So tun, als sei nichts geschehen und alles unter den Teppich kehren – wer dem SV Michelfeld diesen Vorwurf macht, der tut ihm unrecht. Denn der Verein hat sich seiner Verantwortung für einen Vorfall, für den er per se nichts kann, durchaus gestellt – allerdings spät, und dann auch nur hinter den Kulissen. Dabei hatten die Provokateure, die den Liedzettel mit dem hetzerischen Inhalt unters Volk gebracht haben, gezielt die Öffentlichkeit gesucht. Dies alles geschah nicht im Bierdunst einer abgeschotteten Fankneipe, sondern in einer Sporthalle mit Hunderten Zuschauern, darunter Familien mit Kindern.
Allein deshalb hätte der SV Michelfeld die Öffentlichkeit in die Aufarbeitung des Geschehenen einbeziehen müssen. Der Verein hätte dem Reflex, das, wofür er sich schämt, klein zu halten, widerstehen müssen. Das Motto hätte von Anfang an lauten müssen, nicht nur intern, sondern gegenüber allen Betroffenen klare Kante zu zeigen und sich vom Inhalt der Liedtexte mit aller Schärfe zu distanzieren. Hierzu hätte auch eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei gehört. So aber bleibt neben dem Entsetzen über die Tat an sich auch der Beigeschmack des möglichen Vertuschenwollens am Verein hängen. Souveränes Krisenmanagement lässt sich hier jedenfalls nicht feststellen.
Und an denjenigen, die hinter dem Liedzettel stecken, lässt sich nur Folgendes mitteilen: Diese unwürdige Aktion hat für den SV Michelfeld, je nachdem, zu welcher Entscheidung das Sportgericht gelangen wird, womöglich ernsthafte Konsequenzen. Bestenfalls vermiest es dem Verein und seinen Handballern nur die Freude über den Aufstieg in die Landesliga. Hoffentlich kommt so etwas nie wieder vor.
Diese Bühne wollten die besonnenen Verantwortlichen von SV Michelfeld, TV Marktsteft, Bürgermeister und Stadträte dem geistig kranken Verfasser nicht gewähren.
Nicht ganz verstehen kann ich den Berichterstatter, der dem Verein eine späte Aufarbeitung ankreidet. Der SV Michelfeld hat bei seinem ersten Heimspiel nach dem besagten Vorfall eben am gleichen Ort eine öffentliche Stellungnahme verlesen lassen.
Bleibt zu hoffen, dass dieses Ereignis die positive sportliche Entwicklung der letzten drei Jahre nicht zunichte macht.