Ohne Rüschen und Bling-Bling – so mag Nathalie Schenkel es am liebsten. Einfach und reduziert, dafür mit Liebe zum Detail. Diese schlichte Eleganz spiegelt sich auch in den Kollektionen der jungen Frau aus Sulzfeld wider.
Und findet Anklang: Im Februar wurde sie mit dem Münchner Modepreis ausgezeichnet, ist nun zum Praktikum bei dem kleinen Label Léa Peckre in Paris.
Für die 25-Jährige ging damit ein Traum in Erfüllung. In Deutschland hat sie bereits in zwei große Unternehmen reingeschaut. Jetzt bei einer kleineren Marke Erfahrungen zu sammeln, finde sie insofern spannend, als dass dort wirklich noch kreativ gearbeitet werde.
Bewerbung mit Hindernissen
Seit Juli ist Nathalie dort, fertigt Schnitte und technische Zeichnungen für die Produktion an, näht Entwürfe. „Das letzte Wort hat natürlich immer die Chefin und manchmal ist es wirklich schwierig, sie zufriedenzustellen“, sagt sie zwinkernd. „Aber am Ende müssen meistens nur noch Kleinigkeiten geändert werden.“
Dass sie eines Tages tatsächlich in Paris landen würde, hätte sie selbst nie gedacht. Denn die Bewerbung war schwierig: Nathalies Französischkenntnisse waren nicht mehr ganz aktuell. Ferner werden in der Modebranche Praktikanten bevorzugt, die noch zur Schule gehen – und Nathalie hat bereits seit März 2015 ihren Bachelor in Modedesign.
Schon während der Schulzeit am Kitzinger Armin-Knab-Gymnasium war ihr klar, dass sie etwas Kreatives studieren möchte. Nachdem sie für ihre Facharbeit in der Oberstufe ein Papierkleid angefertigt hatte, wusste sie: Es sollte Modedesign werden. Und das an der Mediadesign Hochschule in der bayerischen Landeshauptstadt.
Zu früh für die Selbstständigkeit
Ein Semester wollte sie zunächst ausprobieren. Dann fand sie jedoch so viel Gefallen daran, dass sie sich richtig reinhängte. Die Kollektion, die sie für ihre Abschlussarbeit entwarf, schlug ihr Dozent für den Münchner Modepreis vor. Für Nathalie eine einmalige Chance, ihr „Herzstück“ Anfang dieses Jahres noch einmal vor einer renommierten Jury zu zeigen – und mit Schlicht- und Einfachheit zu überzeugen.
Nach der Preisverleihung haben viele Leute gefragt, ob sie die Stücke reproduzieren oder gar ganz neue Teile entwerfen könne. Denn ihre bisherigen Kollektionen sind ausschließlich für Projekte an der Hochschule entstanden. „Die Anfragen haben mich ein bisschen überfordert“, gibt die Tochter des Sulzfelder Bürgermeisters zu. „Ich fühle mich noch nicht als jemand, der sich selbstständig machen könnte. Dazu fehlt mir Erfahrung.“
Deshalb beendete sie – nachdem sie den Wettbewerb gewonnen hatte – zunächst ihr Praktikum beim Münchener Modelabel Allude. Ging auf Reisen, suchte neue Ziele. Und bewarb sich für das Praktikum in Paris.
Trotz ihres Lebens in den großen Städten versuche sie, so oft wie möglich nach Hause zu fahren. In ihre alte Heimat Sulzfeld. „Ich komme gerne dorthin zurück“, sagt sie. „Es fühlt sich immer ein bisschen an wie Urlaub. Ich kenne jede Ecke und liebe den Ort nach wie vor.“ Ganz zurückzuziehen, schließe sie für den Moment aber aus. Dafür schätze sie das Stadtleben zu sehr.
Andere Arbeitszeiten in Paris
An die Arbeitszeiten in Paris musste sie sich allerdings erst gewöhnen – später anfangen, dafür aber auch länger arbeiten. Da bleibe im Moment keine Zeit für eigene Projekte. Wenn alles klappt, kann Nathalie ihr Praktikum, das eigentlich im Dezember enden sollte, um ein Jahr verlängern.
Danach wird es sie erst einmal zurück nach München führen. Da sie dieses Jahr auch am bayerischen Staatspreis teilgenommen hat, wird ihre Kollektion dort im März nächsten Jahres in einer Ausstellung des BMW Museums und im Mai auf den Coburger Designtagen gezeigt.
Was die Arbeit angeht, sei aber noch „Luft nach oben“. „Bisher habe ich ja hauptsächlich Praktika gemacht. Ich weiß, dass die Modebranche hart und undankbar sein kann und dass es nicht einfach ist“, sagt sie. „Aber ich möchte mich darauf einlassen. Solange ich Spaß daran habe und glücklich bin, ist es richtig.“

