Erst verringert der Zehntonner das Tempo, dann hupt er und bleibt stehen. Die Warnblinker gehen an dem Bundeswehrfahrzeug an, Soldaten steigen aus – die Warnwesten vorschriftsgemäß angelegt. Das vorausfahrende Fahrzeug hat ebenfalls gestoppt. Es schleppt den liegengebliebenen Transporter ab.
Zwischenfall ist inszeniert
Ein doppeltes Glück entschärft die Lage: Die Zwangspause ist nicht im gefährlichen Nirgendwo, in Mali, Afghanistan oder sonstwo in der Welt, wo die Bundeswehr im Einsatz ist. Beide Fahrzeuge stehen sicher auf dem Gelände der Mainfranken-Kaserne in Volkach. Zweitens: Der Zwischenfall ist inszeniert und Teil einer "dynamischen Vorführung", wie das in der Sprache des Militärs heißt. Anlass ist der Besuch von Thomas Silberhorn (CSU), seines Zeichens Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, am Montag in Volkach. An seiner Seite ist Anja Weisgerber (CSU), die örtliche Stimmkreisabgeordnete im Bundestag.
Für Tobias Schuster ist dies ein besonderer Tag. Der amtierende Kommandeur des in Volkach stationierten Logistikbataillons 467 weiß: So hoher politischer Besuch aus dem Haus seines obersten Dienstherrn, dem Verteidigungsministerium in Berlin, "ist selten, circa einmal pro Legislaturperiode". Da passt es irgendwie ins Bild, dass der Oberstleutnant an diesem Tag auch noch Geburtstag hat.
Hunderte gehen pro in den Auslandseinsatz
Doch das spielt für den Staatssekretär bei dessen Besuch nur am Rande eine Rolle. Interessiert beobachtet er das, was die Soldaten vorführen: das Abschleppen, Aufladen und den Abstransport liegengebliebener Fahrzeuge. Es ist nur ein Teil dessen, was das Volkacher Bataillon alles kann. Die Reparatur von Fahrzeugen aller Art, bis hin zum Kampfpanzer, sowie die Versorgung der Truppe im Einsatz mit allem, was nötig ist, zählen ebenfalls dazu. Ohne Logistiker funktioniert kein Einsatz, egal wo. Entsprechend beansprucht sind die rund 1000 in Volkach stationierten Soldaten. Gut 100 von ihnen sind derzeit laut des Kommandeurs im Ausland, die meisten in Afghanistan. 400 "Elefanten", so das Wappentier des Logistikbataillons, sind pro Jahr im Auslandseinsatz.
Vom zusätzlichen Geld profitiert auch die Volkacher Kaserne
Die Zeiten, in denen Bundeswehrstandorte um ihren Fortbestand bangen, und der Besuch eines Politikers nicht immer etwas Gutes heißen musste, sind vorüber. So hat Staatssekretär Silberhorn, selbst Oberfranke, für den Standort Volkach neben Lob für die dortigen Einheiten, deren Belastung durch Auslandseinsätze "außergewöhnlich hoch" sei, gute Nachrichten mitgebracht: Von dem in Berlin erkannten Nachholbedarf der Bundeswehr – nach Jahren des Schrumpfens und Sparens – profitiert in den kommenden Jahren auch die Mainfranken-Kaserne, die "wichtig" und als Standort "sicher" sei. Zwei zusätzliche Züge für den Luftumschlag von Material und Gütern soll Volkach erhalten, was ab dem Jahr 2024 etwa 60 zusätzliche Dienstposten bringen soll. Zudem sollen bereits in zwei Jahren 30 weitere Posten bei den mobilen Gefechtsständen entstehen. 22 Millionen Euro möchte der Bund laut Plan in den kommenden Jahren im baulichen Bereich der Kaserne investieren, etwa in die Abwasserentsorgung und in den Sanitätsbereich.
Es kommen neue Fahrzeuge
In den Augen Weisgerbers geht es bei den Plänen der Bundesregierung nicht ums Aufrüsten der Bundeswehr, sondern um das Anschaffen dringend benötigter Ausrüstung. So sieht das auch Silberhorn: Die Truppe solle endlich das erhalten, was sie für das Erfüllen ihrer Aufgabe benötigt. "Vollausstattung ist kein Wunschkonzert", sagt er. Dennoch dürften sich die Soldaten in Volkach freuen. So sollen von den 1000 Fahrzeugen, die die Bundeswehr aktuell neu beschafft, einige auch für Volkach abfallen, kündigt der Staatssekretär an. Womit das Bergen und Abschleppen liegen gebliebener Fahrzeuge zwar weiter regelmäßig geübt werden dürfte, doch hoffentlich vor allem eine Show-Einlage für Besucher der Kaserne bleibt.