Eins muss man der Jury des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ lassen: Die Damen und Herren haben bei der Auswahl der 24 Siegerdörfer offenbar penibel genau hingeschaut – und hingehört. „Bei Ihnen zu Hause kann man im Sommer sogar die Schmetterlinge lachen hören“, gab Jurychef Michael Pelzer zum Besten, der mit seiner liebevolles Laudatio die 3500 Gäste im Berliner Congress Centrum (ICC) berührte, später beim Dorffest viele Komplimente bekam.

Man darf dem Bürgermeister von Weyarn getrost abnehmen, dass er jedes einzelne Dorf ins Herz geschlossen hat: Schon am Nachmittag im Foyer begrüßte er Sommerachs Bürgermeister Elmar Henke wie einen alten Freund, strahlte, erkundigte sich nach dem Befinden, half unserer Riesengruppe i, ICC-Labyrinth auf den richtigen Weg. Genau wie er in seiner Laudatio sagte: „Nehmt euch Zeit füreinander. Wer sagt, er hat keine Zeit, hat kein Herz. Dass dies bei euch anders ist, habt ihr im Wettbewerb zur Genüge gezeigt.“

Von einer der „größten Bürgerinitiativen Europas“ sprach Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich. Generationenübergreifend seien hervorragende Ideen entwickelt worden, „unsere Dörfer sind Herz und Seele des ländlichen Raums.“ Als er nacheinander Mürsbach und Sommerach mit Gold dekorierte, kam der heimatstolz durch. „Als Franke freue ich mich gerade natürlich besonders.“

Ungewohnt ruhig dürfte es am Wochenende auch im oberfränkischen Mürsbach gewesen sein: Von den 460 Einwohnern waren über 100 in Berlin, Gold gibt es schließlich nicht alle Tage. „Es ist roll, dass wir zusammen mit Sommerach die Frankenfahne hochgehalten haben“, fand Bürgermeister Bruno Kellner. Im Rattelsdorfer Ortsteil Mürsbach hätten alle diese Tag entgegengefiebert. „Das war für uns wie ein Pokalfinale: Berlin, Berlin, hurra – wir fahren nach Berlin.“

Die Sommeracher indes haben bereits das nächste Ziel im Visier: Sie wurden aus den neun Gold-Dörfern auserkoren, Deutschland auf europäischer Ebene zu vertreten. „Bristol, wir kommen“, lautet die Parole, die Europafahne überreichte Friedrich am Freitag. Weil mit Kitzingen auch der Bundessieger von „Entente Florale“ Europas Bühne betritt, ist der Landkreis stark engagiert. „So etwas gab es noch nie“, frohlockt Henke. „Europa wird uns kennen lernen.“

Die Preisträger, Gold: Sommerach und Mürsbach (Bayern), Bohlsen, Oberlangen (Niedersachsen), Dechow (Mecklenburg-Vorpommern), Mengsberg, Überau (Hessen), Thier (Nordrhein-Westfalen), Rammenau (Sachsen).
Silber: Böbing (Bayern), Füchtorf, Heid,
Oberveischede (Nordrhein-Westfalen), Ottersheim (Rheinland-Pfalz), Pretschen (Brandenburg), Steinmauern (Baden-Württemberg), Steutz (Sachsen-Anhalt).
Bronze: Gerlfangen (Saarland), Großbundenbach, Kerpen/Eifel (Rheinland-Pfalz), Neustadt/Harz (Thüringen), Tylsen (Sachsen-Anhalt), Vossenack (Nordrhein-Westfalen), Witzeeze (Schleswig-Holstein).

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