Jeder Torbogen führt in eine neue Welt: Von einer rosenumrankten in eine baumgesäumte. Von einer intim-kleinen im Windfang vor dem alten Backhaus in eine weite, die das Auge bis an den Horizont führt. Obstbäume säumen die Grenze zur Straße.
Das Trautberger Ehepaar Dürr öffnet seine vielen Gartenwelten am Sonntag, 24. Juni, zum Tag der offenen Gartentür für die Öffentlichkeit.
Vom Gemüsebeet am Eingang bis zum verwunschenen Holunderbusch am anderen Ende des Grundstücks. Dazwischen ein Meer aus Rosen, für die Karin Dürr schwärmt. Mehr als 80 hat ihr Mann Norbert zuletzt gezählt, als er einen Besucherpfad durch die Wiesen mähte.
Das weite Areal um die fast 500 Jahre alte Mühle in Castell am Trautberg misst mehrere Fußballfelder – oder besser: mehrere hundert Stunden Arbeit. Die Zeit im Garten stoppen die Grundstücksbesitzer und leidenschaftlichen Gärtner nicht mehr mit der Uhr. Seit März sind sie in jeder freien Minute am Werk. „Man kommt hier an die Grenzen zu zweit“, sagt Karin Dürr. Der Rücken spielt nicht mehr ganz mit. Immer wenn die 59-jährige Ergotherapeutin und ihr 55-jähriger Mann, selbstständiger Energieberater, etwas Zeit haben, schwingen sie die Gartenschere, zupfen welke Blätter oder graben Wasserläufe. Die Arbeit geht nie aus.
Das Dürrsche Gartenkonzept: Alles ist im Fluss. Nichts bleibt lange, wie es ist. Wenn die Beiden inmitten ihrer blühenden Rosenbüsche und reifenden Johannisbeeren stehen, sind sie fast ein bisschen Philosophen. Immer im Tun, immer im Wandel. Seit Herbst 2011 steht neben ihrem Wohnhaus, der Alten Mühle, auch noch ein Seminarhaus für Kursprogramme aller Art – zur Vermietung. Das Motto heißt hier wie im angrenzenden Garten: Entschleunigung inmitten der Natur. Die Hektik der Stadt ist draußen am Trautberg vergessen. „Wir sind hier wie auf einer Insel“, sagt Norbert Dürr.
Norbert Dürr Gartenbesitzer
Sie hat die Visionen. Er führt aus. Die Rollen sind klar verteilt im Hause Dürr. Spontanes Lachen – fast gleichzeitig kommt den Beiden der missglückte Versuch mit dem Bachlauf in Erinnerung: Einmal quer durchs Gelände gräbt Norbert Dürr auf Wunsch von Karin einmal eine Wasserlinie. Kaum eine Saison fließt das Nass, dann heißt das trockene Fazit seiner Frau: Wieder zuschütten. Das Reinigen machte dann doch zu viel Arbeit. Doch beide nehmen es mit Humor: „Lust und Frust des Gartens liegen eben nah beieinander.“
Misserfolge gehören freilich dazu. „Es ist ein ständiger Prozess“, sagt Karin Dürr. „In den 22 Jahren, in denen wir hier sind, hat der Garten nie gleich ausgesehen.“ Neue originale Dachziegel von 1835 hier, ein neuer Walnussbaum da. Fast sieben Jahre dauert es, bis der richtig zu wachsen beginnt. Das Wetter am Trautberg ist hart, nicht alle Pflanzen wachsen auf Anhieb. „Man lernt, viel Geduld zu haben und auch mit Misserfolgen umzugehen“, beschreibt Karin Dürr den Reiz am Gärtnern.
Wie ihr Garten am 24. Juni aussehen wird, können die Dürrs kaum voraus sagen. „Jeden Tag entdecken wir neues.“ Nur eines steht schon fest: Die gut 80 unterschiedlichen Rosen sind gesetzt. Vor allem historische kitzeln Karin Dürrs Leidenschaft. Manche werden am Sonntag verwelkt sein, andere in Blüte stehen. Darunter Klassiker wie die alte britische Sorte Constance Spry oder auch neuere Exemplare wie die Stephanie Baronin zu Guttenberg. Benannt nach der Gattin des ehemaligen Verteidigungsministers. Die volle weiße Rose steht nicht weit vom Kirschbaum. Ob sie am 24. Juni ihre volle Pracht zeigen wird, behält sie aber noch für sich.
Öffnungszeiten: Als einer von 14 Gärten im Landkreis Kitzingen steht der Garten von Familie Dürr zwischen 10 und 17 Uhr offen. Der Eintritt ist frei. Mehr Gärten, die sich am Tag der offenen Gartentür im Landkreis präsentieren, zeigen wir auf einer Sonderseite im Laufe dieser Woche.