Auch mehr als 70 Jahre nach der Vertreibung ist bei den Mitgliedern der Vertriebenenverbände die alte Heimat unvergessen. Das wurde am Tag der Heimat deutlich, der am Samstag mit einer Andacht am Gedenkstein vor dem Alten Friedhof und einem Vortrag im Landratsamt von rund 30 Teilnehmern gefeiert wurde.
Auch wenn die Vertriebenen bereits 1950 in ihrer Charta auf jegliche Gebietsansprüche in der verlorenen Heimat verzichtet haben, abgefunden haben sie sich damit nicht. Daran erinnerte der Kreisvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Claus Lux.
Die Vorsitzende des Verbandes der Deutschen aus Russland, Albina Baumann, gedachte der Geschwister, Eltern, Großeltern, Verschleppten und Vergewaltigten, Soldaten wie Zivilisten, die bei Flucht und Vertreibung ihr Leben verloren, seither vermisst oder inzwischen gestorben sind.
Immer weniger Teilnehmer
Pfarrer Gerhard Spöckl, der auch für Dekan Hanspeter Kern sprach, erinnerte an die Zeit der Vertreibung, als alle vor dem Nichts standen. Bei gesenkten Fahnen legte Lux eine Blumenschale am Gedenkstein ab.
Im Großen Sitzungssaal begrüßte der Männergesangverein Großlangheim unter der Leitung von Winfried Worschech die knapp 30 Teilnehmer mit einem „Sei gegrüßt teure Heimat“.
Lux beklagte, dass es von immer mehr treuen Wegbegleitern Abschied zu nehmen gelte. Niemand habe voraussehen können, dass sich das Schicksal der Vertriebenen im 21. Jahrhundert wiederhole. Landrätin Tamara Bischof bestätigte dass das Thema Vertreibung so aktuell sei wie nie. Bei Betreuung und Unterbringung sei eine beachtliche Leistung erbracht worden, der nun die große Herausforderung der Integration folge. Landtagsabgeordneter Otto Hünnerkopf fand es wichtig, sich nicht alleine erinnern zu müssen.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm erinnerte daran, was die Vertriebenen in der Nachkriegszeit geleistet haben. Schon 1954 habe Bayern daher die Schirmherrschaft übernommen und die Volksgruppe der Sudetendeutschen zum vierten bayerischen Stamm erklärt.
Emotionale Rede
Im Blick auf die aktuelle Situation rief Stamm dazu auf, Europa als Werte-Union zu betrachten und Verantwortung zu übernehmen. Dass tschechische Ministerpräsidenten den bayerischen Landtag besuchten, erfreue besonders und sei von unschätzbarem Wert. „Europa wächst in den Herzen der Menschen zusammen und nicht mit Verträgen“, machte sie deutlich. Das sudetendeutsche Museum, das bis 2018 fertig gestellt sein soll, werde mit unzähligen Exponaten sicher auch die sudetendeutschen Beziehungen vertiefen.
Zur aktuellen Flüchtlingsdebatte forderte Stamm Menschlichkeit und Humanität, aber auch Ordnung und Sicherheit müssten wieder zur Selbstverständlichkeit werden. Ihre emotionale wie beeindruckende Rede wurde mit langem Beifall gewürdigt.
Zum Abschluss des Tags der Heimat lud die Landrätin Tamara Bischof zu einem Umtrunk in den Landratsamtskeller ein.