
Als am 1. Mai bei Traumwetter der Kitzinger Stadtschoppen eröffnet wurde, war da zunächst noch ein Moment der Unsicherheit bei Frank Gimperlein: Würde das funktionieren? 23 Wochen lag? Fast ein halbes Jahr? Wochenende für Wochenende? Mit insgesamt 94 Tagen? Schon wenige Stunden später, beim Zusammenpacken am Abend, stellten sich diese Fragen nicht mehr: Stimmung gut, Zuspruch gut, regelrechte Begeisterung. Genau dieses Gefühl hatte alle Zweifel weggeschoben und sollte so etwas wie der Aufwind sein, der Kitzingens neue Attraktion in den kommenden Wochen und Monaten tragen sollte.

Für Frank Gimperlein gab es noch einige dieser Aha-Momente. Dass er bei der Planung von allen angefragten Weingütern sofort Zusagen bekam - das zeigte ihm, dass der Stadtschoppen in seinem dritten Jahr angekommen war. Oder der Moment, als Hofrat Walter Vierrether einfach mal vorbeikam, um ein Lob loszuwerden: Früher musste man hoffen, dass Veranstalter nach Kitzingen kamen. Heute hoffen die Veranstalter, nach Kitzingen kommen zu können.
Wieder eine Einheit: Kitzingen und der Wein
Durch den Stadtschoppen hat sich etwas gedreht. Waren Wein und Kitzingen schon lange Jahre keine richtige Einheit mehr, ist das jetzt anders: Die Alte Mainbrücke ist ein neuer Treffpunkt, ein Hotspot mit Strahlkraft. "Sehen wir uns auf der Brücke?" ist längst zum geflügelten Wort geworden und genau genommen keine Frage mehr: Natürlich sehen wir uns auf der Brücke – wo denn sonst?

Die zunächst als etwas "spinnerte" abgetane Idee wuchs sich unerwartet aus: Aus zunächst vier Wochen wurden im Folgejahr schon zehn Wochen, diesmal nun 23 Wochen bis zur Etwashäuser Kirchweih. Eine lange Zeit, die viel bewirkte: Es fanden sich regelrechte Stammtische. Vor allem der Sonntag wurde zum Brückentag: Von 17 bis 20 Uhr war für Musik gesorgt, das Publikum wusste dies zu schätzen – und blieb überraschenderweise auch anschließend zur besten Tatort-Zeit.
Andreas Kümmert als Besucher-Magnet
Befürchtungen, dass es den Anwohnern zu laut werden könnte, waren unbegründet: Frank Gimperlein selbst schwang sich zum Lärmschutzbeauftragten auf, steckte neben zwei Schoppen-Gutscheinen auch seine Handynummer für Beschwerde-Anrufe in die umliegenden Briefkästen – allein, es rief keiner an. Für die Musik-Auswahl gab es im Gegenteil jede Menge Zuspruch, von Klaviermusik über Jazz bis Andreas Kümmert war eine bunte musikalische Mischung vertreten. Am Ende sprang sogar ein Gütesiegel vom Franken-Tourismus heraus.
Traumwetter vor Traumkulisse – so lässt sich 2019 zusammenfassen. Gerade einmal an zwei der 94 Tage blieben die Buden wegen schlechten Wetters geschlossen. Durchzuziehen – das ist aus Sicht von Frank Gimperlein eines der Erfolgsgeheimnisse. "Verlässlichkeit ist wichtig", beton er. Weitere Erfolgskriterien: Neben der Qualität der Musik muss natürlich auch die Qualität des Weines stimmen, hier wurde im Wochen-Rhythmus durchgewechselt. Beides ist aus Sicht des Chefs des Stadtmarketingvereins gelungen. Der Erfolg drückt sich nicht zuletzt in einer geschätzten Besucherzahl von 40 000 aus.

Damit ist das eingetreten, was sich die Macher zum Start im Mai erhofft hatten: Eine Art "Landkreisweinfest", das wöchentlich von Donnerstag bis Sonntag die Besucher lockt. Von den 40 000 Besuchern dürften 20 000 aus Kitzingen gewesen sein, 10 000 aus dem Landkreis und 10 000 von außerhalb – stolze Zahlen.

Neu beim Stadtschoppen bewährt hat sich auch die Stadtwurst. Wobei, wie Gimperlein beobachtet hat, die Gastronomie von dem Fest profitiert hat. Deshalb soll es auch künftig beim Essensangebot auch nicht über die Kleinigkeiten hinausgehen. Dagegen kann sich Gimperlein für das kommende Jahr noch einige Verbesserungen vorstellen: Mehr Schattenplätze zum Beispiel. Auch ein paar Sitzplätze. Vielleicht eine eigene Weinhütte. Leisten kann man sich das inzwischen, durch den ehrenamtlichen Einsatz bleibt Geld übrig, das dann beispielsweise in den Weihnachtsmarkt fließen kann. Eines wird sich aber auf keinen Fall ändern: die Zeit. Auch 2020 gibt es in Kitzingen wieder fast 100 Brückentage.
