Bereits seit einigen Jahren ist der Kirchturm der Pfarrkirche St. Burkard in Geiselwind ein Fall für das Gericht. Gegenstand der Verhandlungen ist, wer für den vermeintlich falschen – oder falsch aufgetragenen – Putz zuständig ist, der 2012 am Turm angebracht wurde. Nun geht es darum, wer für die Folgen, also die Reparatur, aufkommen muss. Das schien bis vor kurzem klar.

Doch jetzt folgt ein weiteres Kapitel in der unendlichen Geschichte: Dieser Tage hat das Oberlandesgericht in Bamberg in Revision entschieden, dass ein weiteres Gutachten eingeholt werden muss. Erst dann verspreche man sich Klarheit, wer und was für die Schäden am Putz des Turms verantwortlich sei.

Dass nun wieder kein Zeitpunkt in Sicht ist, wann endlich gehandelt werde, enttäuscht in Geiselwind nicht nur Bürgermeister Ernst Nickel. Der "Schandfleck", wie er den Turm wegen des Zustands deutlich nennt, bleibe der Gemeinde also weiterhin auf unbestimmte Zeit erhalten. "Mir stinkt das gewaltig. Das Ding ist gepfuscht, wir können ja nichts dazu", sagte er.

Bürgermeister zeigt sich genervt

Die eigentlich dringend erforderliche Ausbesserung der Außenhaut ist erneut verschoben. "Ich rechne mit zwei bis drei Jahren", zeigte sich Nickel wenig optimistisch zur Dauer, bis man handeln könne. Beim Turm hat die politische Gemeinde zwei Drittel der Baulast zu tragen.

Dass die Zeit drängt, wissen die Verantwortlichen nur zu gut. Der Putz bröckelt nach wie vor an allen Ecken und Enden. Der Zustand des Turms werde nicht besser, man habe die Dringlichkeit zum Ausdruck gebracht, sagte der zuständige Dekan Kilian Kemmer aus Höchstadt. Die Schäden sind vor allem auf der Westseite, zum Kriegerdenkmal hin, deutlich sichtbar.

Putz bröckelt: Alles locker und löchrig

Im oberen Teil sind bereits größere Teile der Farbe mit dem darunter angebrachten Material abgeblättert, auch unten ist alles ziemlich locker und löchrig. Bei einem Ortstermin zeigte Geiselwinds Kirchenpfleger Raphael Palotz am Turm die Mängel auf. An vielen Ecken könne man den Putz ohne weiteres mit der Hand weg machen. Palotz zeigte zudem, dass bereits an den anderen Seiten des Turms ebenso die dunklen Stellen sichtbar werden, die auf die fehlerhafte Ausführung hindeuten würden.

Begonnen hatte alles 2009, als festgestellt wurde, dass das Turmdach undicht ist und Regenwasser von oben auf das Gebälk läuft. Daraufhin wurde eine umfangreiche Reparatur erforderlich, die 2012 erfolgte. Schiefer, Ziegel und Gebälk wurden erneuert. Auch der Turm wurde in dem Zug neu verputzt. Die Kosten beliefen sich auf rund 450.000 Euro, sie wurden abgerechnet und bezahlt.

Es dauerte nicht lange, bis die ersten Schäden auftraten. Bereits 2016 lief ein Beweisverfahren, ein Gutachter wurde eingeschaltet. Es verging viel Zeit, bis das Gericht eine Entscheidung traf. 2021 bekam die Kirchengemeinde beim Landgericht in Würzburg recht. Dort sah man den Fehler beim Ingenieurbüro und der ausführenden Firma.

Kosten im sechsstelligen Bereich 

Die Gegenpartei legte Rechtsmittel ein, der Fall zog sich hin. Er wird sich wohl noch weiter in die Länge ziehen, bis geklärt ist, wer die im sechsstelligen Bereich liegenden Kosten für die Ausbesserung letztlich zu bezahlen hat. "Bis dahin muss ich weiter Rede und Antwort stehen, warum wir nichts an der Kirche machen", bleibt Kirchenvorstand Raphael Palotz nichts anderes übrig.

Für den Kirchenpfleger, wie auch für viele andere, sei es klar, wo der Hund begraben sei bei der Angelegenheit: Beim Ingenieurbüro und bei der Malerfirma. "Der eine hat es falsch ausgeschrieben, der andere hat es falsch hingeschmiert", so Palotz. Das muss nun das Gericht entscheiden.