Was bringt Menschen heute in eine Kirche? Vielleicht das: ein "Sister Act"-Gottesdienst mit Liedern aus der gleichnamigen Filmkomödie mit Whoopi Goldberg. Lektorin Simone Adler und Musikerin Angelika Dornberger erklären im Interview, warum sie neue Ansätze für Gottesdienste für sinnvoll halten – und ob es dazu einen Pfarrer braucht.
Simone Adler: Die Wahrheit ist viel einfacher: Wir lieben den ersten "Sister Act"-Film. Er bewegt uns. Da haben wir gedacht: Wenn uns das Herz aufgeht, dann geht es ja vielleicht anderen auch auf…
Adler: Der Impuls kam unbewusst von unserem Dekan Ivo Huber. Er war während meiner Lektoren-Ausbildung mein Mentor und integriert schon seit Jahren Filme in seine Gottesdienste. Es ist toll, dass er und der Kirchenvorstand uns freie Hand beim Gestalten unserer Gottesdienste lassen.
Adler: Das glaube ich nicht. Die klassische Liturgie hat ihren Sinn. Allerdings gibt es auch Menschen, die sich davon nicht angesprochen fühlen.
Angelika Dornberger: Diese Menschen brauchen eine andere Form von Ansprache.
Adler: Kirche muss auch mal etwas wagen. So wie die Buchbrunner Gläubigen, die mit ihrem Atem-Holen-Gottesdienst viele Menschen erreichen.
Dornberger: Man muss die Gläubigen machen lassen. Dieses "Ich darf auch Kirche mitgestalten" ist wichtig.
Adler: Genau, und zwar nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Jugendliche. Wenn sie selbst aktiv mitwirken, dann ist der Gottesdienst ihr Ding. Nicht als Ersatz für eine Zusammenkunft mit dem Pfarrer, sondern als Zusatzangebot.
Adler: Ich bin seit 43 Jahren auf einem von Gott geführten Weg und habe die Herzenserfahrung gemacht, dass man ihm vertrauen kann. Das will ich weitergeben. Ich möchte, dass sich die Menschen ein bisschen besser fühlen.
Dornberger: Das gilt für mich genauso. Wer singt, ist glücklich.
Adler: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen, heißt es in der Bibel. In vielen Gemeinden gibt es schon verschiedene christliche Aktionen, Dorftreffs, besondere Gottesdienste. Teilweise muss man dafür halt auch mal über den Tellerrand schauen. Wir als Familie - mein Mann Jürgen, die Kinder Moritz und Felix und Mama Christa - gehen fast jeden Sonntag in einen Gottesdienst, quer durch Franken. Wir erleben an vielen Orten, dass da etwas pulsiert.
Adler: Es gibt unterschiedlichste Angebote: Abendgottesdienste, damit man Sonntagfrüh ausschlafen kann, Gottesdienste an außergewöhnlichen Orten, Kabarett-Gottesdienste wie "Gott mit Schott" von Hannes Schott oder "Anders Amen".
Dornberger: Ich denke, die Missstände in der Kirche sind oft nur eine Ausrede für Menschen, die ohnehin gerne die Kirchensteuer sparen und sich auch nicht aktiv in die Gemeinschaft einbringen wollten. Aber was erreichen sie mit ihrem Austritt? Wenn die Kirchen leer sind, werden sie verkauft, entweiht, anders genutzt. Und womit wird die Leere dann gefüllt?
Adler: Ich finde es hoffnungsvoll, dass es einige Menschen gibt, die zwar aus der Kirche ausgetreten sind, aber trotzdem ein christliches Leben führen, beten und auch mal in einen Gottesdienst gehen. Vielleicht ja in unseren!
Adler: In meiner Predigt wird es um Perspektivwechsel gehen und um Selbstliebe.
Dornberger: Bei Gospeln wie "Hail Holy Queen", "My Guy"/ "My God" und "I will follow him" aus "Sister Act" sind Aufstehen und Mitmachen, Mitswingen und Mitsingen angesagt.
Sister-Act-Gottesdienst
Organisatorinnen: Simone Adler aus Possenheim, Lektorin im Dekanat Markt Einersheim, hat den Gottesdienst zusammen mit Angelika Dornberger ausgearbeitet. Die Kirchenmusikerin und Musiklehrerin für Klavier und Orgel hat eigens einen Chor zusammengestellt, der die Film-Hits präsentiert. Dornberger hat lange Zeit den Kinderchor in Hellmitzheim geleitet und den Pop-Chor "ad libitum". Als Organistin und Kirchenchorleiterin ist die Marktstefterin unter anderem in Iphofen und Scheinfeld aktiv.