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SCHWARZENAU
Staatsgut Schwarzenau: Trockenforschung am besonders regenarmen Hotspot
Rispenhirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa... Am Forschungsstandort Schwarzenau wird untersucht, welche Trockenkulturen sich für den Anbau in der Region eignen. Agrarministerin Michaela Kaniber machte sich gemeinsam mit der örtlichen Landtagsabgeordneten Barbara Becker ein Bild von den Forschungsarbeiten vor Ort, Dr. Peter Doleschel (Mitte) von der Landesanstalt für Landwirtschaft übernahm die Erklärungen.Fotos: Daniela Röllinger
Foto: Daniela Röllinger | Rispenhirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa... Am Forschungsstandort Schwarzenau wird untersucht, welche Trockenkulturen sich für den Anbau in der Region eignen.
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 20.05.2022 02:26 Uhr

Knallige Sonne, kaum eine Wolke am Himmel – das Wetter zeigte sich am Donnerstag, als wäre es passend zum Thema des Besuchs von Michaela Kaniber bestellt worden: Die Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten informierte sich im Staatsgut Schwarzenau über die Trockenforschung des Freistaats. Hier, im heißen und trockenen Landkreis Kitzingen, wird erkundet, wie sich die Landwirtschaft an den Klimawandel anpassen kann. Zugleich schaute sich die Ministerin auch die im vergangenen Jahr eingeweihten drei neuen Tierwohlställe an.

Zu warm, zu trocken: Seit Jahren ziehen Statistiker in ihren Rückblicken auf das Wetter die gleiche Bilanz. Der Klimawandel verschärft die Trockenheit und das Risiko für extreme Wetterlagen weiter. Die Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft sind enorm. Der Klimawandel werde sehr ernst genommen, sagte Ministerin Michaela Kaniber, und deshalb werde mit Hochdruck geforscht, um durch die Klimakrise zu kommen. „Wir müssen unsere Betriebe durch rechtzeitige Vorsorge widerstandsfähiger machen.“ 20 Millionen Euro investiert das Ministerium daher in 41 praxisorientierte Forschungsvorhaben zum Themenkomplex Klimawandel.

Gerade ein mal 540 Millimeter Niederschlag pro Jahr

Schwarzenau gehöre zu den trockensten Standorten Bayerns. Gerade mal 540 Millimeter beträgt der durchschnittliche Jahresniederschlag, weit unter dem Durchschnitt Deutschlands. „Ein Hotspot“, sagte Stephan Sedlmayer, Präsident der Landesanstalt für Landwirtschaft. Hier wird nun in zahlreichen Versuchen erkundet, welche Sorten und Kulturarten in Trockenlagen bestehen – von der Erdnuss über die Kichererbse und die Rispenhirse bis hin zu Quinoa. Pflanzen also, die sich über lange Zeit an das Klima ihrer Herkunftsregion angepasst haben und Dürrezeiten trotzen. „Nun testen wir sie auf ihre Praxistauglichkeit unter unseren klimatischen Bedingungen“, erklärte Kaniber, die gemeinsam mit der örtlichen Landtagsabgeordneten Barbara Becker gekommen war.

Zugleich geht es in Schwarzenau beispielsweise auch darum, wie Wasser in der Fläche zurückgehalten werden kann, welche Änderungen beim Nährstoffmanagement und Pflanzenschutz nötig und sinnvoll sind und wie die Felder unter den veränderten Bedingungen besser bearbeitet werden können. Dafür kommen auch neuentwickelte Geräte zum Einsatz, die unter anderem dazu beitragen, Pflanzenschutzmittel einzusparen – einige schaute sich die Ministerin vor Ort an.

Der „Knotenpunkt“ soll auf die ganze Landwirtschaft ausstrahlen

Ziel sei es, der Branche sowie der gesamten Gesellschaft zu zeigen, dass in Schwarzenau „das“ – und die drei Buchstaben betonte Michaela Kaniber ausdrücklich – bayerische Zentrum für praxisorientierte landwirtschaftliche Forschung in Trockenlagen ist. Auch LfL-Präsident Stephan Sedlmayer erklärte, wie wichtig es sei, die Versuchsergebnisse auch sichtbar zu machen und die Erkenntnisse aus der Region für die Region zu nutzen. Gemeinsam mit Partnern wie Unis und Behörden, aber auch den Landwirten arbeite man zusammen, um hier von einem „Knotenpunkt“ aus Positives für die Landwirtschaft zu bewirken. Fünf Mitarbeiter seien für das Forschungsprojekt derzeit schon in Schwarzenau tätig – und es werden bald noch mehr.

13,7 Millionen Euro sind laut Michaela Kaniber „gut investiert“

Geforscht wird dort aber nicht nur intensiv in Sachen Trockenheit, sondern auch für mehr Tierwohl. 13,7 Millionen Euro hat der Freistaat schon in zukunftsweisende Tierwohlställe in Schwarzenau investiert, sagte die Agrarministerin bei ihrem Besuch. „Kein Pappenstiel, aber gut investiert.“ Diese Investition sei ein wichtiges Signal an die bäuerliche Landwirtschaft, dass man sie mit ihren neuen Aufgaben nicht allein lasse. „Die Betriebe sind durch steigende Kosten, fortwährende Rechtsverschärfungen und die Tierwohldiskussion schon erheblich unter Druck“, so Kaniber. Der Freistaat zeige ihnen nicht nur Wege auf, wie sie den Umbau ihrer Nutztierhaltung zu mehr Tierwohl trotzdem schaffen können, sondern unterstütze sie auch finanziell dabei. Fast 83 Millionen Euro stelle Bayern im Rahmen der Einzelbetrieblichen Investitionsförderung für neue Tierwohlställe bereit.

„Mehr Licht, mehr Luft, mehr Platz“, nannte Anton Dippold, Geschäftsführer der Bayerischen Staatsgüter, als Stichworte für die drei neuen Tierwohlställe des Staatsgutes Schwarzenau. In diesen Ställen haben die Tiere die Möglichkeit, ins Freie zu gehen, was sich die Ministerin vor Ort auch anschauen konnte. Dippold machte zugleich klar: „Mehr Tierwohl braucht mehr Personal.“ Wenn die Bevölkerung höhere Ansprüche stelle, müsse sie auch bereit sein, höhere Preise zu zahlen.

Die fünf Aufgabenbereiche des Staatsguts Schwarzenau

Anton Dippold, Geschäftsführer der Bayerischen Staatsgüter, und Thomas Schwarzmann, Leiter des Staatsguts Schwarzenau, gaben beim Besuch von Agrarministerin Michaela Kaniber einen Überblick über die fünf Aufgabenbereiche der Schwarzenauer Einrichtung: Bildung: Aus- und Weiterbildung für Landwirte und Beratungskräfte wie Lehrkräfte, Tierärzte, Studenten und mehr. Es gibt ein Seminarhaus mit eigener Hauswirtschaft und regionaler Küche. 2020 wurden 23 Wochenkurse für Berufs- und Landwirtschaftsschüler und Studenten sowie 43 ein- oder mehrtätige Fachseminare für Schweinehalter und Fachberater abgehalten. Insgesamt nahmen 3111 Personen an Bildungsmaßnahmen teil. Versuchswesen in der Schweinehaltung: Versuchsanstellung durch die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und externe Partner, Versuche in den Bereichen Fütterung, Haltung und Zucht, Zusammenarbeit mit der Uni Bonn über die genetische Verbesserung von Effizienzmerkmalen bei Schweinen. Förderung der Schweinezucht in Bayern: Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung. Aufzucht und Mast, eigenes Versuchsschlachthaus, Befunderhebung nach der Schlachtung, Datenermittlung am Schlachtbestand und den Fleischteilen. 2021 wurden 3672 Tiere geschlachtet (mit Auswertung in der Leistungsprüfung), dazu kamen 400 Tiere aus Fütterungsversuchen. Verkauf von Schlachthälften an örtliche Metzgereien und Fleischhändler. Ausbildung: Am Staatsgut werden vier Lehrlinge in der Landwirtschaft und zwei in der Hauswirtschaft ausgebildet. 2021 erhielt das Staatsgut den Staatsehrenpreis für vorbildliche Ausbildung. Landwirtschaft: Futter und Marktfruchtanbau, Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg beispielsweise beim Demoanbau von Zwischenfrüchten, dem AELF-Versuchszentrum NW-Bayern und der LfL als klimatischer Trockenstandort. (drö)
Drei neue Tierwohlställe wurden am Staatsgut Schwarzenau gebaut., 13,7 Millionen Euro hat der Freistaat dafür investiert – laut Staatsministerin Michaela Kaniber „ein wichtiges Signal an unsere bäuerliche Landwirtschaft“. Bei ihrem Besuch am Donnerstag hatte sie Gelegenheit, von außen einen Blick in die Ställe und Außenbereiche zu werfen.
Foto: Daniela Röllinger | Drei neue Tierwohlställe wurden am Staatsgut Schwarzenau gebaut., 13,7 Millionen Euro hat der Freistaat dafür investiert – laut Staatsministerin Michaela Kaniber „ein wichtiges Signal an unsere bäuerliche ...
Wenn sie wollen, können die Ferkel jederzeit in den überdachten Außenbereich der neuen Tierwohlställe.
Foto: Daniela Röllinger | Wenn sie wollen, können die Ferkel jederzeit in den überdachten Außenbereich der neuen Tierwohlställe.
Mit neuen Geräten gezielt Pflanzenschutzmittel einsparen – auch das gehört im Forschungszentrum Schwarzenau dazu.
Foto: Daniela Röllinger | Mit neuen Geräten gezielt Pflanzenschutzmittel einsparen – auch das gehört im Forschungszentrum Schwarzenau dazu.
Dr. Peter Doleschel, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Landesanstalt für Landwirtschaft, informiert Agrarministerin Michaela Kaniber und MdL Barbara Becker über die Trockenheitsforschung am Staatsgut Schwarzenau.
Foto: Daniela Röllinger | Dr. Peter Doleschel, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Landesanstalt für Landwirtschaft, informiert Agrarministerin Michaela Kaniber und MdL Barbara Becker über die ...
Anton Dippold, Geschäftsführer der Bayerischen Staatsgüter, freute sich sichtlich über das Interesse von Ministerin Michaela Kaniber an der Forschung am Staatsgut in Schwarzenau - und zeigte sich dankbar darüber, dass der Freistaat viel Geld dafür zur Verfügung stellt.
Foto: Daniela Röllinger | Anton Dippold, Geschäftsführer der Bayerischen Staatsgüter, freute sich sichtlich über das Interesse von Ministerin Michaela Kaniber an der Forschung am Staatsgut in Schwarzenau - und zeigte sich dankbar darüber, ...
Aus Zeitgründen konnte Michaela Kaniber die neuen Tierwohlställe nur von außen begutachten.
Foto: Daniela Röllinger | Aus Zeitgründen konnte Michaela Kaniber die neuen Tierwohlställe nur von außen begutachten.
 
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