
Knapp 48 Jahre ist es her, dass Steve Borella in Stadtschwarzach im Landkreis Kitzingen Freunde besucht hat. Damals war der US-Amerikaner 21 Jahre alt. Heute lebt der 69-Jährige gut 6000 Kilometer weit entfernt, an der Ostküste der USA, genauer gesagt in Hudson, einer Stadt, etwas kleiner als Kitzingen, im Bundesstaat Massachusetts.
Doch was hat Steve Borella dazu bewogen, sich nach so langer Zeit per E-Mail mit einer Bitte an diese Redaktion zu wenden? Es ist ein Farbfoto. Es zeigt zehn Kinder, augenscheinlich fast nur Jungs, die vor einer eher tristen Mauer stehen und den Fotografen angrinsen. Borella hat das Foto während seines Besuchs vor fast einem halben Jahrhundert in Stadtschwarzach selbst geknipst.
Fotos waren etwas Kostbares
"Jeden Morgen", schreibt er in einer Antwort an diese Redaktion zu den Hintergründen des Fotos, "bin ich durch das Dorf spaziert und habe Bilder gemacht." Dabei entstand dabei auch diese Aufnahme. Obwohl er damals wie heute kein Deutsch spricht, ist es ihm irgendwie gelungen, die Kinder dazu zu bewegen, sich von ihm fotografieren zu lassen. Deren Gesichtsausdruck verrät: Es hat ihnen Spaß gemacht. Damals, in Zeiten des – vergleichsweise teuren – Analogfilms, hatten Fotografien noch einen anderen Stellenwert als heutzutage, wenn allein dank der jederzeit greifbaren Smartphones digitale Bilder zur quasi kostenlosen Massenware geworden sind.
Dies zeigt auch die persönliche Geschichte dieser Fotografie und ihres Fotografen. Denn einen Abzug davon hatte Borella jahrelang bei sich daheim an einer Wand hängen. Er musste jedes Mal schmunzeln (er schreibt: "a smile to my face"), wenn er das Bild sah, schildert der Amerikaner in seiner E-Mail. Das Foto erinnerte ihn immer wieder auf sehr angenehme Weise an seine Reise nach Deutschland.
Es gab seitdem keinen Kontakt mehr
Zugleich bohrte die ganze Zeit über eine Frage in ihm, für die er jetzt, mit fast 70, endlich auf eine Antwort hofft: Was ist aus den Kindern von damals geworden? Sind sie immer noch miteinander befreundet? Er ist den Kindern damals ein einziges Mal begegnet und hatte seitdem keinerlei Kontakt mehr zu ihnen. Deshalb hat er diese Redaktion gebeten, das alte Bild zu veröffentlichen. Vielleicht erkennt sich ja einer der Abgebildeten, die jetzt schon Rentner sein könnten, darauf. Oder es erinnert sich jemand daran, dass seinerzeit ein junger Fremder, der kein Wort Deutsch sprach, ein Foto von ihnen geschossen hat.
Falls es tatsächlich jemanden gibt, der jemanden auf dem Foto erkennt – womöglich sich selbst –, dann kann derjenige sich gerne mit der Redaktion in Verbindung setzen, unter Tel. (09321) 1324-36, oder per E-Mail an redaktion.kitzingen@mainpost.de. Die Redaktion stellt auch gerne den E-Mail-Kontakt zu Steve Borella in den USA her.