121 von 121 Stimmen. Jubel bei Tamara Bischof und im gesamten Saal, der sich zum Beifall erhebt. Die Freien Wähler im Landreis haben Bischof erneut zur Kandidatin für den Landratsposten gewählt und das einstimmig. Denn sie wissen, was sie an der 56-jährigen Juristin haben, die seit nunmehr 19 Jahren den Landkreis führt. Sie hat, das machten Redner zuvor deutlich, maßgeblichen Anteil am politischen Erfolg der Partei im Landkreis.
Rund 150 Teilnehmer haben sich am Mittwochabend in Mainstockheim eingefunden, um der Nominierung Bischofs durch den Kreisverband und die Kreisvereinigung der Freien Wähler zu folgen. 121 der Teilnehmer sind wahlberechtigt, für die es keine Alternative zu Bischof gibt. Und es ist nicht nur ihre gut 75-minütige Rede, die zum Erfolg führt. Wer die Landrätin zuvor im Saal beobachtet hat, der weiß, dass hier viel persönliche Sympathie im Spiel ist.
Auf ihre Persönlichkeit, auf ihren Zugang zu Menschen, auf ihre offene Art baut Bischof auch in ihrer Bewerbungsrede, die über weite Strecken eine Erfolgsbilanz ist. Der Landkreis ist gut aufgestellt, die Verwaltung hat einen guten Ruf als "serviceorientierter und bürgerfreundlicher Dienstleister", wie Bischof betont. Darauf will sie sich aber nicht ausruhen, das Amt soll einerseits attraktiver Arbeitgeber bleiben, dabei aber den Bürgerservice weiter ausbauen, etwa mit digitalen Baugenehmigungen.
Sie geht auf Familien, Kinder und Senioren ein, auf Bildung, Digitalisierung, Tourismus und Landwirtschaft und stellt ihre Ideen für die Zukunft vor.
Klare Worte findet sie bei der Klinik Kitzinger Land, eines der wenigen kommunalen Krankenhäuser, die schwarze Zahlen schreiben: "Die stationäre Gesundheitsversorgung auf dem Land muss gesichert bleiben", sagt Bischof. "Sie darf dem Spardiktat des Bundesgesundheitsministers und der Krankenkassen nicht zum Opfer fallen". Denn: "Wir dürfen uns auf dem Land nicht abhängen lassen."
Das gilt auch für die Mobilität. Hier hat der ländliche Raum und dazu gehört der Landkreis, besondere Herausforderungen. Gut ausgebauter ÖPNV kostet viel Geld, der Kreis hat viel investiert, doch ist der Freistaat mit in der Pflicht: "Da muss mehr Geld fließen", fordert Bischof. Etwa für einen Stundentakt bei Bussen in allen Orten. Beim diesem Thema bedauert sie auch die für sie negative Richtung der Diskussion zur Steigerwaldbahn von Kitzingen nach Schweinfurt. Eine Entscheidung sollte erst nach "sauberer Prüfung" erfolgen.
Waldumbau, die Abfallwirtschaft und Finanzen des Landkreises – auch hier fällt das Fazit aus. Auch für diese Bereiche gilt: "Ohne Moos nix los", sagt sie. Und auch beim aktuellen Reizthema Tierheim "hat der Landkreis seine Aufgaben gemacht", findet Bischof, mit einem Bauzuschuss und der Zusage jährlicher Unterstützung.
"Sicher habe ich auch Fehler gemacht", sagt die Landrätin in ihrem Resümee, "aber ich glaube, wir haben vieles richtig gemacht." Langer Beifall am Ende der Rede bestätigt sie.
"Die Fraktion steht voll hinter dem Programm", sagt deren Vorsitzender Josef Mend. Und appelliert gleichzeitig an alle, ernsthaft im Wahlkampf mitzumachen und für Bischof zu werben. Denn: "Der Wähler ist heute unberechenbar." Zum vierten Mal tritt Tamara Bischof nun als Kandidatin für den Landratsposten an, den sie erstmals im Jahr 2000 eroberte, damals gegen Gerhard Schenkel von der CSU.
Für die Wahlen im März kommenden Jahres hat Bischof die Unterstützung von SPD, USW und FDP. Die CSU, so viel steht nach Auskunft aus Parteikreisen fest, will einen Landratskandidaten stellen. Er soll in Kürze der Öffentlichkeit präsentiert werden.