Einen abwechslungsreichen „Steigerwaldtag“, den der CVJM (Christlicher Verein junger Menschen) Haag zum 66. Mal ausgerichtet hat, erlebten die knapp 300 Gäste, denn es standen drei unterschiedliche Themen im Mittelpunkt. Beim Gottesdienst predigte der Landessekretär für die Familienarbeit beim CVJM, Matthias Rapsch, über das weltweite Christentum. Zum 90-jährigen Bestehen sprachen Grußredner das Wirken des Haager CVJM mit seinen knapp 100 Mitgliedern an. Einen außergewöhnlichen Lebensbericht erfuhren die Besucher von Josef Müller, einem Querschnittsgelähmten der erfolgreicher Steuerberater war, kriminell wurde sich in fünfjähriger Gefängniszeit Jesus und Gott zuwendet.
Seit 1962 im eigenen Heim
Der Reihe nach: Zu einem größeren Einsatz für Gott und Jesus forderte Matthias Rapsch die Besucher auf. Anhand verschiedener Beispiele stellte er das aktuelle Leben der Christen in der Welt vor. So müssen die koptischen Christen in Ägypten Angst vor Verfolgung haben, während in China evangelische Gottesdienste überfüllt sind. CVJM Mitarbeiter seien mit Leidenschaft für Jesus unterwegs.
Die 90-jährige Geschichte des Haager CVJM ließ Volker Sauerbrey Revue passieren. Er hatte das Amt des Vorsitzenden vor zwölf Jahren von seinem Vater Siegfried Sauerbrey übernommen. Auch Friedhard Sauerbrey, Volkers Bruder, ist seit Jahren beim CVJM Haag aktiv. Gegründet wurde die Vereinigung am 20. Juli 1924 von elf jungen Männern aus Haag, Rehweiler, Hohnsberg und Wasserberndorf. Bereits im Januar 1925 kamen rund 90 junge Männer im Haus der Familie Dürr in Haag zusammen, um sich eine Woche lang mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. 1962 wurde das CVJM-Haus neben der Kirche erbaut, das 1996 durch ein neues ersetzt werden musste.
Seit 1949, dem Jahr des 25-jährigen Gründungsjubiläums des CVJM, findet der Steigerwaldtag statt. So hat sich die Arbeit des CVJM erweitert. Es gibt Haus- und Bibelkreise, und dass der CVJM heute nicht mehr nur für junge Menschen da ist, erkenne man am Seniorenkreis von Siegfried Sauerbrey. Während des Jahres werden auch Konzerte und Freizeiten organisiert und derzeit ist ein Jugendhaus in Geiselwind in Planung.
In den Grußreden zollte Dekan Günther Klöss-Schuster den Gründungsvätern Respekt, denn im CVJM werde seit 90 Jahren gute Arbeit geleistet. Landtagsabgeordneter Otto Hünnerkopf stellte das Wirken des CVJM auf dem Land heraus, denn das „Dorf ist eine kleine Welt, in der die große Welt ihre Probe hält“. Die stellvertretende Landrätin Doris Paul berichtete von weltweit 45 Millionen Mitgliedern im CVJM, in Deutschland sind es 330 000 in 2200 Ortsverbänden. „Es ist sehr gut, dass im CVJM heute nicht nur mehr junge Männer, sondern auch Frauen und Senioren ihren Platz haben.“ Als Bürgermeister sicherte Ernst Nickel dem Verein seine Unterstützung beim Bau des neuen Jugendtreffs in Geiselwind zu.
Beeindruckt vom Steigerwaldtag
Nach den Worten des CVJM Landesvorsitzenden Werner Kurz gehöre Haag mit seinen 90 Jahren zu den etwas älteren Vereinen. Auf Spiel und Spaß beim CVJM im Namen Gottes machte der Dekanatsjugendpfarrer Jörg Zehelein aufmerksam. Peter Schramm, Pfarrer von Rehweiler, berichtete, dass er bereits 17-jährig beim Steigerwaldtag 1968 war und beeindruckt von diesem war. „Es waren immer Tage der frohen Botschaft“.
Als Gefangener gläubig geworden
Vom Finanzjongleur zum Wirtschaftskriminellen und zum gläubigen Christen: Bereits mit 17-Jahren wurde Josef Müller, Jahrgang 1955, durch einen Autounfall mit Querschnittslähmung an den Rollstuhl gefesselt. Mit einem überaus großen Ehrgeiz und Arbeitseinsatz baute er sich eine große Steuerkanzlei auf, die vor allem für die Reichen da war. Mit kräftiger und überaus engagierte Stimme berichtete Müller, wie er von Kunden den Auftrag erhielt 40 Millionen Schwarzgeld aus Drogen- und Waffengeschäften aus den USA nach Europa zu schaffen. Von da an war die Gier nach Geld die Antriebskraft. Viele Menschen vertrauten ihm viel Geld zu einer sicheren Geldvermehrung an, und so geriet Josef Müller zwar in das Luxusleben, aber auch in das Milieu von Drogen, Kreditbetrug, Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Im Jahre 2005 wurde er zu über fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Zum zweiten Mal am Tiefpunkt seines Lebens angekommen, fand es den Weg zu Gott, erklärte er den mit Spannung zu hörenden Besuchern. Er studierte im Gefängnis Theologie, nicht um Pfarrer zu werden, sondern um so näher an Gott zu kommen. Um Gott und Jesus nahe sein zu können, gab er den Besuchern den Rat, sich Zeit für Gott zu nehmen. Die Devise „Zeit ist Geld“ gilt nicht mehr für ihn.
Der Posaunenchor Rehweiler-Ebersbrunn-Haag, der Kirchenchor Füttersee, der Gospelchor ReChoir aus Haag und das Duo Volker und Friedhard Sauerbrey musizierten beim Steigerwaldtag. Bereits am Tag davor hatte es einen CVJM-Erlebnistag im Freizeitland Geiselwind gegeben, zu dem 250 Mitglieder aus ganz Bayern gekommen waren.