Es war ein ambitioniertes Projekt, das der Stadtrat Prichsenstadt vor dem Hintergrund des Klimawandels anstoßen wollte: ein Wärmenetz im Baugebiet "Am Gehäg" in Stadelschwarzach, mit Anschluss des Kindergartens, der Feuerwehr und dem Sportheim der DJK. Am Donnerstagabend jedoch trug der Rat dieses Projekt zu Grabe, auch aus finanziellen Gründen.
Der Grund: Um eine zählbare Förderung zu bekommen, hätte das zu versorgende Gebiet einfach größer sein müssen, verdeutlichte Pia Meiller vom Institut für Energietechnik (IfE) aus Ansbach. Sie präsentierte dem Stadtrat die Ergebnisse einer Nutzwertanalyse, und es zeigte sich, dass zwölf Wohnhäuser und drei Bestandsgebäude weit unterhalb der Fördergrenze von mindestens 17 Einheiten oder 101 Wohneinheiten lag. "Dieser Verbund ist nicht prädestiniert für einen Wärmeverbund wegen einer zu geringen Wärmebelegungsdichte", so Meiller.
Keine Sonden auf dem Fußballplatz
Hinter diesem sperrigen Begriff steckt eine Größe, die eine mögliche Absatzwärmemenge in Megawattstunden pro Jahr und Meter der zu verbauenden Wärmetrasse beschreibt. Übersetzt bedeutet es: Das zu versorgende Gebiet ist in sich zu klein, um es rentabel mit einem eigenen Wärmenetz zu versorgen.
Das könnte sowohl eine Hackschnitzelanlage sein, die von vielen im Prichsenstädter Gremium bevorzugt genannt wird, als auch eine große Photovoltaikanlage oder gar Sonden für die sogenannte Bodenthermie. Wobei letztere allein schon daran scheiterte, dass dafür unter Umständen der Fußballplatz der DJK Stadelschwarzach mit Sonden hätte versehen werden müssen. Ein Gedanke, den niemand im Rat auch nur laut zu denken gewagt hatte.
Für die Hackschnitzelanlage hatte Meiller einen Standort am Rand des Wohngebietes auf der Seite des Sportheimes ausgeguckt. Sonderlich viel Platz hätte sie nicht gebraucht: 30 Quadratmeter für die Anlage selbst und weitere 50 Quadratmeter für die Anlieferung des Hackgutes. Sieben- bis zwölfmal pro Jahr hätte es angeliefert werden müssen. Eine Sondierung für Erdwärme wäre aus den genannten Gründen gar nicht erst in Frage gekommen, und auch die Solaranlage hätte so einiges an Platz gebraucht. Auch stand die Frage im Raum, in welchen Varianten die Anschlüsse hätten verlegt werden sollen: nur das Baugebiet, das Baugebiet mit Bestand oder nur der Bestand.
Eine Anregung aus dem Zuschauerraum
Ratsmitglied Alfons Saugel bemängelte, dass nicht mehr von den Anwohnern in die Analyse mit einbezogen worden waren. "Hätte man zehn oder 20 Bewohner mehr, die sich hätten anschließen wollen, hätten wir wohl andere Zahlen gehabt", sagte er. Die könne man in einer eigenen Bürgerversammlung mit dem Thema "Wärmenetz in Stadelschwarzach" ansprechen, kam eine Anregung aus dem Zuschauerraum, die hätte es schließlich auch wegen Glasfaserausbau in Brünnau gegeben. Das sei ein anderes Thema, so der Bürgermeister, er wolle in der nächsten Bürgerversammlung das Thema erneut ansprechen. Letztlich setzte sich im Rat die Erkenntnis durch: das wird nichts mehr mit dem Wärmenetz.
Hätte sich der Rat nämlich dafür Wärmenetz entschieden, so hätte er unter anderem zukünftige Bauherren mit drei Vorgaben belegen müssen: Mit einem Bauzwang – den es ohnehin schon gibt – mit dem Verbot einer Einzelfeuerstätte und mit der Verpflichtung, dieses Wärmenetz zu nutzen. Aufgrund der zahlenmüßig geringen Anschlüsse aber verzichtete Bürgermeister René Schlehr darauf, dem Rat einen konkreten Beschlussvorschlag zu unterbreiten. Den hatte er im Sachvortrag auch nur sehr vorsichtig vorformuliert. Daher beließ es der Rat dabei, die Nutzwertanalyse zur Kenntnis genommen zu haben.