Eine Unterschrift gab's nicht, aber eine klare Ansage von Finanzminister Markus Söder am Montag bei seinem Besuch im Kitzinger Rathaus: Das Staatsarchiv kommt auf das rund 1,9 Hektar große Deusterareal.
Runde 33 Millionen Euro werde der Freistaat hier verbauen. Söder gab eine Zeitschiene vor. Die Einrichtung, die noch in Würzburg an zwei Standorten Akten bewahrt, soll spätestens 2022 öffnen.
Runde 8500 Quadratmeter braucht der Freistaat für den Neubau auf dem seit 1997 verwaisten Gelände. Was noch fehlt, ist der Kaufvertrag. Der soll bis spätestens April stehen, so Söder. Danach müsse erst der Haushaltsausschuss und dann der Landtag entscheiden.
Guter Nebeneffekt
An der Kaufsumme dürfte das Ganze nicht scheitern. „Wir liegen unter dem Preisniveau von Würzburg“, betonte Kitzingens OB Siegfried Müller. Laut dem Gutachterausschuss des Landratsamts läge der reine Marktwert zwischen 57 und 76 Euro pro Quadratmeter, unerschlossen. Damit wären mindestens 500 000 Euro fällig.
Die Einnahme dürfte für Kitzingen eher ein guter Nebeneffekt sein. Der Oberbürgermeister hob das Neubauprojekt als „Meilenstein zur Bewältigung der Konversion heraus“. Das Staatsarchiv werde der Belebung der Innenstadt dienen und das Image von Kitzingen verstärken.
„Das Staatsarchiv wird einen Sprung nach vorne machen“, hob der Finanzminister hervor. Die 24 Kilometer an Akten, die bislang getrennt in der Würzburger Festung und der Residenz lagern, würden in einem Neubau zusammengeführt. Mit vielen Vorteilen, auch für die 17 Archivmitarbeiter. Es sei eine Platzreserve für 30 Jahre vorgesehen, eine moderne Klimatisierung, mehr Platz für Öffentlichkeitsarbeit, Seminare und Infoveranstaltungen. Söder: „Es geht nicht um die billigste, sondern um die beste Lösung.“
„Als eine „sehr gute Lösung für die Stadt und das Staatsarchiv“ bezeichnete Wissenschaftsstaatssekretär Bernd Sibler das Vorhaben. Der „kulturelle Speicher“ werde nach neuesten Standards gebaut und jedes Jahr einige tausend Besucher in die Stadt locken. Schließlich soll das Archiv nicht nur Wissenschaftler und Studenten anziehen, sondern mit Vorträgen auch Menschen für historische Vorgänge begeistern.
Mit offenen Armen
Der Widerstand aus Wissenschaft, Teilen der Politik und der Staatsarchiv-Beschäftigten ist inzwischen laut Söder deutlich abgeklungen: „Der Franke braucht halt seine Zeit.“ Und falls es doch noch Ressentiments gibt, versprach Landrätin Tamara Bischof: „Wir werden die Mitarbeiter mit offenen Armen empfangen.“ Klare Vorteile für die sah Siebler. Kitzingen sei über Straße und Schiene gut erreichbar, das Archiv endlich an einem Ort. Und, anders als in der Universitätsstadt Würzburg, werde die Einrichtung ein klares Alleinstellungsmerkmal besitzen.
Der Bau auf dem Deusterareal, das seit 1997 diverse Planungen – vom Wohngebiet über Supermärkte bis zum Bürgerpark – und deren grandioses Scheitern erlebte, ist nicht ganz einfach. Unter dem Gelände liegen einige historische Wein- oder Bierkeller. Zwischen denen werde der Neubau eingepasst, erklärte Bauamtschef Oliver Graumann. Die Erschließung werde über die Nordtangente gut möglich sein.
Ein Architektenwettbewerb
Damit die „stark frequentierte Einrichtung“ zum Umfeld passt, soll laut Margit Ksoll-Macon, Leiterin der Staatlichen Archive Bayern, ein Architektenwettbewerb sorgen. Das passende Schlusswort zu Söders Bekenntnis zum Bauplatz Deusterareal gab der CSU-Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf: „Ich freue mich über dieses Weihnachtsgeschenk.“
Das Staatsarchiv
Das neue Staatsarchiv auf dem Deusterareal in Kitzingen soll bis 2022 fertig sein und wird auf 33 Millionen Euro veranschlagt. Das Archiv bewahrt in Würzburg rund acht Millionen Archivalien oder fast 24 000 Meter an Akten gedruckter Vergangenheit auf, darunter viele Gestapo-Akten.
Vorgesehen ist, dass der Freistaat rund 8500 Quadratmeter Grund des 1,9 Hektar großen Areals erwirbt. Insgesamt 17 Arbeitsplätze sollen von Würzburg nach Kitzingen verlegt werden. Auf dem verbleibenden Areal kann sich OB Siegfried Müller einen Pendler-Parkplatz vorstellen, im Gespräch ist zudem ein Bürgerpark. In Würzburg ist das Staatsarchiv bislang in zwei renommierten Gebäuden untergebracht: Ein Teil ist im Nordflügel der Residenz in der Stadtmitte,
der Rest im Fürstenbau der Festung Marienberg. Dort wird Platz gebraucht: Das „Fränkische Landesmuseum“ soll dort bis 2025 entstehen, dafür sind 100 Millionen Euro veranschlagt. In Kitzingen gibt es nur einen Archivstandort, zudem sollen dort Räumlichkeiten für Veranstaltungen entstehen.
In der Würzburger Residenz wurde im Vorjahr ein Geburtstag gefeiert: Vor 250 Jahren wurden die Dokumente des Hochstifts von der Festung in die Residenz transportiert. NOH