Der Täter kam am helllichten Tag – und er scherte sich nicht im Geringsten darum, dass er beobachtet wurde. Ungeniert machte er sich an sein zerstörerisches Werk. Von einer "Attacke" spricht ein aufmerksamer Zeuge, die Spuren der Gewaltaktion sind im Bild festgehalten. Tatzeit: 10. Mai, gegen 17 Uhr.
Ein Leser berichtet tags darauf von einem "unfreundlichen Zeitgenossen", den er in seinem Garten in der Marktbreiter Schlesienstraße beim Versuch beobachtet hat, in einen Meisenkasten einzudringen. Identifiziert wurde der Übeltäter mithilfe der gefertigten Beweisfotos: als Buntspecht.
Im Online-Lexikon Wikipedia liest man: "Eine Besonderheit der Spechte ist, dass sie mit erheblichem Kraftaufwand und erheblicher Ausdauer mit ihrem Schnabel gegen Baumstämme klopfen und dabei das Holz zerspanen, um Futter zu finden, Nisthöhlen zu 'zimmern', ihr Revier zu markieren oder Geschlechtspartner anzuziehen."
Die Aktion in Marktbreit ist nicht die erste ihrer Art. Schon im vergangenen Jahr habe ein Specht an gleicher Stelle einen Meisenkasten zerlegt. "Dabei wurde die gesamte Brut (sechs kleine Meisen) Opfer des Angriffs", schreibt der Leser.
Recherchen im Netz zeigen, dass der Fall des Marktbreiter Spechts wohl nicht so ungewöhnlich ist. Eine Laune der Natur sozusagen. Die Beispiele zeigen, dass Spechte immer wieder in Nistkästen eindringen, die für sie eigentlich nicht vorgesehen sind. Dabei bearbeiten sie mit ihrem kantigen Schnabel den meist runden Eingang zum Nistkasten – meißeln genannt – und erweitern die Öffnung auf ihre passende Größe.
Ein Specht kann laut Wikipedia bis zu 20 Schläge pro Sekunde ausführen. Jeder Schlag ist einem Bericht der Fachzeitschrift Nature (Oktober 2006) zufolge vergleichbar mit einem Aufprall des Schnabels mit 25 km/h gegen eine Wand.
Im Netz berichten mehrere Augenzeugen von Spechten, die Nistkästen demolierten. "Eine Stunde Hämmern und ein paar Stunden Ruhe, und so vergingen zwei Tage mit diesem Zeitplan. Ein Specht lässt nicht leicht etwas halbfertig zurück und Beharrlichkeit führt zum Ziel", heißt es dort. Dabei gehen die Spechte mit den Bewohnern der Nistkästen wenig zimperlich um: Sie werfen sie im besten Fall einfach raus.