Eine leise Ahnung, dass dieser Sommer in vielerlei Hinsicht problematisch werden könnte, bekam ich durch Hubert Aiwanger. Es war der Moment, als der Chef der Freien Wähler und Träger des Kitzinger Schlappmauls erklärte, wie das in Corona-Zeiten mit dem Abstandhalten in Biergärten ist. Hier noch einmal zum Nachlesen:
"Wenn sechs bis acht Leute, jeder mit seinem Kumpel kommt, dann kann der sich natürlich jeweils mit seinem Kumpel, der seine Bezugsperson ist, an einen Tisch setzen. Und mit 1,50 Abstand sitzt der nächste Kumpel mit seinem Kumpel. Aber sie können nicht sechs mal zwei an einem Tisch sitzen, weil nicht mal die ersten Sechs an einem Tisch sitzen dürfen. (...) Und zu den anderen ist jeweils 1,50 Abstand zu halten. Wenn der Tisch irgendwo 15 Meter lang ist und dann im Abstand von 1,50 immer die Pärchen gegenüber sitzen."
Was soll ich sagen: Seither habe ich mich nicht mehr in einen Biergarten getraut. Immer und immer wieder las ich die Biergarten-Regeln - ohne sie bis heute zu verstehen. Bin ich ein Kumpel? Bin ich die ersten Sechs? Lässt sich das alles über den Dreisatz lösen? Und wo bekomme ich um Himmels Willen einen 15 Meter langen Tisch her?
Was waren das noch für Zeiten, als man in den Biergarten konnte, ohne studiert oder Mathe-Leistungskurs belegt zu haben. Als es einfach nur Sommer gab und Verkehrsnachrichten mit "allen Staus ab zehn Kilometern Länge". Ansonsten: Nichts los, alles entspannt. Wohltuendes Nichts. Die Zeit hatte sogar einen eigenen Namen: Sommerloch.
Dünne Nachrichtenlage. Bis auf ein paar Brillenkaimane und andere Baggersee-Bestien keine Auffälligkeiten. Es war die Zeit, als der Bahnchef noch Rüdiger Grube hieß und es maximal darum ging, ob alle Züge auch in die richtige Richtung fahren. Mehr passte nicht in ein Sommerloch. Kann mir das bitte jemand zurückbringen? Ich wäre auch bereit, einen Finderlohn zu zahlen - vielleicht ja in Form eines Besuchs im Biergarten.