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KITZINGEN
Sonnige Zeiten für die Siedlung
Sie sorgen für sonnengelbe Laune: die Siedler-Sonnenblumen Stefanie Stockmeyer, Sandra Lussert und Michelle Roth.
Foto: Diana Fuchs | Sie sorgen für sonnengelbe Laune: die Siedler-Sonnenblumen Stefanie Stockmeyer, Sandra Lussert und Michelle Roth.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 26.04.2023 22:47 Uhr

Sonnenblumen sind keine Mimosen. Sie sind groß, stark und strahlen in warmem Gelb. Ein gutes Symbol, finden drei dynamische Frauen aus der Siedlung. Stefanie Stockmeyer, Sandra Lussert und Michelle Roth haben ein Aktionsbündnis gegründet und sich einen wonnigen Namen gegeben: Als „Siedler-Sonnenblumen“ wollen sie dafür sorgen, dass es in ihrem Stadtteil (noch) ein bisschen freundlicher zugeht.

Alle drei sind echte Siedlerinnen. „Wir sind hier aufgewachsen, kennen die guten und die schlechten Seiten“, erklärt Sandra Lussert. „Wir wissen, dass die Siedlung manchmal nicht den besten Ruf hat.“ Tatsächlich habe sich zwar in den letzten Jahren viel getan. Aber trotz allem werde generell „lieber weg- als hingeschaut“, meint die 46-Jährige, die in einer Geronto-Station der AWO arbeitet. „Das ist bei uns wie überall. Keine gute Entwicklung...“

Michelle Roth ist sich sicher: „Früher war der Zusammenhalt in der Siedlung besser.“ Als Beispiel erzählt die 34-Jährige von einem kleinen Unfall, den ihr Sohn vor kurzem auf dem Heimweg von der Schule hatte. „Viele Leute haben einfach weggeguckt, statt ihm zu helfen. Erst eine Bekannte hat ihm am Ende das Blut abgewaschen und ihn getröstet.“ Das war eine erschreckende Erfahrung für die Drogerie-Fachkraft. Eine Erfahrung, die sie in ihrem Ziel noch bestärkt hat: „Ich will, dass meine Siedlung wieder wird wie früher!“

Steffi Stockmeyer nickt. „Wir hängen an unserer Siedlung und wollen etwas für die Lebensqualität hier tun. Von Siedlerinnen für die Siedlung, sozusagen.“

Spontane Geburt

Die Samen für die Sonnenblumen wurden an Kirchweih gesät. „Wir haben spontan überlegt, dass wir eigentlich beim Kerm-Umzug mitlaufen könnten.“ Gesagt, getan: Innerhalb weniger Tage organisierten die drei Freundinnen eine Gute-Laune-Fußgruppe. „Wir haben überlegt, wie wir uns nennen und verkleiden könnten, und plötzlich war es klar“, erinnert sich Sandra Lussert lachend. Als riesige Sonnenblumen warfen die Drei schließlich Süßigkeiten, Haarbänder und Geldbeutel aus – und, als Gag, Sonnenblumenkerne zum Knabbern oder Aussäen.

„Nach der Kerm stand die Frage im Raum: War's das jetzt?“, erinnert sich Sandra Lussert. Schnell war man sich einig: Nein, das war's noch lange nicht. Das Aktionsbündnis-Pflänzchen sollte wachsen. „Wir wollten richtig was für die Siedlung tun“, sagt Stefanie Stockmeyer, die bei der Stadt Kitzingen angestellt ist.

Die drei Freundinnen machten auch gleich Nägel mit Köpfen. An drei Wochenenden im November und Dezember organisierten sie mit einigen Helfern einen vorweihnachtlichen Treff mit Glühwein, wärmender Suppe, Gebäck und vielen guten Gesprächen vor dem Café Fackelmann in der Siedlung. Dank mehrerer Sponsoren blieben am Ende 400 Euro übrig, die einem wirklich guten Zweck dienen werden: Die Siedler-Sonnenblumen haben in einem Spielwarenladen acht Gutscheine zu je 50 Euro gekauft, die nun bei den Familien im Notwohngebiet, speziell bei den Kindern, für strahlende Augen und sonnige Zeiten sorgen können.

„Wir geben die Gutscheine unserer Andrea Schmidt, damit sie sie gerecht verteilen kann“, informiert Steffi Stockmeyer. Andrea Schmidt ist nicht nur Stadträtin und Referentin für das Förderprogramm „Soziale Stadt“ in der Siedlung, sondern kümmert sich ehrenamtlich auch um die Lage im Notwohngebiet der Egerländer Straße.

Da der Weihnachts-Treff zwar arbeitsintensiv, aber erfolgreich war und die Sonnenblumen vielfach für ihren Mut und ihren Innovationsgeist gelobt wurden, sprudeln die Ideen für künftige Aktionen nur so. „Ein Siedlungsstraßenfest schwebt uns vor“, schaut Michelle Roth in die Zukunft. „Oder auch eine Spendenaktion beim Red-Nose-Day.“ Auch eine Auto-Wasch-Initiative könnte Geld für einen sozialen Zweck einbringen. „Wir lassen uns was einfallen, um die Siedlung noch lebenswerter zu machen“, verspricht Stefanie Stockmeyer und Michelle Roth fügt hinzu: „...und um fröhlich beisammen zu sein.“

Denn das Gesellige, der Humor und der Zusammenhalt sind den Sonnenblumen mindestens genauso wichtig wie das Geldverdienen für die bedürftigeren Mitbürger. „Vielleicht gründen wir sogar einen e.V., wenn sich genügend Leute dafür finden“, wagt Sandra Lussert einen Ausblick.

Jeder könne eine „Sonnenblume“ werden, wenn Sympathie und Ziele stimmen, die Menschen offen und unvoreingenommen sind. „Was wir alle drei nicht leiden können, ist Ungerechtigkeit“, betont Sandra Lussert. Wie die echten Sonnenblumen wollen auch die Siedler-Sonnenblumen für alle Menschen strahlen und die Unterschiede zwischen Reich und Arm vergessen lassen. „Wir freuen uns, wenn uns viele Leute unterstützen“, ist sich das Trio einig. Gern gesehen sind auch Kinder und Männer. Die können als Siedler-Gänseblümchen oder -Kakteen gern mit Hand anlegen. Damit die Sonne in der Siedlung künftig noch viel heller scheint.

Infos

Wer die Siedler-Sonnenblumen kennen lernen oder unterstützen möchte – zum Beispiel durch (Sach-)Spenden für die Aktionen –, kann sie über ihre Facebook-Seite kontaktieren (www.facebook.com/pages/Siedler-Sonnenblumen) oder sich direkt an Sandra Lussert wenden: Tel. 09321/ 9251156. *ldk*

Sonnenblumen mit Nikolausmützen: Im Advent haben Stefanie Stockmeyer, Sandra Lussert und Michelle Roth zu Glühwein und Suppe eingeladen. Der Erlös geht an Siedlerkinder in Not.
Foto: privat | Sonnenblumen mit Nikolausmützen: Im Advent haben Stefanie Stockmeyer, Sandra Lussert und Michelle Roth zu Glühwein und Suppe eingeladen. Der Erlös geht an Siedlerkinder in Not.
 
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