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LANDKREIS KITZINGEN
Sprachwissenschaftler: „Layla ist ein humorfreies Lied“
Popexperte       -  Martin Rehfeldt ist promovierter Literaturwissenschaftler an der Universität Bamberg und hat den Song „Layla” von der  sprachlichen Seite analysiert.
Foto: RONALD RINKLEF | Martin Rehfeldt ist promovierter Literaturwissenschaftler an der Universität Bamberg und hat den Song „Layla” von der sprachlichen Seite analysiert.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 31.08.2022 02:40 Uhr

Wenn am Wochenende das „Fränkische Weinfest“ in Volkach gefeiert wird, geht sie weiter, die Diskussion um den Song „Layla“ von DJ Robin und Schürze. Die Meinungen zum Ballermann-Hit gehen auch auf der Facebook-Seite dieser Redaktion auseinander. „Als ob es keine anderen Probleme gäbe“, kommentiert beispielsweise Walter Schaller einen Beitrag zu dem Thema. „Zwar nicht das beste Lied“, aber ein Verbot sei trotzdem nicht richtig, schreibt Stefan Fey in den sozialen Medien. Andere betonen die Wahrung der künstlerischen Vielfalt und Freiheit. „Gib Zensurkultur keine Chance“, heißt es.

Doch auch Vergleiche werden gezogen. Es werden „schlimmere“ Liedtexte erwähnt und auch zitiert. Petra Neubeck schreibt in ihrem Kommentar einen Teil des Textes „Lieschen, Lieschen“ von der Musikgruppe „Die Alpenrammler“ auf und kommentiert mit „darüber hat sich keiner aufgeregt…“. Ein Argument, das immer wieder in der Diskussion aufkommt. Der Bamberger Literaturwissenschaftler Martin Rehfeldt hat sich mit dem Vergleich von „Layla“ und „Skandal im Sperrbezirk“ befasst.

Vergleich von „Layla“ und „Rosi“ Das Lied „Layla“ sei „in keiner Weise innovativ oder in ästhetischer Hinsicht provokant“, urteilt der an der Universität Bamberg arbeitende Wissenschaftler, der in Neuerer deutscher Literaturwissenschaft promovierte. Auf seinem Blog deutschelieder.wordpress.com, auf dem regelmäßig deutsche Liedtexte interpretiert werden, analysiert er das umstrittene Lied „Layla“ von DJ Robin und Schürze im Vergleich zum Kultlied „Skandal im Sperrbezirk“ der „Spider Murphy Gang“ aus dem Jahr 1981.

Die Parallelen der beiden Lieder liegen auf der Hand: Beide Lieder sind Nummer-eins-Hits, beide Lieder handeln von Prostituierten und beide Lieder lösten Diskussionen in der Gesellschaft bis hin zu Spielverboten aus. Die Inszenierung der Prostitution habe in der Kunst und in der Popkultur lange Tradition, erklärt Rehfeldt.

Als Beispiele nennt er unter anderem Gedichte des französischen Dichters François Villon aus dem 15. Jahrhundert oder neuere Filme wie „Pretty Woman“ und „Sin City“. Die Prostituierten werden dort meist als aktive, selbstbewusste Frauen dargestellt und bilden damit den Gegenentwurf zur passiven bürgerlichen Frau. Das sei eine romantisierte Darstellung, die der Lebensrealität der Prostituierten in keiner Weise entspreche, so der 43-Jährige.

Rebellin Rosi, Luder Layla

Während Rosi aus „Skandal im Sperrbezirk“ in dieser Tradition selbstständig „täglich inseriert“, ist Layla die „Puffmama“ eines Zuhälters. Über sie wird in dem Lied vom Zuhälter und Freier als reines „Sex-Objekt“ gesprochen, ohne, dass sie selbst aktiv handelt.

Zu dem Kontext des Liedes „Skandal im Sperrbezirk“ im Jahr 1981 erklärt Rehfeldt: „Die regierende CSU setzte in München eine zunehmend restriktive Handhabung der Sperrbezirksregelungen durch, in deren Zuge erotische Dienstleistungen aller Art aus der Stadt verdrängt wurden.“ Rosi werde daher als „Rebellin gegen eine repressiv-konservative Obrigkeit“ präsentiert. Heute ist die Prostitution hingegen legalisiert. Als Rebellin könne Layla deshalb nicht bezeichnet werden. Die Prostitution stelle keinen Tabubruch mehr dar und diene auch nicht mehr als Mittel zur Provokation, so Rehfeldt.

Auch rhetorisch befindet der promovierte Literaturwissenschaftler das Lied von DJ Robin und Schürze für wenig innovativ. Es seien ohnehin nach Jahrzehnten mit unter anderem „Gangstarap“ und „Prollpunk“ kaum noch Grenzen vorhanden, die rhetorisch noch verschoben werden könnten. Und auch humoristisch könne das Lied nicht mit anderen Liedern des Partyschlager-Genres mithalten und enthalte beispielsweise keine originellen Reime, die sonst eine beliebte Komik-Quelle darstellten.

So fällt Rehfeldts zusammenfassende Kritik sehr hart aus. Es handele sich um ein „humorfreies Lied über gekauften Sex mit einer besonders jungen Prostituierten. Das ist legal und entsprechend auch nicht verboten worden“, so Rehfeldt.

Die Debatte über das Lied und die Kunstfreiheit hält er daher auch für ein „PR-Ablenkungsmanöver“. Sollte Rehfeldt das Lied irgendwo hören, würde er „nicht gleich fluchtartig das Zelt oder die Kneipe“ verlassen. Auf die Tanzfläche ginge er aber trotzdem lieber zu „Skandal im Sperrbezirk“.

Song-Vergleich

„Skandal im Sperrbezirk“: „In München steht ein Hofbräuhaus

Doch Freudenhäuser müssen raus

Damit in dieser schönen Stadt

Das Laster keine Chance hat

Doch jeder ist gut informiert

Weil Rosi täglich inseriert

Und wenn dich deine Frau nicht liebt

Wie gut, dass es die Rosi gibt

Und draußen vor der großen Stadt

Steh´n die Nutten sich die Füße platt

Skandal (Skandal)

Im Sperrbezirk

Skandal (Skandal)

Im Sperrbezirk

Skandal

Skandal um Rosi“

„Layla“: „Neulich in der Stadt stand da ein Mann

Er schaute mich sehr glücklich an

„Hey, komm mal her“,

sagte er zu mir

„Das ist mein Laden,

mein Revier“

„Mein Junge, ich hab´ ein Geheimnis für dich“

Was er von mir wollte,

wusste ich nicht

Ich sah nur das Grinsen in seinem Gesicht

„Was ich dir sage,

glaubst du mir nicht“

Ich hab´ ´nen Puff und meine Puffmama heißt Layla

Sie ist schöner, jünger, geiler

La-la-la-la-la-la-la-Layla“

 
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