparks begutachtet und für den Weiterverkauf auf einer Fläche von rund 25.000 Quadratmeter geparkt. Große Transporter bringen die Fahrzeuge nach Kitzingen. Seither klagen Anlieger auf beiden Zufahrtswegen über steigenden Verkehrslärm und Fahrer, die ihren Lkw über Nacht vor den Toren abstellen.
Sie würden vor allem an der J. A.-Kleinschroth-Straße parken, versichert Bernhard Löffler. Sanitäranlagen gebe es nicht. „Also gehen sie in die Büsche.“ Die Beschilderung für die Fahrer sei nicht ausreichend, kritisiert er. Gerade bei den Ausfahrten aus dem Innopark würden die meisten Lkw die J. A.-Kleinschroth-Straße hinunterfahren. Die Zufahrt zum Innopark ist mit Schildern an der Westtangente über den Steigweg ausgewiesen.
Bernhard Löffler versichert im Gespräch mit dieser Zeitung, dass er gemeinsam zu einer Lösung kommen will. Mit Innopark-Geschäftsführer Michael Klos ist er in Kontakt, mit der Stadt ebenso. Mit den Anliegern am Steigweg gab es bislang kein Gespräch. Löffler hat den Eindruck, dass die Anlieger dort nur ein Ziel verfolgen: Den Verkehr aus dem Steigweg wegzubringen. Dadurch werde aber die J. A.-Kleinschroth-Straße belastet. „Aus meiner Sicht wird der Steigweg bevorzugt“, bedauert er.
Frank Winterstein vom Kitzinger Ordnungsamt widerspricht. Im Rathaus habe man sich mit dem gesamten Gebiet beschäftigt, die Rahmenbedingungen am Steigweg seien aber nicht mit denen in der J. A.-Kleinschroth-Straße zu vergleichen. Tempo 30 sei dort schwerer umzusetzen. Eine Möglichkeit liege darin, Parkbuchten zu schaffen, damit sich der Verkehr beruhigt. Auf der anderen Seite könnte auf diese Art und Weise ein neuer Unfallschwerpunkt geschaffen werden. „Und das kann auch nicht im Sinne der Anlieger sein“, sagt Winterstein und verspricht: Die Stadt wird die Situation weiter im Auge behalten, beispielsweise prüfen, ob ein Nachtfahrverbot für Lkw verhängt werden kann.
Eines sei, bei allem Verständnis, aber auch klar: Die Verkehrsbewegungen in beiden Zufahrtswegen liegen nach wie vor weit unter dem, was beim Verkehrsgutachten 2010 für den Innopark ermittelt worden ist. 2800 Verkehrsbewegungen wurden damals genehmigt. Die letzten Zählungen lagen bei 400 bis 800 Fahrzeugen pro Tag.